Jahn in Liga 2: Gesichtswahrende Nullnummer gegen ambitionierten SC Paderborn

Regensburg. Zum Überleben in der Zweiten Bundesliga vermutlich zu wenig, zum Aufgeben zu viel: Der SSV Jahn müht sich gegen einen optisch überlegenen, aber für einen Aufstiegsaspiranten zu einfallslosen SC Paderborn zu einer anstrengenden Nullnummer.

Mangelnden Willen kann man der Jahn-Elf auch gegen Paderborn nicht absprechen. die Regensburger schmeißen sich in jeden Zweikampf. Foto: jrh

Man braucht schon sehr viel Fantasie, um sich beim Restprogramm des SSV Jahn noch ernsthafte Hoffnungen auf den Klassenerhalt zu machen: Warum sollten die Regensburger in den verbleibenden neun Begegnungen gegen den Club, Schalke, Braunschweig und Karlsruhe sowie in Düsseldorf, Elversberg, Magdeburg, Köln und Darmstadt überfällige Punkte einsammeln, wenn diese selbst gegen Teams auf Augenhöhe wie Ulm und Münster viel zu hoch hingen?

Der Tabellenletzte kann jedes kommende Spiel ohnehin nur noch wie einen Pokalfight gegen einen höherklassigen Gegner annehmen: Was haben die Oberpfälzer mit 7 Punkten Rückstand aufs rettende Ufer schon noch zu verlieren?

Drei Jahn-Chancen: Expected-Goals-Wert 0,34  

Das liefert auch das Stichwort für die heutige Nullnummer gegen einen SC Paderborn, der über weite Strecken mit der braun-grünen Holperpiste im Jahn-Stadion, langen Bällen ins Aus und der eigenen Einfallslosigkeit hadert. In den wenigen Phasen, in denen die Regensburger etwas mutiger Richtung SC-Keeper Manuel Riemann unterwegs sind, können sie die gar nicht so sattelfeste Abwehr tatsächlich auch mal aus dem Sattel heben.

Etwa als sich der ansonsten souveräne Paderborner Spielmacher Felix Götze den Ball vor dem eigenen Strafraum zu weit vorlegt, und Regensburgs zum Mittelfeld-Regisseur umgepolter Goalgetter Christian Kühlwetter nicht lange fackelt – Manuel Riemann winkt schon ab, als die Kugel an die Latte kracht. Nicht das erste Mal, dass die Ex-Bochumer Kratzbürste nicht ganz auf der Höhe ist. Aber wenn du im ganzen Spiel ansonsten nur noch zwei gute Kopfball-Chancen durch Sebastian Ernst ans Außennetz und Dauerracker Eric Hottmann nach Ecken auf den Zettel hast, müsste man schon eine sagenhafte Effektivitätsmaschine sein, um einen Dreier einzusacken.

Hat mit einem Geistesblitz die beste Regensburger Chance gegen Paderborn: Christian Kühlwetters Schuss aus 25 Metern klatscht gegen die Latte. Foto: jrh

Mut allein ist zu wenig

Mut und Risikobereitschaft allein reichen aber auch nicht, um gestandene Zweitligamannschaften nachhaltig zu beeindrucken: Bei einer Passquote von 68 Prozent, 55 Prozent verlorenen Zweikämpfen, 39 Prozent Ballbesitz, 14 Prozent gewonnen Dribblings und sagenhaften Null angekommenen Flanken darf man sich nicht wundern, wenn ein 0:0 an der Anzeigentafel prangt. Und bei allem Verständnis für Risikominimierung in der Defensive: Nach gewonnen Zweikämpfen die Kugel ins Seitenaus zu schieben, erhöht auch nicht gerade die Wahrscheinlichkeit eines erfolgversprechenden Konters.

So bleibt den rund 10.000 Zuschauern – darunter 1000 gesangsfreudigen Schülern – nur die Freude über den sonnigen Märztag und anerkennender Applaus für Jahn-Kämpfer wie Andi Geipel, Luis Breunig, Christian Kühlwetter oder eben Eric Hottmann, die sich tapfer in jeden Infight schmeißen. Nein, aufgegeben haben sie sich noch nicht, aber ohne strukturierten Spielaufbau, ohne genaue Pässe und Flanken kreiert man eben nur zufällige Halbchancen durch Fehler des Gegners.

