Jahn in der 2. Liga: Maximal unglückliche Last-Minute-Pleite in Unterzahl bei Hertha
Berlin. Bis auf die ersten fünf und die letzten zehn Minuten kontrolliert der SSV Jahn das Spiel in Berlin, hat die besseren Chancen. Nach einer völlig überflüssigen Roten Karte und zwei Torwartfehlern gewinnt Hertha BSC ab Minute 90.
Bis zur 90. Minute hält der SSV Jahn in Berlin ein völlig verdientes 0:0. Die Berliner haben zwar etwas mehr Ballbesitz, dafür schießen die Regensburger öfter aufs Hertha-Tor – und haben auch die besseren Chancen.
Die Schlüsselszene des Spiels: Der gerade erst eingewechselte Mansour Ouro-Tagba trifft Florian Niederlechner bei einem belanglosen Zweikampf im Mittelkreis am Knöchel. Die harte Entscheidung des ansonsten souveränen Schiedsrichters Richard Hempel: glatt Rot (76.).
Gebhardts halbes Eigentor
Die Hertha läuft jetzt etwas energischer, aber immer noch weitgehend ideenlos gegen eine gut gestaffelte Regenburger Defensive an. Bis zur 90. Minute. Jonjoe Kenny schickt den bis dahin glücklosen Ibrahim Maza rechts im Strafraum an die Grundlinie, aus unmöglich spitzem Winkel schiebt er die Kugel Felix Gebhardt durch die Beine – eigentlich schon fast ein Eigentor mit der Ferse, 1:0. Kann passieren, klar, dass sich der Keeper die Option offen hält, den Fuß rausschnellen zu lassen.
Dass dem so starken Regensburger Rückhalt dann sechs Minuten später ein richtiger Fauxpas unterläuft, ist auch schon geschenkt: Der eingewechselte Michael Cuisance bleibt bei einem Entlastungskonter hängen, Niederlechner drischt ungestüm drauf, von Gebhardts Fäusten springt die Kugel an den rechten Innenpfosten und kullert mit Effet in Zeitlupe über die Linie – Gebhardts Rettungsversuch kommt zu spät, 2:0.
Kothers Monsterchance
Die ersten Minuten im Berliner Olympia-Stadion gehören erwartungsgemäß Hertha-Trainer Cristian Ramon Fiéls Berlinern, die zeigen, dass sie unbedingt den ersten Saisonsieg erzwingen wollen. Die Hertha kommt schnell über die Flügel, der Jahn hat größte Mühe mit den Flanken von beiden Seiten, bekommt den Ball nicht weg. Luca Schuler krallt sich mit Drehung den zweiten Ball am Elfmeterpunkt, knallt ihn aber deutlich über die Latte (4.).
Nach einer Viertelstunde bekommen Joe Enochs bestens präparierte Regensburger das Spiel zunehmend in den Griff, erpressen sich Bälle im Mittelfeld, und spielen sich erste Gelegenheiten heraus. Dominik Kother ist fast allein Richtung Keeper Tjark Ernst unterwegs, verheddert sich aber in letzter Minute in den Beinen von Marc Kempf und kann unter Druck nur ungenau abschließen – Christian Kühlwetter, der ein paar Meter weiter rechts freisteht, ärgert sich zu Recht (21.).
Kühlwetter mit Chuzpe
Als Kother die Kugel erneut auf den Fuß bekommt, sieht er endlich den Sturmkollegen, aber Derry Scherhant kann in letzter Sekunde vor Kühlwetter klären. Regensburg ist jetzt das aktivere Team im Olympia-Stadion. Kothers Flachschuss von der Strafraumkante ist zu unplatziert (27.). Sebastian Ernst zieht von rechts nach innen und versucht es aus ähnlicher Position – Kother fehlt eine Fußspitze, um die Kugel am Keeper vorbei über die Linie zu spitzeln (32.).
Nach einem erneuten Ballverlust im Mittelfeld versucht es Kühlwetter aus 45 Metern, weil Keeper Ernst zu weit vor seinem Kasten steht, die Kugel senkt sich gefährlich, rauscht aber um einen halben Meter am rechten Torkreuz vorbei (36.) – eine Regensburger Führung wäre inzwischen verdient, weil Hertha die eigenen Offensivbemühungen fast eingestellt hat.
Kaum Gefahr für Regensburgs Tor
Auch nach der Pause hält Regensburg die Berliner weitgehend vom eigenen Tor weg. Der fleißige Kai Pröger setzt sich auf seiner rechten Seite zunächst gegen Kempf durch, seine Flanke kommt aber nicht an – Hertha verteidigt schlampig, Pröger erneut im Ballbesitz bleibt hängen (47.). Erster Abschluss der Berliner in Hälfte 2: Deyovaisio Zeefuik versucht es aus rund 18 Metern, seinen Kuller nimmt Gebhardt dankend auf (51.).
Für etwas mehr Gefahr sorgt der flotte Marten Winkler, der links im Strafraum an die Grundlinie sprintet, am Rückpass rutscht Niederlechner knapp vorbei (63.). Erst die denkbar überflüssige Rote Karte für Ouro-Tagba, der in Minute 67 für den enttäuschten Kühlwetter aufs Feld darf, ändert die Statik des Spiels (76.). Trotz optischem Übergewicht schaffen es die Berliner nur selten, brenzlige Situationen vor dem Jahn-Tor zu erzwingen.
Vermaledeite 90. Minute
Bis zur vermaledeiten 90. Minute: Nach einer Kombination über den genesenen Cuisance findet Maza aus unmöglichem Winkel die Lücke zwischen Gebhardt Beinen, dessen Hacke die Kugel erst über die Linie bugsiert, 1:0 (90.). Als der Torschütze wenig später einen Freistoß aus aussichtsreicher Position verursacht, hebt Christian Viet die Kugel gefühlvoll über die Berliner Köpfe auf den eingewechselten Noah Ganaus, der nicht hoch genug springt, um sie gewinnbringend zu drücken (94.).
So nimmt das Regensburger Schicksal seinen Lauf: Einen halbherzigen Konter vollendet Niederlechner mit einem unplatzierten Gewaltschuss – Gebhardt faustet das Ding via Innenpfosten über die Linie, 2:0 (90.+6). Der Jahn ist nah an einem verdienten Punktgewinn, muss sich lediglich vorwerfen lassen, die eigenen Konter nicht konsequent ausgespielt oder die Kugel nach Ballgewinnen zu schnell sinnfrei nach vorne gedroschen zu haben.
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