Jahn in Liga 2: Das erste von sieben Endspielen bei der SV Elversberg
Elversberg. Es war die gelungene Premiere von Jahn-Trainer Andi Patz nach dem Debakel in Nürnberg: Der erste von insgesamt nur fünf Zweitliga-Siegen im Hinspiel gegen den SV Elversberg. Am Sonntag, 13.30 Uhr muss Regensburg nun die 2:1-Revanche gegen den Club auch im Waldstadion Kaiserlinde bestätigen.

Der 2:1-Überraschungscoup gegen den 1. FC Nürnberg am vergangenen Sonntag war ein großer Schritt für den Tabellenletzten, der insgesamt erst fünf Dreier in der aktuellen Zweiliga-Saison einfahren konnte. In der Tabelle wirkt sich der Erfolg dagegen noch gar nicht aus.
Der Abstand zu den überhaupt noch realistisch erreichbaren Rivalen um den Klassenerhalt hat sich nur marginal verringert: Ulm konnte die 4-Punkte-Distanz durch ein 2:1 gegen den SV Darmstadt wahren. Immerhin machte der Jahn auf Braunschweig zwei Punkte gut – die Eintracht trennte sich in Münster mit 1:1.
Abwehr-Bulle Bulic will’s wissen
Fest steht: Außer der gnädigen Mithilfe der Konkurrenz, einer gehörigen Portion Spielglück und Momentum braucht der Tabellenletzte jetzt vor allem eisernen Willen, um das fast Unmögliche in den verbleibenden sieben Endspielen noch möglich zu machen. An Willen fehlt es einem Akteur, der zuletzt seinen Stammplatz eingebüßt hat, sicher nicht – Rasim Bulic macht seinem Namen als bulliger Verteidiger mit Tendenz zur Übergriffigkeit oft genug alle Ehre.
„Wir haben einfach Gas gegeben und gewonnen“, resümiert er den Heimerfolg gegen den Club kurz und schmucklos. „Das war wichtig für uns. Wir sind alle all in gegangen.“ Nach einer überschaubaren ersten Halbzeit sei es nach dem Pausenpfiff besser gelaufen für den SSV: „Wir haben es einfach gedreht, weil wir wissen, für uns zählen nur noch Siege.“ Nach der Umstellung auf Dreierkette habe man die Franken nicht mehr vom Haken gelassen.
Wir waren die ganze zweite Halbzeit dominant. Rasim Bulic
Eklig verteidigen und cool bleiben
„Man muss gegen die halt einfach eklig sein“, nennt er sein Rezept vor dem schweren Auswärtsspiel beim Tabellensiebten SV Elversberg. „Verteidigen, aber auch mitspielen, ein bisschen den Ball halten, den Ball spielen und denen keine Zeit lassen.“ Die spielstarken Saarländer würden bestimmt Phasen haben, in denen sie viel öfter den Ball haben. „Da müssen wir halt einfach cool bleiben, unsere Stärken ausspielen, auf die zweiten Bälle gehen und dann halt schnell ab zum Tor.“
In der jetzigen Situation wäre es wichtig, auch mal zwei Spiele in Folge – und vor allem endlich auch mal auswärts zu gewinnen. Die Voraussetzungen dafür? „Ja, auf jeden Fall Mentalität“, das sei der wichtigste Faktor, „den du auf jeden Fall jetzt für den Endspurt brauchst.“ Und daran zu glauben, kann auch nicht schaden:
Ganz klar, wir glauben daran, dass wir es noch schaffen und werden jetzt alles dafür geben, dass wir es schaffen in den letzten sieben Spielen. Rasim Bulic
SVE ließ auch beim HSV nichts anbrennen
Die Dauer-Überraschungsmannschaft aus dem beschaulichen 13.000-Einwohner Städtchen Spiesen-Elversberg bei Neunkirchen kann mit 41 Punkten auf Platz 7 sorgenfrei in die sportliche Zukunft blicken. Beim torlosen Remis am vergangenen Freitagabend im Hamburger Volksparkstadion beendete die massive SVE-Defensive bereits das elfte Saisonspiel ohne Gegentor – für das laue Jahn-Stürmchen sicher keine leichte Bastion. Trainer Horst Steffen hatte die Startelf in Hamburg taktisch mit einer Raute im Mittelfeld und personell mit Luca Schnellbacher (für Tom Zimmerschied) und Fisnik Asllani als Doppelspitze clever eingestellt.
In der Innenverteidigung stellte sich Maximilian Rohr den Angreifern seines Ex-Clubs anstelle von Florian Le Joncour erfolgreich entgegen. Eine dokumentierte Stärke der Saarländer: Die SVE-Akteure legten insgesamt über 121 Kilometer zurück – mehr als jeder andere Zweitligist an diesem Spieltag. In 218 Zweikämpfen verteidigten sie das Remis mit Zähnen und Klauen. Ein gemütlicher Nachmittag wird das für die Oberpfälzer auf keinen Fall.
Doppelpass on Tour: Rainer Calmund lobt SVE und Horst Steffen
Beim „Doppelpass on Tour“ in der St. Ingberter Stadthalle musste sich SVE-Trainer Horst Steffen der nicht immer ganz ernsten Charme-Offensive von Rainer Calmund, Thomas Helmer und Matze Knop erwehren. Running Gag: Steigt die SVE noch auf? Gibt es Interesse von Bundesligisten am Erfolgstrainer? Wäre er nicht gar ein möglicher Nachfolger von Carlo Ancelotti bei Real Madrid oder Julian Nagelsmann bei der deutschen Nationalmannschaft?
Steffen schmunzelt und schweigt dazu. „Erst einmal wäre es aber schön, auch mal gegen einen Aufsteiger zu gewinnen“, blickte er auf das nächste Spiel gegen Schlusslicht Jahn Regensburg voraus. Ein Schwachpunkt der Elversberger: Gegen die Top-Teams top, gegen die vermeintlich Kleinen oft ein Flop. Calmund lässt das in seinem Dauermonolog freilich nicht gelten: In ihren weißen Heim-Trikots glichen die SVE-Ballkünstler eh schon den „Galaktischen“ von Real Madrid.
„Der 4:3-Sieg auf St. Pauli vergangenes Jahr war das beste Zweitligaspiel, das ich je gesehen habe“, schmeichelt der frühere Bayer-Boss. Auch Infrastruktur und Verpflegung an der Kaiserlinde seien „absolute Spitzenklasse“. Und Steffen gewährte im Gegenzug Einblicke ins Training der SVE, das im St. Ingberter Mühlwald stattfindet: Anders als beim 1. FC Magdeburg würden zwar keine Drohnen eingesetzt, das Geschehen aber mit Kameras aufgenommen und von SVE-Spezialisten ausgewertet.
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