Paderborns Felix Götze ist das einzige, was im Jahn-Tor landet. Foto: jrh

Überzeugungsarbeit für Düsseldorf?

Ob dann am kommenden Samstag, 13 Uhr, ausgerechnet bei Fortuna Düsseldorf im elften Anlauf der erste Auswärtssieg nach zehn Pleiten und einem Remis in Braunschweig gelingt – auch wenn es beim Karnevalsverein vom Rhein nicht erst seit Aschermittwoch ebenfalls nicht mehr so richtig rund läuft? Jahn-Cheftrainer Andi Patz müsste jetzt schon ein Meistermotivator sein, um seine Startelf davon zu überzeugen.

In der Woche darauf dürfen sich die Oberpfälzer dann um Wiedergutmachung für das böse 3:8-Debakel in Nürnberg bemühen, der Joe Enochs seinen Job gekostet hat – der Trainerwechsel hat freilich, wie meistens, die Mannschaft auch nicht nachhaltig auf ein anderes Niveau gehoben.

Nullnummer im Schnelldurchlauf

  • Der SC Paderborn will seiner Favoritenrolle gerecht werden und versucht, den SSV Jahn zu überrumpeln. Freistoßflanke in den Sechzehner, die Kugel flutscht an Freund und Feind aber eben auch knapp am rechten Pfosten vorbei (2.).
  • SC-Keeper Manuel Riemann verfolgt vergeblich die Kugel an der Grundlinie bis zur Strafraumkante, Flanke nach innen, Felix Götze bereinigt die Gefahrenlage per Kopf (6.).
  • Filip Bilbija verschafft sich eine Lücke in der Jahn-Box und zieht aus zehn Metern ab, Julian Pollersbeck greift sich das Leder knapp neben dem linken Pfosten (18.).
  • Pollersbeck unterläuft Aaron Zehnters Freistoß von links, Luis Breunig klärt per Kopf zur Ecke: Langer Ball an den zweiten Pfosten, Götzes Kopfball segelt parallel zur Linie, bevor er geklärt wird (32.).
  • Sieht gut aus, ist für einen Torschuss aber zu zahm: Ilyas Ansah nimmt Zehnters Flanke von links am Elfmeterpunkt kunstvoll an, der Drehheber ist aber eher eine Rückgabe an Pollersbeck (38.).
  • Diesmal eine Regensburger Ecke von links auf den zweiten Pfosten – und Manuel Riemann greift ins Leere, Sebastian Ernst setzt einen Kopfball ans Außennetz (40.).

Zweite Halbzeit

  • Noch eine Jahn-Ecke von links, Eric Hottmann köpft ziemlich frei zentral aus kurzer Distanz über die Latte (51.).
  • Santiago Castaneda sieht sich von Tim Handwerker an der Grundlinie des Jahn-Strafraums zu Boden geckeckt, für Schiedsrichter Lukas Benen zu wenig für einen Strafstoß (67.).
  • Paderborn Mitte der zweiten Halbzeit mit Durchhänger und vielen Fehlpässen im Spielaufbau, Flanke auf Frederic Ananou, der genau einen Paderborner Abwehrspieler anschießt (71.).
  • Zehnters direkten Freistoß von der rechten Strafraumecke wehrt Pollersbeck nur kurz zur Seite ab – Glück, dass kein Abstauber in der Nähe ist (79.).
  • Das wär’s gewesen: Götze legt sich die Kugel vorm eigenen 16er zu weit vor, Christian Kühlwetter zieht aus 25 Metern halbrechts ab, Riemann wägt sich in Sicherheit, die Kugel plumpst an die Latte (82.).
  • Zehnters Direktabnahme von der Strafraumecke wird zu Ecke geblockt: Pollersbeck greift ins Leere, Joker Adriano Grimaldi köpft aus fünf Metern an die Oberkante der Latte (90. + 2).

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