Harald Gollwitzer: „Positiv bleiben, Strategien entwickeln und machen“

Floß. Andrea und Harald Gollwitzer hatten gerufen und fast alle waren gekommen. Mehr als 50 Wirtschaftsclubmitglieder wollen sich die Tour durch das neue Bürogebäude des Spezialtiefbauunternehmens nicht entgehen lassen. Es gibt aber noch mehr Interessantes zu hören und zu sehen an diesem Mittwoch.

Gutgelaunte Gastgeber: Andrea (Dritte von links) und Harald (rechts) Gollwitzer beim Plausch mit den Gästen. Foto: Udo Fürst

Es sind nicht nur die leckeren Snacks, das kühle Bier und das Gläschen Sekt, das die Unternehmer, Firmenbosse, Geschäftsführer und Entscheidungsträger/innen des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz an diesem heißen Sommerabend nach Floß lockt. Zu entdecken und vielleicht auch zu lernen ist noch viel mehr: Bestaunen können die Gäste das Innenleben des ein Jahr alten, hochmodernen Bürogebäudes, und zu hören ist ein flammendes Plädoyer des gewohnt leidenschaftlich argumentierenden Gastgebers Harald Gollwitzer. Quintessenz seines Vortrags im Konferenzraum („der noch nie so voll war wie heute“): „Wir dürfen trotz aller Probleme im Land nicht alles schlecht reden, nicht alles dem Staat überlassen und müssen stattdessen die Ärmel hochkrempeln und eigene Ideen für die Zukunft entwickeln.“

„Haus der offenen Türen“

Vor dem Rundgang durch das schmucke, vom Vohenstraußer Unternehmen Reger Bau nach Plänen seines Architekten Fabian Knorr und entsprechend den Vorstellungen von „Kreativdirektorin“ Andrea Gollwitzer realisierten Gebäudes dankt Wirtschaftsclub-Präsident Günther Kamm den Gastgebern für die Einladung und lobt ihren Unternehmergeist. „Du hast Deine Leidenschaft ‘je tiefer, umso besser’ in Deinem Unternehmen bestens umgesetzt“, erklärt Kamm. „Respekt an Andrea und Harald, was ihr hier geschaffen habt.“ Nicht hoch genug zu schätzen sei auch das enorme ehrenamtliche Engagement der beiden, die sich seit Jahrzehnten in die Ortsgemeinschaft und darüber hinaus einbringen.

Die Intention hinter dem in seiner Ausführung „nicht ganz reibungslos abgelaufenen“ Neubaus erklärt Andrea Gollwitzer, deren Vorstellungen maßgeblich für die Realisierung des Neubaus stehen. „Wir haben den Bau, das ein Haus der offenen Türen ist, nicht nur für uns, sondern vor allem für die kommenden Generationen gebaut.“ Dabei habe man einen großen Fehler gemacht, gesteht die Hausherrin schmunzelnd: „Wenn man sowas baut, schaut man sich vorher andere Beispiele an. Wir haben es umgekehrt gemacht und das ist teuer geworden.“ Großen Wert habe man auf die Energieeffizienz des Gebäudes gelegt.

Unter der Prämisse „A gscheids Miteinand“ werden diese Werte in der „Gollwitzer family“ gelebt. Foto: Udo Fürst

Allgegenwärtige „Gollwitzer Family“

„Familie“ – dieses Wort ist allgegenwärtig im Hause Gollwitzer und hat in der Neustädter Straße 27 die Bedeutung, die ihm zusteht. Zur „Gollwitzer Family“ gehören Tochter Sophia und Sohn Ludwig, der am 1. Mai als zweiter Geschäftsführer der Gollwitzer Spezialtiefbau berufen wurde. „Ein wichtiger Schritt für unsere weitere Unternehmensgeschichte und ein starkes Signal für die Zukunft“, sagt der Senior, der laut seiner Aussage vom Mittwoch nur noch sechs Jahre an der Firmenspitze stehen will. „Ich werde zwar nicht ganz aufhören, es aber sicher langsamer angehen lassen.“ Zur Family zählt man bei Gollwitzer aber auch die Belegschaft, weil „bei uns nicht das schnelle Geschäft um jeden Preis zählt, sondern die Menschen und ihre Bedürfnisse“.

