Jahn in Liga 2: Glücklos, ideenlos und eine folgenschwere Fehlentscheidung in Fürth

Fürth. Fleißige Regensburger gehen mit dem ersten Konter in Führung, die SpVgg Fürth dreht das Krisen-Derby dank haarsträubender Stockfehler und einer folgenschweren Fehlentscheidung. Und eine einzige Torchance in Hälfte 2 ist dann halt zu wenig im Abstiegskampf des SSV Jahn.

Der SSV Jahn kann sich nur kurz über Sargis Adamyans Führungstreffer in Fürth freuen. Foto: jrh

Ein Schritt nach vorne, zwei zurück. Das gilt für den gesamten Saisonverlauf und auch für das Flutlichtspiel bei der alles andere als überzeugenden SpVgg Fürth. Da geht der SSV Jahn schon früh mit einem richtig gut ausgespielten Konter über die linke Seite durch Sargis Adamyan mit 0:1 (9.) in Führung – und vergrätzt den Gastgebern eine halbe Stunde lang das Fußballspielen mit ekeligem Pressing.

Und dann verschenken die Regensburger den perfekt herausgespielten Vorteil durch amateurhafte Stockfehler vor und im eigenen Strafraum. Mehrfach gibt Bryan Hein, der nach vorne zuerst ein richtig dynamisches Spiel macht, mehrfach den bereits eroberten Ball – die Folge 5:0-Ecken für die Hausherren schon nach nur zehn Minuten.

Und als Branimir Hrgota den Regensburger Linksverteidiger an der Eckfahne vernascht und die Kugel in den Strafraum flankt, stolpern gleich mehrere Oberpfälzer über den Ball, bis schließlich Jomaine Consbruch das Ding irgendwie über die Linie schussert, 1:1 (31.)

Verträumter Linienrichter

Und als wäre das nicht Strafe genug, sieht der Linienrichter auf derselben Außenbahn wenige Minuten später eine Fata-Morgana-Berührung durch Hein und entscheidet nach Keeper Nahuel Nolls langem Abstoß auf einen für alle Beteiligten offensichtlich falschen Einwurf für Fürth. Hein bekommt auch Marco Meyerhöfer nicht zu fassen, Flanke von der Grundlinie, Consbruch legt ab, Dennis Srbeny zielt via Robin Ziegeles X-Beine unhaltbar ins lange Eck, Spiel gedreht, 2:1.

Recht viel mehr kommt dann auch nicht von der SpVgg, die mit dem Ergebnis zufrieden ist. Der Unterschied: Die Mittelfranken haben mit Hrgota einen Kapitän mit viel Übersicht in ihren Reihen, der in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen trifft. Und beim SSV Jahn: Der ackert und rackert in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld.

An Jahn-Keeper Felix Gebhardt liegt es nicht, dass Regensburg auch in Fürth punktlos bleibt. Foto: jrh

Es fehlt an allen Ecken und Enden

Aber nach vorne fehlen die Impulse und Ideen – und auch die handwerklichen, besser fußtechnischen Möglichkeiten, weil die Zuspiele meist zu ungenau sind, um schnell nach vorne zu kommen und Lücken aufzureißen. Sebastian Ernst und Kai Pröger, gegen Hertha noch Regensburger Lichtblicke, enttäuschen heute Abend auf ganzer Linie.

Weil Hein nach seinen Abwehrschnitzern zur Pause Tim Handwerker weichen muss, fehlen auch noch seine kreativen Ausflüge nach vorne. Adamyan muss sich zunehmend die Bälle selbst im Mittelfeld holen, aber für Spurts vom Mittelkreis fehlen dem Armenier (noch?) Fitness und Spritzigkeit.

Jahn-Trainer Andi Patz kann nur in den ersten Minuten mit dem Auftreten der Regensburger in Fürth zufrieden sein. Foto: jrh

Kleeblatt-Dusel kurz vor Schluss

So bleibt es in einer richtig armseligen, chancenkargen, zweiten Hälfte, in der Fürth nicht mehr tut, als das knappe Ergebnis ohne große Mühe zu verwalten, bei einer einzigen richtigen Torchance für den Jahn für den zu spät eingewechselten Noah Ganaus – seinen abgefälschten Schuss aus acht Metern pariert Noll glänzend und die Franken haben das Kleeblatt-Dusel, dass ihre eigene Passivität nicht doch noch bestraft wurde.

