Jahn in Liga 2: Glücklos, torlos, trostlos gegen braves Preußen Münster
Regensburg. Wieder dasselbe Lied: Der SSV Jahn zeigt gute Ansätze, spielt sich einige Chancen heraus und kassiert mit dem ersten Schuss von Preußen Münster das Gegentor. Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, aber kein Spielglück, kein Schiri- und VR-Glück und am Ende zerfällt die Defensive auf erschreckende Weise.
Nimmt man nur die erste Hälfte dieses Schlüsselspiels zweier Aufsteiger im Tabellenkeller zum Maßstab, dann ist die Halbzeitführung der Gäste aus Münster mehr als schmeichelhaft. Regensburgs Dominik Kother lässt zwei gute Chancen im 1:1 mit Preußen-Keeper Johannes Schenk liegen.
Schon nach zwei Minuten taucht er nach Flankenwechsel halblinks im Strafraum auf, lässt Jano ter Horst stehen, Schenk pariert zur Ecke (2.). Anders die Gäste: Auf der Gegenseite trifft der eingewechselte Joel Grodowski mit der ersten Tor-Annäherung, 0:1 (29.).
Dem Tor geht eine Flanke von hinter der Grundlinie voraus – jedenfalls haben fast alle im Stadion den Ball im Aus gesehen. Der VR meldet sich auch zu Wort, aber Schiri Florian Lechner überzeugt das nicht – im Zweifel für den Angreifer, das Tor hat Bestand.
Schönfelders Schmerzensschreie
Beide Seiten müssen außerdem sehr früh verletzungsbedingt wechseln. Étienne Amenyido kann nach einem Foul von Oscar Schönfelder nicht weiter machen, für ihn kommt Joel Grodowski (12.). Ironie des Schicksals: Grodowski reißt Schönfelder zu Boden, der fällt auf das vorbelastete Knie (19.). „Nein, nein, nein …“, schreit die Regensburger 7, der sich schmerzverzerrt das Knie hält und sofort weiß, das könnte wieder das Kreuzband sein wie vergangene Saison. Nach einigen bangen Minuten wird er mit der Trage vom Platz getragen, Bryan Hein läuft auf – nicht einmal Freistoß in dieser Szene (23.).
Erste starke Aktion des bislang blassen Stürmers aus Heidenheim: Christian Kühlwetter holt sich den Ball von ganz hinten, geht einen weiten Weg, setzt sich gegen mehrere Preußen durch, spielt steil auf Christian Viet, der abermals Kother Richtung Fünfer schickt – wieder taucht der Linksaußen frei allerdings auch aus spitzem Winkel vor Schenk auf. Und wieder bleibt der Preußen-Keeper Sieger im Eins-gegen-Eins (29.).
Der Schiri ist nicht Jahns best friend
Stattdessen praktisch im Gegenzug der bereits beschriebene Führungstreffer: Andras Nemeth setzt sich an der Grundlinie gegen Breunig durch, spielt von oder von hinter der Torauslinie zurück auf Grodowski, der die Kugel aus kurzer Distanz durch Gebhardts Hosenträger zum 0:1 (29.) einschiebt. Drüben zählt’s, hüben nicht: Kühlwetter schiebt eine Ochojski-Flanke über die Linie, die Fahne ist oben – nach kurzer Überprüfung die Entscheidung: abseits (42.).
Jetzt wird’s langsam einseitig: Kai Pröger wird auf der rechten Seite nahe der Eckfahne von Mikkel Kirkesov gefoult. Er berappelt sich, macht weiter – dann pfeift der Schiri das Foul gegen ihn. Pröger regt sich zu Recht auf und sieht Gelb (46.). In der achtminütigen Nachspielzeit schafft es Schiri Lechner mehrfach, dem Jahn die Gelegenheit zum Tempogegenstoß zu nehmen, weil er Gesprächsbedarf sieht.
Ausgerechnet Makridis
Regensburg kommt mit Wut im Bauch aus der Kabine: Die Gastgeber versuchen nach dem Wiederanpfiff Münster einzuschnüren. Die stehen bislang sicher und lassen wenig zu. Kother zieht an der Strafraumlinie in die Mitte und überlässt Sebastian Ernst den Ball, dessen Schuss geblockt wird (49.). Der überfällige Wechsel: Mansour Ouro-Tagba kommt als zusätzliche Sturmspitze (56.), aber warum ausgerechnet für den bislang besten Jahn-Spieler, Andi Geipl, der die Mannschaftsteile zusammenhält und nach hinten absichert?
Pröger flankt von rechts, Ouro-Tagba köpft weit am Tor vorbei (60.). Und schon fehlt sie, die Absicherung: Münster kommt über rechts, Hain kann Grodowski nicht stoppen. Die Hereingabe dieses Mal fast von der rechten Grundlinie schnappt sich der pudelnackte Charalambos Makridis, der der es allein vor dem leeren Tor fast noch schafft, das Ding vorbeizusemmeln – die Kugel dreht sich vom Innenpfosten über die Linie, 0:2 (60.).
Kollektives Abwehrversagen
Kann der Jahn das Ding noch drehen? Nico Ochojski flankt von rechts, Lukas Frenkert rettet per Kopf vor Kother (66.). Viet zirkelt den Ball an das linke Fünfmetereck, Hain hebt die Kugel in vollem Lauf über Schenk – aber auch am Tor vorbei (68.). Das kann man beim besten Willen nicht mehr Abwehr nennen: Ter Horst schickt Thorben Deters rechts steil, exakte Kopie des 0:2, Hereingabe auf den eingewechselten Holmbert Fridjonsson, der sich verblüfft umschaut, wie frei auf weiter Fünferflur er den Ball über die Linie drücken darf, 0:3 (71.). Keeper Felix Gebhardt ist ein weiteres Mal machtlos und schreit seinen Frust über das kollektive Abwehrversagen laut heraus.
Jahn-Coach Joe Enochs zieht drei weitere Wechsel: Rasim Bulic für Ernst, Leopold Wurm für Ballas und Noah Ganaus für Pröger – das wirkt jetzt aber mehr wie Aktionismus, denn wie Taktik (75.). Frenkert zieht im Zweikampf Ouro-Tagba leicht am Trikot, das Spiel läuft weiter (76.). Ochojski aus der Distanz in den blauen Himmel (90.) und Kühlwetters Volleyabnahme nach Ecke ohne Befund (92.) sind die letzten Lebenszeichen vor dem Abpfiff.
Grausige Vorstellung: Jetzt braucht der Jahn-Fan viel Fantasie, wie die Mannschaft nach vier Niederlagen in Folge bei 1:16 Toren als frisch gebackenes Schlusslicht in der Zweiten Liga Tritt fassen soll. Am kommenden Samstag, 13 Uhr, gegen Kaiserslautern hängen die Punkte nicht tiefer.
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