In einer Powerpoint-Präsentation stellt Harald Gollwitzer den Gästen sein Unternehmen vor, das sich vom Steinbruch in Altenhammer vor 70 Jahren zu einem der führenden Spezialtiefbauspezialisten in Deutschland entwickelt hat. „Dabei mussten wir auch einige, teilweise sehr schwierige Jahre, meistern.“ Das Durchhalten auch in schwierigen Zeiten hat sich gelohnt. Heute kann Gollwitzer auf beeindruckende Zahlen verweisen: Drei Standorte (Floß, Berlin, Chemnitz), 125 Mitarbeiter, derzeit 60 bis 70 Baustellen mit einem Volumen zwischen 300.000 und fünf Millionen Euro, 1500 abgeschlossene Projekte, 65 Millionen Euro Jahresumsatz.

Modern, energieeffizient, schön und zweckmäßig: das neue Bürogebäude von Gollwitzer Spezialtiefbau. Foto: Fred Lehner
Modern, energieeffizient, schön und zweckmäßig: das neue Bürogebäude von Gollwitzer Spezialtiefbau. Foto: Fred Lehner
Harald Gollwitzer (rechts) in Erwartung der Gäste. Foto: Udo Fürst
Harald Gollwitzer (rechts) in Erwartung der Gäste. Foto: Udo Fürst
Harald Gollwitzer mit Gästen in seinem Büro. Foto: Udo Fürst
Harald Gollwitzer mit Gästen in seinem Büro. Foto: Udo Fürst
Charmante Gastgeberin: Andrea Gollwitzer im Plausch mit Wirtschaftsclub-Geschäftsführer Michael Wachsmann. Foto: Udo Fürst
Charmante Gastgeberin: Andrea Gollwitzer im Plausch mit Wirtschaftsclub-Geschäftsführer Michael Wachsmann. Foto: Udo Fürst
Die Gäste wurden mit einem Gläschen Sekt oder Orangensaft begrüßt. Foto: Udo Fürst
Die Gäste wurden mit einem Gläschen Sekt oder Orangensaft begrüßt. Foto: Udo Fürst
Fred Lehner
Udo Fürst
Udo Fürst
Udo Fürst

Gollwitzer spielt in der 1. Bundesliga

Nach der detaillierten Vorstellung seiner Firma wagt der Geschäftsführer einen Ausblick. „Wir haben oft gegen den Abstieg gespielt. Aber jetzt sind wir in der 1. Bundesliga und dort ganz vorne dabei“, freut er sich und verweist auf die stabile Ertrags- und Vermögenslage mit einer 70-prozentigen Eigenkapitalquote. Doch Zahlen allein sind es nicht, die den Boss glücklich machen. „Geld war nie mein Antrieb. Ich wollte etwas bewegen und verändern“, versichert er und freut sich über den „guten Namen“, den seine Firma heute habe. „All die Erfolge wären nicht ohne meine Mitarbeiter möglich gewesen. Dass ich die zu einem tollen Team formen durfte, macht mich glücklich und stolz.“

Allerdings werde die Suche nach Mitarbeitern immer schwieriger. „Der Arbeitsmarkt in der nördlichen Oberpfalz ist völlig abgegrast. Du findest auch keinen Auszubildenden mehr bei uns.“ Deshalb beschreite man neue Wege und suche in Ostdeutschland, Ostwestfalen oder anderen Regionen Arbeitskräfte. „Unsere Leute sind ohnehin fast ausschließlich auf Montage. Da ist es ihnen egal, wo die Firma selbst sitzt.“ Weiteres großes Problem: die Bürokratie. Gollwitzer nennt ein vielsagendes Beispiel: Im Vergleich zu vor 25 Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl in Kommunen immens erhöht und hat das an einem konkreten Beispiel aus der Region deutlich gemacht.

Harald Gollwitzer, wie man ihn kennt: leidenschaftlich, engagiert, kundig. Foto: Udo Fürst

Gollwitzer und seine vier Strategiefelder

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssten Firmen Strategien entwickeln. „So, wie wir das machen. Man muss positiv bleiben und handeln“, betont der Chef. Deutschland stehe trotz aller Probleme noch immer gut da und gerade Unternehmerinnen und Unternehmer seien es, die ihre Zukunft selbst in der Hand hätten. „Wir sind schließlich Unternehmer, keine Unterlasser“, hört man Gollwitzer später beim Plausch sagen. Sein Unternehmen habe einen 4-Stufen-Plan entwickelt, mit dem man sich für die künftigen Herausforderungen gerüstet sieht:

  • Erhalt der Profitabilität
  • Stärkung der gewerblichen Personalressourcen
  • Gemeinsamer Marktauftritt mit dem Tochterunternehmen BoRaMa
  • Neue Geschäftsfelder entwickeln

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