Summa summarum wäre in einem schwachen Zweitliga-Spiel zweier zu Recht im unteren bis untersten Fach der Liga feststeckenden Teams ein Remis für Regensburg auch aufgrund der Fehlentscheidung vor dem Fürther Führungstreffer nicht völlig unverdient gewesen – aber wenn das Team von Cheftrainer Andi Patz, der kurz vor Schluss von Schiri Florian Lechner – man gönnt sich ja sonst nichts – Rot sieht, in 50 langen Minuten nach der Pause nur einmal aussichtsreich vor den Kasten kommt, wäre ein Punkt letztlich auch nur Augenwischerei.

Am kommenden Sonntag, 13.30 Uhr, darf sich das Schlusslicht aus Regensburg die Zähne dann an Tabellenführer HSV ausbeißen, der seinerseits in Münster sein Abendspiel noch drehen konnte – die 0:5-Hinspielpleite lässt zwar wenig Gutes ahnen, aber wer weiß, schwer ist leicht was oder umgekehrt.

Schiri Florian Lechner engagiert beim Kartenverteilen an der Seitenlinie, aber die Fehlentscheidung seines Assistenten, die zum 2:1 für die SpVgg Fürth gegen den SSV Jahn führt, hat er geflissentlich übersehen. Foto: jrh

Das Krisen-Derby im Schnelldurchlauf

  • Nach Regensburger Stockfehler-Festival und Fürther Eckenflut in den ersten fünf Minuten gelingt dem SSV Jahn mit dem ersten Konter die Führung: Christian Kühlwetter schickt Bryan Hein über rechts, präzise Flanke nach innen, Eric Hottmann mit der Verlängerung auf den Fünfer, wo Sargis Adamyan aus rund sechs Metern nur noch einschieben muss, 0:1 (6.).
  • Sie wissen, dass die SpVgg Fürth Standards kann, und doch versorgen die Regensburger die Hausherren reichlich mit Übungsmaterial: Branimir Hrgota setzt einen Freistoß aus rund 25 Metern knapp links neben den Pfosten – Jahn-Keeper Felix Gebhardt wäre mutmaßlich zur Stelle gewesen (10.).
  • Was Bryan Hein nach vorne an Dynamik auf den Rasen bringt, lässt er beim schludrigen Abwehrverhalten vermissen. Hrgota geht an der Eckfahne viel zu leicht am Linksverteidiger vorbei, Flanke in den Strafraum, Tohuwabohu in der Jahn-Abwehr, Dennis Srbenys Schuss bleibt noch hängen, aber Jomaine Consbruch sieht die Lücke und streichelt die Kugel über die Linie, 1:1 (31.).
  • Fehler geschehen, ganz klar: Aber wie der Linienrichter zu dieser Einwurf-Entscheidung zugunsten der Hausherren kommt, gehört zu den Mysterien des Schiri-Gehilfen. Jetzt ist ein Einwurf normalerweise kein Beinbruch, außer man ist Tabellenletzter und ohnehin vom Glück verlassen. Marco Meyerhöfer lässt Hein stehen, flankt von der Grundlinie in den Strafraum, Consbruch legt auf Srbeny ab, Robin Ziegele macht die Beine ganz breit und fälscht die Kugel unhaltbar für Gebhardt ins lange linke Eck ab, 2:1 (37.).
  • Gebhardt hält in der unterirdischen zweiten Halbzeit den Jahn im Spiel: Jannik Mause darf fast zur Grundlinie durchmarschieren, Querpass auf Srbeny, Regensburgs Keeper pariert mit Handball-Reflex im Halbspagat zur Ecke (53.).
  • Das wäre ein nicht unverdientes Fleißkärtchen für den Jahn gewesen: Endlich schafft es eine Regensburger Offensivaktion tatsächlich mal wieder in die Box, der erst eingewechselte Noah Ganaus reagiert am schnellsten, seinen Schuss aus Nahdistanz fälscht der fränkische Schweizer Noah Loosli ab, aber Nahuel Noll pariert zur Seite (88.).

* Diese Felder sind erforderlich.