Herbert Achternbusch tot: „In Bayern möchte ich nicht einmal gestorben sein“

Nordoberpfalz. Der Regisseur, Schriftsteller und Maler aus dem bayerischen Wald starb im Alter von 83 Jahren. Herbert Achternbusch gilt als bedeutender Vertreter des Autorenfilms. Von seinen Fans wurde er für seinen subversiv-sarkastischen Humor verehrt.

Hinterkünftig schelmisch, so gab sich Herbert Achternbusch gerne. Bild: Screenshot Youtube

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, produzierte Achternbusch fast 30 Filme – meist mit kleinem Budget. Darunter sein erster Kinofilm als Regisseur „Das Andechser Gefühl“ (1972). „Das Gespenst“ Anfang der 1980er-Jahre brachte ihm Blasphemie-Vorwürfe ein. Sein Werk umfasst 20 Theaterstücke, 40 Bücher und Hunderte Gemälde.

„Schlechter als ich ist keiner“

Achternbusch wurde 1938 als uneheliches Kind eines Zahntechnikers und einer Sportlehrerin in München geboren. Nach dem Freitod der Mutter wuchs er im Bayerischen Wald bei seiner Großmutter auf. Seine Oma habe ihn gelehrt, was richtig und falsch sei, sagte Achternbusch später. Seit seiner späten Adoption durch den leiblichen Vater 1960 trug er den Namen Achternbusch. Er besuchte noch das Gymnasium in Deggendorf, als 1959 seine Tochter Eva zur Welt kam. Die Mutter des Kindes war eine Mitschülerin.

In Nürnberg und München studierte er bildende Kunst und entdeckte das Filmemachen für sich. Später betätigte er sich auch als Schriftsteller und Schauspieler, war Hauptdarsteller in seinen eigenen Filmen. Der „Universaldilletant“ (O-Ton Achternbusch) sagte einmal über sich selbst: „Schlechter als ich ist keiner.“ 1962 heiratete er seine Kommilitonin Gerda und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch – etwa als Zigarettenverkäufer auf dem Oktoberfest.

Burdas Scheck verbrannt

Mitte der 1960er Jahre verlegte sich Achternbusch aufs Schreiben, veröffentlichte einige kleine Bände mit Gedichten und Radierungen. Durch Vermittlung Martin Walsers verlegte der Suhrkamp Verlag 1969 erste Erzählbände Achternbuschs. Sein Erstlingsroman „Die Alexanderschlacht“ (1971) wurde als bahnbrechend für die Avantgarde der jungen deutschen Literatur in den 1970er- und 1980er-Jahren gelobt.

1977 gefiel er sich als Agent provocateur, als er einen Scheck mit dem Preisgeld für den von Verleger Hubert Burda gestifteten Petrarca-Preis auf der Preisverleihung verbrannte und die Veranstaltung unter Protest verließ. Mit „Das Klatschen der einen Hand“ stellte er 2002 den letzten seiner über zwei Dutzend Filme fertig.

„Old Schwurhand“ verweigert Preis

Anfang der 1970er Jahre begann Achternbusch, erste Schmalfilme zu drehen und kam mit prominenten Vertretern des deutschen Autorenfilms in Kontakt. Er spielte Rollen in Werner Herzogs Kinofilm „Jeder für sich und Gott gegen alle“ und Volker Schlöndorffs Fernsehfilm „Übernachtung in Tirol“ und verfasste 1976 das Drehbuch für Herzogs Film „Herz aus Glas“. Sein erster Kinofilm als Regisseur war 1974 „Das Andechser Gefühl“.

1982 lösten Blasphemie-Vorwürfe gegen seinen Film „Das Gespenst“ einen Skandal aus. In Deutschland protestierten Hunderte von Katholiken vor den Programmkinos. Der damals gerade neu ernannte Bundesinnenminister Friedrich „Old Schwurhand“ Zimmermann verweigerte dem Regisseur das Preisgeld für seinen Film „Das letzte Loch“, der ein Filmband in Silber gewonnen hatte. Zuvor hatte ihm die bayerische Landesregierung schon einmal Fördergelder verweigert, weil er in „Servus Bayern“ einen Dichter, der nach Grönland auswandern will, sagen ließ: „In Bayern möchte ich nicht einmal gestorben sein.“

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