Heribert Prantl begeisterte zum Abschluss der “Langen Nacht der Demokratie”

Nordoberpfalz. Schnell waren alle Plätze in der Neustädter Stadthalle besetzt, als sich die Türen zur Schlussaktion der bayernweit veranstalteten "Langen Nacht der Demokratie" öffnete. Der Referent Heribert Prantl wusste mit seinen Aussagen zum Kampf gegen Antidemokraten zu begeistern.

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Die “Lange Nacht der Demokratie” endete mit einem engagierten Aufruf von Heribert Prantl alles dafür zu tun, Demokratiefeinde zu entlarven und mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln entschieden zu bekämpfen. Foto: Martin Stangl

Am Wochenende fanden bayernweit zahlreiche Aktionen anlässlich der “Langen Nacht der Demokratie” statt. Landtagspräsidentin Ilse Aigner ist seit Jahren Schirmherrin für dieses Projekt. In der nördlichen Oberpfalz begannen die zahlreichen Ehrenamtlichen mit vielfältigen Veranstaltungen bereits am Samstagvormittag. Schluss- und Höhepunkt in der Nordoberpfalz war ein Vortrag des SZ-Journalisten und Juristen Prof. Dr. Heribert Prantl.

Brechend volle Stadthalle in Neustadt

Verantwortlich für die Organisation des Vortragsabends war die Katholische Erwachsenenbildung Weiden-Neustadt: “Wir sind von dieser Resonanz überwältigt und haben selten eine so brechend volle Stadthalle in Neustadt gesehen”, zeigte sich der bisherige stellvertretende Vorsitzende Anton Dobmayer erfreut. Tatsächlich mussten die Verantwortlichen weitere Stühle herbeischaffen, damit die schließlich über 300 Zuhörer alle eine Sitzgelegenheit erhielten.

Auf dem Programm stand ein Vortrag von Heribert Prantl mit dem Thema “Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!” Bevor der Referent mit seinen Ausführungen begann, überbrachte die stellvertretende Landrätin Karolina Forster die Grüße von Landrat Andreas Meier. Sie forderte das Publikum auf, sich beim Thema Demokratie einzumischen: “Demokratie ist kein Selbstläufer. Demokratie ist eine weltweite Herausforderung.”

Fegefeuer Demokratie

Heribert Prantl bemühte in seinem flammenden Plädoyer etliche religiöse Metaphern und Anleihen. Er bezeichnete die Demokratie als modernes Fegefeuer, das allerdings bereits im Diesseits die Menschheit herausfordere. Überhaupt verwies der Referent mehrfach auf seine christlichen Wurzeln. Diese Prägung erhielt der gebürtige Nittenauer von seinem einstigen Kaplan, der aus “Neischdaadl” stammte (O-Ton Prantl: “Deshalb ist das heute für mich ein Heimspiel”).

Über den Geistlichen bekam er erstmals bei einer Ministrantenfahrt ins KZ Flossenbürg mit dem berühmten Gebet des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer in Kontakt: “Das Gebet ‘Von guten Mächten wunderbar geborgen’ brauchen wir heute mehr denn je. Denn das Wiedererstarken von politisch rechtsextremen Positionen und Fantasien bedroht unsere Freiheit massiv! Nationalismus, Fundamentalismus, Chauvinismus und Extremismus heißen die aktuellen Bedrohungen.”

Verbot rechtsradikaler Parteien

Mit seinem Statement “Die Geschichte hat einen Staubsauger für Werte eingeschaltet, der uns jede Sicherheit nimmt!” leitete Heribert Prantl seine Forderung nach einem Verbot der AfD und die Aberkennung von Grundrechten für den rechtsradikalen AfD-Funktionär Höcke ein. “Der Paragraf 18 des Grundgesetzes gibt das her”, so der Jurist Prantl. Damit könnten die gefährlichen Rechtspopulisten weder einen Lehrberuf ausüben, noch im Staatsdienst eine Funktion übernehmen. Zudem bewirkt ein Verbot die Aberkennung staatlicher finanzieller Zuwendungen für deren Parteifinanzierung.

Die Gefahr, dass das Verfassungsgericht den Verbotsantrag ablehnt, sieht der ehemalige Staatsanwalt Prantl nicht. Im Gegenteil: “Eine demokratische Mobilmachung ist unbedingt notwendig. Wir müssen die Waffen der wehrhaften Demokratie zum Schutz unserer Freiheit entrosten!”

