Jahn in Liga 2: Fortuna Düsseldorf will simpel siegen, statt nach Sternen zu greifen

Düsseldorf. Und ewig grüßt das Abstiegsgespenst: Auch bei der milde kriselnden Fortuna Düsseldorf ist Auswärts-Dauerlooser SSV Jahn krasser Außenseiter. Und Daniel Thiounes verletzungsgeplagten Rheinländer sind heiß auf die noch zu vergebenen 27 Punkte.

Schiri Lukas Benen nimmt den Elfmeterpfiff für Fortuna Düsseldorf nach Videobeweis zurück. Genützt hat es dem SSV Jahn bei der 0:3-Hinspiel-Pleite dennoch nichts. Und Stammkeeper Felix Gebhardt sitzt wohl eine weitere Woche auf der Ersatzbank. Foto: jrh

Was sich für Fortuna-Fans wie die Bilanz einer Krise liest, wären für den SSV Jahn Luxusprobleme, mit denen man sich gerne rumschlagen würde. Während sich die Regensburger mit 16 Punkten, davon nur einen einzigen auswärts fest im Tabellenkeller vergraben haben, rangiert Düsseldorf mit 38 Punkten auf Rang 9 – davon relativ bescheidenen 16 in der heimischen Merkur-Spielarena, wo Fortunen-Coach Daniel Thioune am Samstag, 13 Uhr, rund 30.000 Zuschauer erwartet.

Allerdings ist auch der rheinische Frohnatur-Motor besonders zuletzt ins Stottern geraten: Einen Dreier fuhren die Düsseldorfer nur einmal in den vergangenen fünf Partien gegen Hertha BSC ein – zuletzt setzt es nach dem, laut Thioune, „grottigen“ 1:2 gegen Fürth ein deutliches 1:4 beim HSV. Kein Wunder, dass der sympathische Niedersachse seiner Truppe vor dem Heimspiel gegen das Schlusslicht in der PK eine klare Ansage macht:

Wir arbeiten daran, dass wir uns die verbleibenden 27 Punkte noch holen – Sie sehen, ich bin geladen, habe Energie und einfach Bock, am Samstag wieder ein anderes Bild abzugeben und mich nicht für irgendwas rechtfertigen zu müssen. Daniel Thioune

Thioune: „Liefern, statt labern!“

Beim 3:0-Hinspiel-Erfolg in Regensburg hatte der Favorit jedenfalls wenig Mühe, für klare Verhältnisse zu sorgen. Dennoch nimmt Thioune das Spiel nicht auf die leichte Schulter: „Ich mach’ nie eine Mannschaft am Tabellenplatz fest“, gibt er zu bedenken, „sondern eher an der Performance, in der sie in der Lage ist zu spielen.“ Wie beim 1:1 gegen den HSV etwa, gegen den die Fortuna zuletzt immerhin chancenlos blieb.

Oder dem torlosen Remis der abstiegsbedrohten Schwimmsportler am vergangenen Wochenende gegen Paderborn: „Ich glaube, das ist uns noch nie gelungen“, staunt der 50-Jährige über eine Mannschaft, die sich trotz scheinbar aussichtsloser Lage mit dem Wasser bis Oberkante Unterlippe noch immer nicht aufgegeben hat.  „Und das ist ja schon mal cool!“. Lobt er den Oberpfälzer Kampfgeist.

Wir dürfen nicht mehr nach den Sternen greifen, wir dürfen nicht labern, sondern müssen liefern. Daniel Thioune

Geipl: „Aufgeben ist keine Option“

An eben diesem mühsamen Remis wollen sich auch die Gäste aus Regensburg aufrichten – und der Flut von bislang 53 Gegentreffern defensive Sandsäcke entgegenstemmen: „Auf der Leistung können wir aufbauen“, findet Jahn-Kapitän Andi Geipl, „gerade defensiv haben wir uns in jeden Zweikampf reingeworfen und gut verteidigt – und auch vorne haben wir uns Torchancen erspielt, wir müssen den Ball einfach über die Linie bringen.“

Chancen dazu habe es auf beiden Seiten gegeben. Deshalb gehe die Punkteteilung in Ordnung. Aber Geipl weiß natürlich auch: „Jeder, der die Tabelle lesen kann, weiß, dass wir drei Punkte hätten gut gebrauchen können.“ Und wie Thioune zählt auch der Regensburger Routinier den Countdown der neun verbleibenden Spiele mit maximal 27 Punkten herunter.

In Düsseldorf müssen wir nächste Woche auswärts das Gesicht zeigen, was wir daheim auch zeigen, um vor der Länderspielpause möglichst nochmal dreifach zu punkten – dann bin ich guter Dinge, dass wir das noch schaffen können. Wir dürfen den Glauben nie verlieren, solange es noch machbar ist. Das ist das Wichtigste. Aufgeben ist keine Option für uns.

Heimgesicht 😊, Auswärtsgesicht ☹?

Jahn-Chefcoach Andi Patz baut dann auch seine Mannschaft gleich wieder mit einem dicken Heim-Smiley auf: „Es war für uns wichtig, unser Heimgesicht zu zeigen, und das ist uns über 90 Minuten gelungen.“ Man habe gegen eine spielstarke Mannschaft, die in anderen tabellarischen Sphären unterwegs sei, defensiv gut gegen den Ball gearbeitet und auch hohe Ballgewinne erzielt. „Ich bin zufrieden, wie wir uns in der ersten Halbzeit präsentiert haben und hätten mit etwas Spielglück in Führung gehen können.“

Auch seine Anpassungen nach der Pause hätten gewirkt: „Mit dem Lattentreffer von Christian Kühlwetter und dem Kopfball von Eric Hottmann hatten wir weitere Chancen, den Siegtreffer zu machen und die Punkte hier zu behalten.“ Andererseits habe man beim Lattentreffer von SC-Joker Adriano Grimaldi kurz vor Schluss auch Glück gehabt, nicht ganz mit leeren Händen dazustehen.

