Immobilienmakler in U-Haft – Weitere Betrugsvorwürfe – Prozess beginnt im Juni
Weiden. Im Juni soll der Prozess gegen einen 45-jährigen Immobilienmakler beginnen. Die Zeit bis dahin wird der Weidener in Untersuchungshaft verbringen: Die Staatsanwaltschaft Weiden hat den Beschuldigten am Freitagmorgen festnehmen lassen.

Gegen 9.30 Uhr wurde der 45-Jährige dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Weiden vorgeführt, der den Haftbefehl bestätigte. Er befindet sich jetzt in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Weiden.
Die Festnahme ist Folge der Entwicklung der letzten Wochen. Die Strafkammer des Landgerichts hatte sich im Vorfeld des Prozesses zu einem weiteren Erörterungsgespräch mit den Verteidigern des Immobilienmaklers getroffen. Im Januar war TV-Anwalt Stephan Lucas als zusätzlicher Verteidiger neben Oliver Plate eingestiegen. Die Verständigung, die dabei erzielt wurde, sei vom Beschuldigten in der Folge “in Abrede gestellt” worden, so Staatsanwalt Matthias Bauer.
Ermittler erkennen Schneeball-System
“Die Staatsanwaltschaft hat sich daraufhin entschieden, alle eingestellten Fälle wieder aufzunehmen.” Zusätzlich sind neue Fälle dazugekommen. Bauer spricht von einer “neuen Tatsachenlage” und einer neuen rechtlichen Begründung. Die Ermittler gehen jetzt von einem Schneeball-System aus. Dem 45-Jährigen wird Eingehungsbetrug vorgeworfen. Er soll sich hohe Beträge unter falschen Versprechungen ergaunert haben. Immer, wenn die Geldgeber ungeduldig wurden, soll der Beschuldigte sie mit der Zahlung kleinerer Summen ruhig gestellt haben.
“In der Vielzahl der Fälle erkennen wir ein Muster”, so Staatsanwalt Bauer, der die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit dem Kommissariat 2 (Vermögensdelikte) der Kriminalpolizei Weiden jetzt führt.
Seit 2023 liegt eine Anklage mit zwölf mutmaßlichen Betrugsfällen aus den Jahren 2017 bis 2021 vor. Dazu kommen nach Auskunft von Bauer weitere vier Fälle des gewerbsmäßigen Betrugs dazu. Der Prozess soll im Juni beginnen. Im April 2024 war die Staatsanwaltschaft mit einem Haftbefehl noch am Ermittlungsrichter gescheitert, der Beschuldigte kam damals am gleichen Tag wieder auf freien Fuß.
Vorwurf: Auch Freunde und Kompagnon betrogen
Im Kern soll die Vorgehensweise immer ähnlich gewesen sein: Der Makler vermittelte Privatpersonen, die ein Haus bauen wollten, Kredite. Dann spiegelte er vor, diese Kredite durch bessere ablösen zu können. Die Geschädigten müssten ihm dafür nur die Summen überweisen. Die gutgläubigen Kunden nahmen dafür teils Privatkredite auf. Das Geld steckte er laut Staatsanwaltschaft selbst ein: “für einen exzessiven Lebensstil”. Mindestens ein mutmaßliches Opfer lernte er auf einer Dating-Plattform kennen.
Größter Batzen der Anklageschrift ist der Schaden bei seinem früheren Kompagnon der Agentur in Weiden. Diesem soll er vorgemacht haben, 333.000 Euro in „Nato-Häuser“ investieren zu wollen. Es wurden vier Darlehensverträge geschlossen. Laut Ermittlungsergebnis steckte er das Geld selbst ein. Seinem Partner soll er erzählt haben, der Verkäufer der „Nato-Häuser“ habe ihn geneppt.
Betrug an Blue Devils, Ice Tigers und SpVgg-SV?
In der Anklage heben sich zwei Fälle des mutmaßlichen Betrugs an Sportvereinen ab. Einer betrifft die SpVgg SV. 2019 war ein Sponsoring über 64.000 Euro auf zwei Jahre vereinbart. Der Angeklagte soll nur sporadisch etwa 29.000 Euro gezahlt haben. Zweiter Fall ist ein Werbevertrag mit den „Ice Tigers“ aus Nürnberg. Der Werbevertrag über zwei Jahre hatte ein Volumen von 35.000 Euro, es sollen nur 3.800 geflossen sein.
Noch offen ist zudem eine Berufungsverhandlung: 2022 war der Immobilienmakler am Amtsgericht Weiden zu 1 Jahr und 9 Monaten Haft – ohne Bewährung – verurteilt worden. Damals ging es um Betrug am Eishockeyverein „Blue Devils“, deren Hauptsponsor er 2014 war. Die Masche: Als Versicherungsmakler schloss er Lebensversicherungen auf Spieler ab und kassierte Provisionen. Auf einen einzigen Stürmer liefen beispielsweise zwölf Versicherungen.
* Diese Felder sind erforderlich.