Helmut Prieschenks Ruck-Rede: „Walter Winkler hat uns alle begeistert“

Neuhaus. Von wegen Künstliche Intelligenz: Witron-Geschäftsführer Helmut Prieschenk setzt bei seiner Ruckrede bei der Echo-Wahlinitiative nicht auf KI, sondern auf NI, auf die natürliche Intelligenz, den menschlichen Faktor. Und allen voran auf den großen Motivator Walter Winkler.

Auf den Menschen kommt es an: Witron-Geschäftsführer Helmut Prieschenk bei seiner Ruck-Rede in der Bahler-Zoiglstum. Foto: Jürgen Herda

Wer mit Helmut Prieschenk telefonieren möchte, sollte am besten eine Weltuhr dabeihaben. Der Witron-Geschäftsführer ist für den Global Player aus Parkstein oft in den USA oder Australien unterwegs. Die Themenstellung bei der Echo-Wahlinitiative beim Bahler in Neuhaus lautet folgerichtig:

„Vom Parkstein in die Welt – was kann die Welt von Parkstein und der Oberpfalz lernen und umgekehrt?“ Prieschenk kennt beide Perspektiven und schildert den Weg des Lebensmittel-Logistikers an die Weltspitze dank der Begeisterungsfähigkeit des Gründers und Patriarchen Walter Winkler.

„Eggs any Style“

Aller Anfang ist schwer. Das gilt selbst für die ganz Großen im Oberpfälzer Business. „Wir haben vor 30 Jahren in Amerika angefangen, Geschäfte zu machen“, sagt Helmut Prieschenk. „Die Firma gibt’s seit 50 Jahren. Und ich kann mich gut erinnern, wie einer unserer ersten Kollegen rübergekommen ist.“ Im Hotel will der Witron-Handlungsreisende der ersten Stunde zum Frühstück Eier bestellen. „eggs any style“ sind im Angebot.

Das sagt Prieschenks Oberpfälzer Kollegen zu: „Einmal eggs any style, bitte.“ Die Bedienung fragt auf Englisch nach: „Ja schon, aber auf welche Art?“ Und der Mitarbeiter wiederholt: „Any.“ Das Spiel wiederholt sich einige Male in der Fremdsprache, bis die Bedienung geht und schließlich die Eier „auf irgendeine Art“ bringt. Da habe sich der US-Kollege gedacht: „Na das kann was werden mit euch in der Oberpfalz.“ So sei das losgegangen.

Heute sind wir eine Firma mit 7500 Leuten, mit 1,4 Milliarden Euro Umsatz und sind in der gesamten westlichen Welt unterwegs, also im Prinzip in den USA, Europa und Australien. Helmut Prieschenk

Auf den Menschen kommt es an: Witron-Geschäftsführer Helmut Prieschenk bei seiner Ruck-Rede in der Bahler-Zoiglstum. Foto: Jürgen Herda

Die Kunden der Politik sind die Bürger

Prieschenk will die Gäste in Bahlers Zoiglstum mit auf eine kleine gedankliche Bilderreise nehmen: „Die Parallelen, das Buchstabieren rüber zur Politik, das kann dann jeder für sich selber entscheiden.“ Er selbst stehe heute stellvertretend für Walter Winkler hier: „Dem Gründer, der mit 87 Jahren nach wie vor mit Leib und Seele dabei ist – der sagt, du musst einen Kundenfokus haben.“ Und schon sei man bei der Politik. „Du brauchst einen Kundenfokus, du musst agil sein und versuchen, über die Zeit entsprechend Varianzen reinzubekommen.“ Die Kunden der Politik, das sind die Bürger.

Witron habe diese Agilität und Flexibilität an die Weltspitze gebracht: Zu Beginn habe man viel für die BHS gearbeitet. „Dann haben wir festgestellt, im KFZ-Bereich gibt’s viel zu tun.“ Prieschenk selbst habe sich zunächst auf den Schwerpunkt KFZ fokussiert. Dann kam die Lebensmittelindustrie. „Also, Sie sehen schon, da hätte man sich immer irgendwo ausruhen und sagen können, ,na das passt, das taugt‘, aber wir sind raus aus der Komfortzone und haben das nächste gemacht.“ Und als das Geschäft mit den Lebensmittelkonzernen lief, habe man sich gesagt: „Man könnte doch das automatisch machen.“ Das hatte zuvor noch keiner getan.