Wir wollen das nächste Woche endlich auch auswärts zeigen, damit wir mit einem oder drei Punkten im Gepäck zurückzufahren. Andi Patz

Fortunen-Taktik: „Noise Cancelling“

Düsseldorfs Coach Daniel Thioune geht mit der angespannten Personalsituation entspannt um. Nach der Aufzählung der Langzeitverletzten, kurzfristig angeschlagenen und gelbgesperrten Akteuren gibt er zu Protokoll: „Wir denken in Lösungen.“ Die könne er unter anderem bei der starken U23 finden, die am Samstag spielfrei sei. „Eine Riesenchance für Karim Affo“, sieht der Coach, und auch für U23-Kapitän Jan Boller.

Sein Auftrag an die Düsseldorfer Resterampe: Aus der Not eine Tugend machen und „mit viel Mut fußballspielen“! Schritte nach vorne habe er auch bei Matthias Zimmermann registriert: „Die vielen Minuten haben ihm gutgetan.“ Man sei eben weiter beharrlich dabei, das Potenzial der Spieler auszuschöpfen. Auch Danny Latza könne eine Option sein, Zimmermann habe da aber wohl die Nase vorne.

Moritz Heyer wiederum sei wieder für seine Spezialposition freigeworden: „Er kennt das ja, seine Lieblingsposition ist in der Zentrale, aber er kann auch in der Innenverteidigung spielen.“ Allerdings habe darunter die Spieleröffnung etwas gelitten. Dennoch sei nicht auszuschließen, dass man mit der gleichen Grundordnung wie gegen den HSV auflaufe: „Nur etwas offensiver.“ Dazu brauche und habe er einige „Spieler, die in der Lage sind, das System sofort anzupassen, von drei und vier zu switchen“, erklärt Thioune die Flexibilität im Fortunen-Approach. „Ich brauche ein paar Jungs am Feld, die Lust haben, auch mal wieder auf der Anzeigentafel zu erscheinen – das ist uns gegen Hamburg nicht gelungen.“

Ob es gegen den Tabellenletzten automatisch logisch sei, mit zwei oder drei Stürmern anzulaufen? „Wir werden definitiv so offensiv aufgestellt sein, dass wir in der Lage sind, ein Tor zu erzielen oder uns Chancen herauszuspielen“, umschifft er die Frage nach dem bedingungslosen Sturmlauf. „Wir sind sicherlich in der Favoritenrolle, aber die Regensburger werden auch etwas dagegen haben.“ Das hätten sie bei den beiden Remis gegen den HSV und Paderborn gezeigt. „Deshalb müssen wir uns schon ein bisschen was einfallen lassen.“

Überhaupt hält er mit Lob für den geplagten Gast, mit dessen Ex-Trainer Joe Enochs er befreundet ist, nicht hinterm Berg: „Mir gefällt an den Regensburgern, sie sind noch immer sehr aktiv.“ Ein hohes Pressing sei zu erwarten: „Da sind wir auch wieder fußballerisch gefordert, und da macht’s auch mal wieder Sinn, zwei oder drei auf die letzte Linie zu bringen.“

Er brauche ein paar Jungs, die in der Lage sind, das hohe Pressing zu überspielen. „Ich möchte die Linien brechen, um das Zentrum aufzuspielen“ – Spieler, die Situationen im 1:1 auflösen könnten, und zeigen müssten, dass sie am Ball stärker sind. „Wir haben unsere Struktur, aber es ist der Einzelne, der die Lösung finden muss.“

Über allem aber thront das Getöse im Kopf, das es abzustellen gelte: „Noise Cancelling“, nennt Thioune das. „Vielleicht ist der Schlüssel auch, nicht diesen Ansprüchen hinterherjagen zu müssen, nicht davon zu reden, wie viele in der Tabelle vor einem stehen.“ Beim Marathonlauf gehe es ja nicht darum, den Ersten einzuholen, sondern erst mal den vor sich. „Der nächste ist jetzt erst einmal Jahn Regensburg.“

Mit den Ansprüchen von Fortuna Düsseldorf müsse man die Möglichkeit haben, als Sieger vom Platz zu gehen. „Und wenn wir das nicht tun, müssen wir unsere Arbeit hinterfragen – in jedem einzelnen Augenblick.“ Das müsse die Mannschaft aushalten, das müsse er als Trainer aushalten. Und da hänge dieser vermaledeite Samstagabend im Volksparkstadion noch so ein bisschen in den Klamotten.

„Ich gucke diese Kurve in den Gästeblock hoch“, resümiert er das Schamgefühl, „für mich absolut beeindruckend, dass uns 5000 begleiten nach einem Kackspiel gegen Greuther Fürth – und das ist immer dieser Anspruch, das denen zurückzugeben.“ Alles sei auf dieses Prime-Time-Spiel ausgerichtet gewesen: „Und wir waren nicht dabei.“ Jedenfalls nicht mental.

„Und das ist der Schlüssel“, glaubt Thioune einen Schalter gefunden zu haben, „auch mal wieder über sich hinauszuwachsen.“ Das könne diese Mannschaft ja, „auch wenn sie es diese Saison nicht so oft gezeigt hat“. Alles das zusammen müsse jedenfalls dazu führen, „den Gegner nicht zu unterschätzen“.

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