Oberpfälzer wissen, wie Demokratie geht

Obwohl Heribert Prantl aus beruflichen Gründen seinen Wohnort schon lange aus der Oberpfalz nach Oberbayern verlegt hat, klingt aus seinen Worten großer Stolz auf und ebenso große Dankbarkeit für seine Heimat. Dies liegt auch daran, dass der Widerstand gegen die WAA von den eigentlich zurückhaltenden Oberpfälzern mit großem Engagement hinsichtlich Demokratie geführt wurde. Als großen demokratischen Oberpfälzer lobte er den ehemaligen Landrat Hans Schuierer aus Schwandorf: “Die Oberpfälzer wissen, wie Demokratie geht. Sie wussten schon 1985, wie man mit demokratischen Mitteln die Freiheit bewahrt.”

Wie damals bei der WAA, ist heute höchste Zeit, dass die Oberpfälzer die Demokratie verteidigen! Wir haben damals bewiesen, dass wir das können. Jetzt müssen wir allerdings die Rechtsradikalen bekämpfen. Heribert Prantl, Journalist und Jurist

Mittel zur Demokratieverteidigung

“Um die Demokratie zu verteidigen, brauchen wir keine Heiligen, sondern ganz normale Menschen und Bürger! Außerdem brauchen wir ein klares Wertesystem, das gar nicht so kompliziert ist!” Als Beispiel für die Werte in der Flüchtlingspolitik führte Prantl eine ganz banale Weisheit an: “Lasst uns Flüchtlinge so behandeln, wie wir in deren Situation gerne behandelt werden würden!”.

Seiner Meinung nach ein Skandal: “Die AfD macht Unterschiede bei Menschen, die in Deutschland Schutz vor Verfolgung suchen und verweigert ihnen die Zuerkennung Würde nach Paragraf 1 unserer Verfassung. Das müssen wir deutlich machen und uns dagegen wehren, weil damit ein demokratisches Grundrecht mit Füßen getreten wird.”

Zum Schluss seines Vortrags zitierte Heribert Prantl den römischen Dichter Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.), der vor gut 2000 Jahren in seinen “Amores” den heute überaus aktuellen Satz niederschrieb: “Glücklich, wer das, was er liebt, auch wagt, mit Mut zu verteidigen”.

Lang anhaltender Applaus zeigte, dass der kompetente Referent beim Publikum einen Volltreffer mit seinem Feuerwerk für die Demokratie gelandet hat. Hans Bräuer von der KEB bedankte sich im Namen der Katholischen Erwachsenenbildung für die zahlreichen Gedanken und Anregungen beim Publikum und beim Redner.

Kommentar: Bravo den Demokraten – Pfui Rechtspopulisten

Von Martin Stangl

Ein großes Lob an alle Mitwirkenden der “Langen Nacht der Demokratie!” Das Lob geht zunächst an alle anonymen Ehrenamtlichen, die Tische auf- und abbauten, Plakate klebten, Flyer verteilten und/oder große und kleine Helferlein im Hintergrund waren.

Ein großes Lob an alle demokratischen Politiker, die sich der Diskussion stellten oder auch nur durch ihre Anwesenheit bei den Veranstaltungen eindrucksvoll hinter die Demokratie stellten.

Ein großes Lob an die Organisationen und Vereine, die sich ihrer Verantwortung für die Demokratie bewusst sind. Sie haben gezeigt, dass rechtsradikales Gedankengut eben nicht salonfähig ist:

  • ARV – Engagement für Menschen
  • Evangelisches Bildungswerk Oberpfalz
  • Katholische Erwachsenenbildung Weiden-Neustadt
  • Kreisjugendring Neustadt
  • Volkshochschule Weiden-Neustadt
  • Weiden ist tolerant
  • Arbeit und Leben in Bayern

Ein Dank an die Schirmherren der Veranstaltung in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN Jens Meyer (Oberbürgermeister der Stadt Weiden) und Andreas Meier (Landrat Neustadt/WN.)

Und nicht zuletzt ein Dank an alle Institutionen und politischen Bildungsträger, die zur Finanzierung dieser eindrucksvollen Veranstaltungsreihe beigetragen haben.

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