Mut zum Ausprobieren

Und schon sei man wieder in der Politik und der Oberpfalz: „Du kannst entweder sagen, oh, das hat noch keiner gemacht, aufpassen!“ Oder aber: „Schauen wir mal, ob wir’s hinbekommen, ja?“ Ob man etwa auch die Dienstleistungen für die eigenen Anlagen auf die Kette bekommt: „Wir haben als Steuerungshaus angefangen“, sagt der Geschäftsführer, „dann hat die IT nicht so gut funktioniert, und wir haben sie selber gemacht.“ Irgendwann habe Witron sich dann auch an den Service rangetastet. „Hat das am Anfang super funktioniert? Überhaupt nicht!“ Aber wer sich zuletzt freut, freut sich am erfolgreichsten:

Wir sind jetzt mit 4500 Leuten eine der größten Servicefirmen in der Intralogistik. Helmut Prieschenk

Und so sei das auch mit der langsamen, aber steigen Eroberung neuer Märkte in neuen Ländern gelaufen. „Wir haben in Deutschland angefangen, dann Europa, dann irgendwann mal den Sprung vor 30 Jahren in die USA geschafft und zuletzt vor fünf, sechs Jahren nach Australien.“ Was Prieschenk damit sagen will: „Du brauchst einen Fokus, aber du brauchst auch Agilität, um flexibel zu reagieren.“

Der G’stanzl Lucky gibt bei der Echo-Wahlinitiative ruckvoll seinen musikalischen Senf dazu. Foto: Jürgen Herda

„Der Wille trägt dich ins Ziel“

Was aber sei der entscheidende Antrieb hinter diesem Willen zum „Trial-and-Error“ – zu Versuch und Irrtum? „Warum macht man sowas?“ Da stehe wie bei jeder erfolgreichen Firma zu Beginn eine Unternehmer-Persönlichkeit an der Spitze: „Die Person Winkler, mit einem extremen Willen, so ein Unternehmen auf die Reise zu bringen.“ Das sei der Querpass zur Politik: „Der Wille, der dich letztendlich trägt.“ Prieschenk zitiert passend dazu Edwin Moses, den 400 Meter Hürden-Läufer, der 16 Jahre den Weltrekord gehalten hat.

„Natürlich gehört Talent dazu. Natürlich musst du trainieren. Aber am Ende bist du bei so einem 400 Meter Hürdenlauf nach der Hälfte tot. Der Rest ist Wille. Der Wille trägt dich ins Ziel.“ Und das sei genau das, was Walter Winkler vorgelebt und womit er alle im Unternehmen begeistert habe. „Dass wir da nicht lange überlegen mussten: Sind die Rahmenbedingungen schwierig?“ Man könne „ganz doll jammern und fünf Zoigl trinken“. Oder man gehe eben mit den Rahmenbedingungen besser um als andere.

Gesunder Menschenverstand wichtiger als KI

Mit dieser Einstellung meistere man dann auch Krisen. „Das ist das Spannende“, sagt der Geschäftsführer, „dass ich den Spieß umdrehen muss, besser damit klarkommen und stärker rauskommen muss als andere.“ Und da helfe es auch, in der bodenständigen, erdverbundenen Oberpfalz zu wirtschaften: „Einfach gesunder Menschenverstand, der ist wichtiger als KI.“ Rational bleiben und nicht abheben. Wenn die Witronen bei Kongressen gefragt würden: „Macht ihr eigentlich KI in der Oberpfalz?“ Dann antworten sie:

Nein, wir sind schon weiter, wir machen NI. Helmut Prieschenk

Was das denn Tolles sei, die NI, würden die dann denken? Haben die was Neues entdeckt? „Dann sagen wir: Wir machen jetzt mittlerweile natürliche Intelligenz.“ Witron nutze die Menschen. Den menschlichen Faktor anstatt der Überhöhung der KI. „Bewahren wir uns doch eine Wertschätzung den Menschen gegenüber.“ Die Mitarbeiter, das seien schlaue Leute: „Die haben alle Stärken, die wollen alle irgendwas erreichen, Generation hin oder her.“ Und deswegen mache bei Witron das Thema NI so viel Spaß.

