Imker wollen Augen öffnen für Blühwiesen der KZ-Gedenkstätte

Flossenbürg. Schlamperei und Wildwuchs dort, wo vor Jahrzehnten Menschen gelitten haben? Ist das wirklich eine Respektlosigkeit, dieses wuchernde Grün und Bunt auf den abgerissenen Häftlingsbaracken in der KZ-Gedenkstätte? Imker sehen das ganz anders.

Die Imkerfreunde Floß-Flossenbürg begrüßen die Blühflächen auf den ehemaligen Häftlingsbaracken: Alexander Sailer, Robert Lindner, Jörg Skriebeleit, Pamela Wünsche, Joachim Kiehl, Roni Höning (von rechts). Foto: Gabi Eichl

Alexander Sailer, Ex-Gemeinderat und leidenschaftlicher Hobby-Imker, ist regelrecht begeistert von dem, was da über den früheren Häftlingsbaracken blühen darf. Sailers Begeisterung teilen die Imkerfreunde Floß/Flossenbürg. Jörg Skriebeleit, der Leiter der Gedenkstätte, hat in den vergangenen Jahren seit der vielfach gelobten und ausgezeichneten Neugestaltung 2015 aber auch schon sehr deutliche Kritik über den vermeintlichen Wildwuchs ertragen müssen.

Umso erfreuter zeigt sich Skriebeleit über einen Besuch der Imkerfreunde, die bekunden, wie sehr sie sich freuten, dass dort, wo einst gelitten und gestorben worden sei, heute Insekten und vor allem Bienen ein üppiges Büfett bereitet werde. Dabei ging es laut Skriebeleit bei der Gestaltung zunächst keineswegs um ökologische Nachhaltigkeit. Diese sei heute eher ein sehr willkommener Ausfluss des Gestaltungskonzeptes.

„Versteht das jemand?“ – Besucherfragen erwünscht

Die Berliner Landschaftsgestalter GmbH namens „Sinai“, die den Wettbewerb zur Neugestaltung der Anlage gewonnen hat, machte von Anfang an klar, dass die Straße zum Vogelherd hinauf, die mitten durch die Anlage führt, gemäß dem Shared-Space-Modell bleiben muss. Über den Häftlingsbaracken exakt abgegrenzt und somit als einstiges Gebäude erkennbar Wiesen wachsen zu lassen, diese Idee sei zunächst umstritten gewesen, sagt Skriebeleit gegenüber den Imkerfreunden.

„Versteht das jemand?“, diese Frage sei lange diskutiert worden. Immerhin bestehe die Möglichkeit der Fehlinterpretation, Gras über die Geschichte wachsen lassen zu wollen, auch wenn genau das symbolisiert werde. Dass das wuchernde Gras auch das Volumen der früheren Baracke verdeutlichen könne, das sei alles erklärungsbedürftig, sagt Skriebeleit, der sich eigenem Bekunden nach aber über jeden Besucher freut, der nach eben diesen Erklärungen sucht und nachfragt. Man wolle ins Gespräch kommen, sagt der Gedenkstättenleiter. Ganz bewusst. Die Beschilderung in der Gedenkstätte sei daher so minimalistisch wie möglich gehalten.

Stofferl Well: „Wäi so a Rufern“

Skriebeleit erinnert an den Besuch von Stofferl Well, dem jüngsten der Well-Brüder, die einst zusammen mit Gerhard Polt als Biermösl-Blosn die Bayern-Hymne umgedichtet haben („Gott mit dir, du Land der BayWa“). Well, der für eine neue Folge seiner Sendung „Stofferl Wells Bayern“ in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN unterwegs war, habe die Bedeutung der Blühflächen sofort erkannt. Das sei „wäi so a Rufern“, so Well, wie eine Wunde, die zugewachsen sei, von der man aber nicht wisse, „bricht die wieder auf“.

Inzwischen komme dem Aspekt der Blühwiesen auf den einstigen Baracken eine neue Bedeutung zu, sagt Skriebeleit. Eine Bedeutung, die jetzt von den Imkern aus Floß und Flossenbürg untermauert wurde. Der Vorsitzende der Imkerfreunde, der Flosser Bürgermeister Robert Lindner, lobt die Idee des Shared Space in der Anlage. Sailer springt ihm bei und verweist darauf, dass die Biene neben Rind und Schwein das „volkswirtschaftlich wichtigste Haustier“ sei.

Die Hausbiene sei immerhin für 90 Prozent der Bestäubungsleistung verantwortlich. Und sie finde heute in Großstädten schon mehr Nahrung als auf dem Land, auf dem Wiesen meist schon vor der Blüte gemäht und blühende Unkräuter mit todbringenden Insektiziden und Pestiziden bekämpft würden.

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