Hier spricht Herz zu Herzen: 15 Jahre offene Trauerandachten in Mitterteich

Mitterteich. Nicht nur für Trauernde, sondern auch für von Sorgen und Nöten geplagte Menschen, veranstaltet das Trauerteam Mitterteich mittlerweile seit 15 Jahren regelmäßig sogenannte „Offene Trauerandachten“.

Das Trauerteam Mitterteich (von links): Melanie Hoschopf, Ursl Fröhlich, Carmen Roose, Christa Ott und Doris Dick. Foto: Carmen Roose

Seit 15 Jahren gibt es in Mitterteich offene Trauerandachten. War es anfangs nur ein kleiner Kreis von Teilnehmern, so kommen heute allmonatlich 70 bis 90 Leute in die Stadtpfarrkirche. Das Angebot richtet sich an Trauernde und alle Menschen, die schwere Zeiten durchleben. Die nächste Andacht mit dem katholischen Kirchenchor ist am 30. Dezember 2022 um 18 Uhr.

Seit 2007

Im Dezember 2007 hatte die Pfarrei St. Jakob erstmals zu einem Wortgottesdienst eingeladen, der sich an Trauernde richtete. Hospizbegleiterin Carmen Roose hatte diese Idee von ihrer Ausbildung zur Trauerbegleiterin mitgebracht. Die damalige Gemeindereferentin Gertrud Hankl hat sie dabei unterstützt. Stadtpfarrer Anton Witt war mit einer Testphase einverstanden und unterstützte dieses Vorhaben von Anfang an. Die Verantwortlichen waren sich von Beginn an einig, dass nicht nur der katholischen Verstorbenen gedacht werden sollte, sondern auch der Verstorbenen anderer Glaubensrichtungen.

Offene Trauerandacht

Somit war eine “offene Trauerandacht” entstanden, bei der die Namen aller Verstorbenen aus Mitterteich verlesen werden und jeweils eine Kerze für sie entzündet wird. Die thematische Ausarbeitung lag anfangs überwiegend bei Gertrud Hankl. Als diese im September 2012 in die Pfarrei Waldsassen wechselte, übernahm Carmen Roose die Vorbereitung und Durchführung der Andachten. In Ursula Fröhlich fand Roose sehr schnell eine engagierte Frau, die sie seither als Lektorin und mit Ideen unterstützt. Kurze Zeit später schloss sich Doris Dick dem Team an. Christa Ott und Melanie Hoschopf vervollständigten das Trauerteam Mitterteich, IT-mäßig unterstützt von Gerold Hoschopf.

Jeder im „Trauerteam Mitterteich“ hat seine Aufgabe. So übernimmt zum Beispiel das Ehepaar Hoschopf die künstlerische Ausarbeitung von Plakaten und ähnlichen Sachen. Wenn wirklich mal keine geeigneten Texte oder Gebete gefunden werden, dann schreibt Carmen Roose, die 40 Jahre im liturgischen Dienst der Pfarrei St. Jakob stand, diese auch mal selbst. “Mit jedem Monat werden es mehr Gottesdienst-Besucher, die hier ein wenig Ruhe suchen”, betont Roose.

Trauernde aus der gesamten Pfarreiengemeinschaft

Inzwischen feiern Trauernde aus der gesamten Pfarreiengemeinschaft Mitterteich-Steinmühle-Leonberg und darüber hinaus die Andachten mit, die zu einer festen Einrichtung in der liturgischen Planung vor Ort geworden sind. Beginn ist jeweils am letzten Freitag im Monat um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Jakob. Carmen Roose informiert, dass auf Wunsch auch die Namen von Verstorbenen verlesen werden, die nicht in Mitterteich und Umgebung gelebt haben. “Ganz so, wie es die Gottesdienst-Besucher wünschen”, versichert Roose.

Und so sind es auch immer mehr Kerzen, die entzündet und am Ende der Feier zur Muttergottesstatue am Rande des Altars gebracht werden. “In den Tagen vor der Andacht häufen sich die Anrufe, in denen um das Verlesen von Verstorbenen gebeten wird.” Auch aus entfernteren Orten – wie etwa aus Meran in Südtirol – kommen die Bitten um ein Gedenken. Mesnerin Helga Weiß habe für die Wünsche des Vorbereitungsteams immer ein offenes Ohr.

Probleme super gelöst

Mit der Versetzung von Gertrud Hankl entstand bei den Andachten zunächst ein großes musikalisches Problem, wie Carmen Roose im Rückblick erzählt. Dann erklärte sich Ursula Thoma bereit, später ergänzt um Stilla Schuller, die Lieder anzustimmen. Dieses Problem löste sich, als Carmen Roose mit Erfolg anfragte, ob sich andere Musikgruppen an der Gestaltung beteiligen würden. Neben dem evangelischen und dem katholischen Kirchenchor bereicherten einzelne Solisten oder auch schon mal der evangelische Posaunenchor, die Gruppe “Grazie a Dio” aus Leonberg, die Stubenmusik Burger, der Frauenbundchor, die Stadtkapelle sowie Chordirektor Matthias Schraml an der Orgel die Andachten.

86 Namen nach Corona

Roose berichtet, dass während der Coronabeschränkungen drei Monate keine Andachten gefeiert werden durften. Diese Zeit war für die Angehörigen aus mehrerlei Hinsicht keine gute Zeit. Die meist im Krankenhaus oder Seniorenheim Verstorbenen durften zu Lebzeiten nicht mehr besucht werden und die Vorschriften sahen auch keine Möglichkeit vor, sich von den Verstorbenen persönlich zu verabschieden. Es war für Roose sehr schwer, als in der ersten wieder erlaubten Andacht 86 Namen zu verlesen waren. Und das waren nur aktuell in der ersten Welle verstorbene Menschen. Nie in den 15 Jahren brannten so viele Kerzen auf dem Mitterteicher Altartisch.

Jubiläumsandacht nicht nur für Trauernde

Die nächste Trauerandacht am Freitag, 30. Dezember, um 18 Uhr ist als Jubiläumsandacht angesetzt. Das Thema lautet “Wo zwei oder drei gemeinsam trauern”. Die musikalische Umrahmung übernimmt der katholische Kirchenchor. „Es kommen auch immer mehr Menschen in unsere Andachten, die zwar keinen Trauerfall hatten, aber von Sorgen und Nöten geplagt ein wenig Ruhe suchen“. Das hat das Trauerteam bereits festgestellt. “Sie alle werden eingebunden und fühlen sich verstanden und mit ihren Anliegen vertreten”, so Roose.

“Erfreulich ist, dass auch Trauernde in die Andachten kommen, die man sonst nicht mehr in der Kirche sieht und die sich vom Glauben abgewandt haben.” Carmen Roose nimmt sich, seit dies wieder erlaubt ist, nach Ende der Andachten immer Zeit, um zu den Mitfeiernden zu gehen und mit einigen von ihnen ein paar Worte zu wechseln. Das größte Kompliment, das sie im Zusammenhang mit den Trauerandachten erhalten habe, stammt vom ehemaligen evangelischen Pfarrer Martin Schlenk. Er habe am Ende einer Andacht einmal betont: “Hier spricht Herz zu Herzen!”

* Diese Felder sind erforderlich.