Fleißig sein, anständig bleiben!

Womit Prieschenk schon wieder bei einem Alleinstellungsmerkmal der Oberpfalz gelandet sei: „Nicht ein hochstilisiertes Management, ein Executive Summary oder sonst was, sondern frei nach Walter Winkler – du musst dich anstrengen im Leben, musst fleißig sein und musst dich gegenüber anderen Menschen anständig benehmen.“ Mit diesem Handwerkzeug, Wertschätzung anderen gegenüber zeigen: „Dann kommst du recht weit.“ Das sei die Basis, warum man sich nicht verstecken müsse in der Oberpfalz.

Dasselbe gelte für das Thema Dankbarkeit: „Wenn man heute hört, was alles schiefläuft und was alles schwierig ist“, sagt Prieschenk, „seien wir doch einmal dankbar, wo wir sind, und was wir haben.“ 5 Prozent der rund 8 Milliarden Menschen auf der Welt könnten ein Leben führen, wie wir es hier hätten. „Ja, wir sitzen hier in der warmen Stube, haben Bier – was gibt’s heute, einen Presssack?“ Natürlich zwickt es auch manchmal, das spüre man dann mit 60 Jahren schon mal auf dem Buckel:

Aber in der Regel geht’s uns gut – 5 Prozent der Weltbevölkerung. Helmut Prieschenk

Oberpfälzer Dialog: „Und? Wird!“

Und die anderen gut 90 Prozent? „Die hätten gerne unsere Sorgen.“ Aber was machen wir? „Problem hin und her und jammern, und das leben wir dann auch noch den Jungen vor.“ Prieschenk sei zweifacher Großvater. „Da kannst du dich nicht zu den Kindern hinstellen und sagen, alles ist schwierig. Das geht doch nicht. So kann man nicht arbeiten.“ Noch eine Oberpfälzer Tugend sei hier zu nennen: die Ehrlichkeit. „Wie gehe ich mit den Leuten um, wie gehe ich mit Kunden um?“ Ein wichtiger Teil der Oberpfälzer Kultur.

„Wir kommen ja mit relativ wenigen Worten am Tag aus“, sagt er amüsiert. „Aber wenn wir dann was sagen, dann passt es meistens.“ Ein Beispiel gefällig? Als er einmal zu einem aufgeregten Kunden auf die Baustelle fahren muss, der ihn wegen mancherlei Problemen angerufen hat, befürchtet Prieschenk: „Das wird bestimmt ein lustiger Termin.“ Als er ankommt, steht der Witron-Bauleiter mit seinem Helm, das Gesicht verschwitzt, vorne am Container.

Und dann hatte ich mit dem ein ausführliches Oberpfälzer Gespräch. Ich habe gefragt: Und? Und der hat gesagt: Wird. Helmut Prieschenk

Auf den Punkt statt ohne Punkt und Komma

Damit sei alles gesagt. „Ich bin gegangen und habe mir gedacht: Mir kann nichts mehr passieren.“ Das sei der Unterschied. Auf den Punkt anstatt stundenlanger Meetings, Management-Selbstbeweihräucherungen und Beratungs-Marathons. „Da können uns viele andere etwas abschauen.“ Prieschenk wolle sich zwar mit Ratschlägen an andere zurückhalten: „Wenn der Bäcker sagt, wie der Metzger seine Wurst machen soll.“ Aber:

Da kochen andere auch mit Wasser, manchmal sogar mit kaltem Wasser. Helmut Prieschenk

Wenn wir Oberpfälzer uns treu blieben, ehrlich blieben, dann bräuchten wir uns sich vor nichts fürchten. „Das ist meine Meinung, wenn es um die Oberpfalz in die Welt oder die Welt in die Oberpfalz geht.“ Und mittlerweile wisse man bei Witron auch was Eggs-Any-Style sind: „Jetzt wissen wir’s. Also Spiegelei und Rührei und was weiß ich, was für Eier es gibt.“

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