Jahn in Liga 2: Magdeburg zwischen Aufsteigerallergie und KI-k.o.

Magdeburg. Immer, wenn man glaubte, es geht ja doch noch was, folgte die bittere Ernüchterung beim SSV Jahn. Zuletzt nach dem 2:1-Sieg gegen den Club, ein desaströses 0:6 in Elversberg. Was darf man jetzt nach dem 2:0 gegen Schalke am Sonntag, 13.30 Uhr, in Magdeburg erwarten?

Jahn verstärkte sich zu Saisonbeginn mit Magdeburgs Sebastian Ernst. Foto: SSV Jahn

Nein, der Klassenerhalt ist noch nicht ganz Science-Fiction – aber verdammt nah dran. Noch atmet der Patient SSV Jahn. Nach dem zweiten Heimsieg in Folge der nächste Anlauf raus aus der sportlichen Palliativstation zum ersten Auswärtssieg der Saison. Eine Tournee der letzten Chancen.

Der Gegner: ein FC Magdeburg am Scheideweg – zwischenzeitlich ernstzunehmender Aufstiegskandidat, inzwischen fast schon ein Fall für den Sportpsychologen. Nach dem 0:1 gegen den Aufsteiger SSV Ulm ist die Magdeburger Psyche angeknackst.

Wenn man nicht mehr weiterweiß, gründet man ’nen Arbeitskreis. Oder man greift noch tiefer in die Trickkiste der Ratlosigkeit und befragt eine KI, wie der Norddeutsche Rundfunk: Kann der FCM den Aufstieg in die Bundesliga jetzt schon abschreiben?

NDR-KI: Ein bisschen Fußball-Nostradamus

Laut jüngstem Update des NDR-Orakels verpasst Magdeburg die Relegation um einen Punkt. Demnach hat Fußballdorf Elversberg, dem Ex-Spieler Nick Woltemade die Nationaldaumen drückt, die Nase vorn – hinter Rekord-Aufstiegsverdaddler HSV und dem 1. FC Köln von Ex-Jahn-Sportchef Christian Keller. Und was weiß die KI über den Jahn? Der darf in der KI-Version mit Ulm den Fahrstuhl zu Liga 3 testen, während sich Braunschweig auf den Relegationsplatz rettet.

Jetzt wäre es gut, wenn sich Regensburg an den weisen Worten von Witron-Geschäftsführer Helmut Prieschenk orientieren würde. Der bodenständige Manager betont: „Wir sind in der Oberpfalz schon weiter, wir setzen auf NI – auf natürliche Intelligenz!“ Klar, in der Logik der KI kann der Jahn nach 14 vergeblichen Anläufen auch das 15. Auswärtsspiel nicht gewinnen. Andererseits: Statistisch wird es immer wahrscheinlicher, dass den Regensburgern doch einmal ein positiver Betriebsunfall gelingt.

Patz: „Diese Energie konservieren“

Am bevorstehenden 30. Spieltag in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts wäre ein 3-Punkte-Ausrutscher jedenfalls kein Spiel zu früh. Wenn man das kleine Wunder zumindest rechnerisch noch eine Zeitlang im Bereich des stochastisch Möglichen halten möchte, sollte man eher schneller als langsam eine Serie starten. Und rein theoretisch wäre die Avnet-Arena des FCM auch die richtige Adresse zum richtigen Zeitpunkt – wo der Tabellenfünfte gerade dabei ist, eine Aufsteigerallergie zu entwickeln.

Wenn jetzt auch noch der SSV seine Auswärtsallergie ablegen könnte, wäre die Tür zum Relegationsplatz wieder ein Spalt weit offen – wenn die Konkurrenz entsprechend mitspielt. Zumindest Jahn-Trainer Andi Patz kann gar nicht anders, als bis zur letzten Sekunde an die Rettung zu glauben: „Den Charakter und die Bereitschaft“, wie sie seine Jungs gegen Schalke gezeigt hätten, „will ich der Mannschaft niemals abschreiben.“ Absprechen wäre wohl treffender. Sie sei jedenfalls intakt.

Es gilt, diese Energie zu konservieren und mitzunehmen. Andi Patz

Kühlwetter: „Zeigen, dass wir es auch auswärts können“

Auch Christian Kühlwetter, Man of the Match gegen die Gelsenkirchener, schöpft wieder neuen Mut: „Wir mussten nach dem Debakel vergangene Woche in Elversberg eine Reaktion zeigen.“ Es seien harte Worte gefallen, die angekommen sind, wenn man sich anschaue, wie sich die Jahn-Elf reingekämpft und reingehauen habe. Für Kühlwetter bleibe aber ein Rätsel: „Ich weiß nicht, warum wir nur in den Heimspielen so auftreten, wir müssen das dringend auch in den Auswärtsspielen tun.“

Dort versaue man sich und den Fans mit Blick auf die Tabelle in schöner Regelmäßigkeit jeden Grund zum Feiern. Solange es möglich sei, glaube die Mannschaft an die Chance auf den Klassenerhalt.

Es sind fünf Spiele, in die wir uns reinhauen müssen und dann schauen wir, was am Ende dabei herumkommt – wir müssen in Magdeburg zeigen, dass wir es auch auswärts können. Christian Kühlwetter

Jean Hugonet: „Das wird ein schwerer Kampf“

Noch hat der 1. FC Magdeburg den ganz großen Coup nicht abgeschrieben. Den Klassenerhalt hat der Club längst eingetütet, kann seit Wochen für eine weitere Zweitliga-Saison planen. Aber kann der FCM auch Bundesliga? Um zu den Eisernen aus Berlin als zweites Ost-Team ins Oberhaus aufzurücken, dürfen die Sachsen-Anhaltiner in den verbleibenden fünf Saisonspielen nicht mehr allzu viel liegen lassen.

Eine entscheidende Eigenschaft, die dem FCM bei der Ulm-Pleite abgegangen sei, fordert Magdeburgs französischer Mittelfeldregisseur Jean Hugonet: „Wir brauchen gegen Regensburg die drei Punkte“, fordert der Pariser, „das wird ein schwerer Kampf.“ Nach der bitteren Pleite gegen den Tabellenvorletzten aus Ulm appelliert er an die Leidenschaft seiner Kollegen:

Ulm hat mit mehr Herz gespielt und wir nicht so sehr. Das war eine bittere Erkenntnis. Jean Hugonet

Noch mal 90 Minuten für ein blaues Wunder

Der SSV Jahn Regensburg hat vier Punkte Rückstand auf Ulm, sechs auf Münster. Noch fünf Spiele. Das heißt: Dreier müssen her, nicht Debatten. Magdeburg ist angefressen. Der Jahn im Adrenalin-Modus. Was fehlt? Vielleicht ein Eigentor der KI. Denn der Fußball hat laut Piggy Phrasenschwein seine eigenen Gesetze – wie etwa: Wer nichts mehr zu verlieren hat, ist am gefährlichsten.

Zahlen zum Weinen – oder Wundern:

  • FCM zuletzt 0:1 gegen Ulm – bitte nachmachen!
  • Jahn: 2:0 gegen Schalke – also doch noch Leben in der Bude.
  • FCM: 46 Punkte, Platz 5 – aber in stotterndem Aufstiegsmodus.
  • Jahn: 22 Punkte, Platz 18 – aber mit pulsierendem Restfunken.

Restprogramme der Abstiegskonkurrenten

SSV Ulm 1846 (17. Platz, 26 Punkte, Tordifferenz -6):

  • Hertha BSC (H)
  • Greuther Fürth (A)
  • Hannover 96 (H)
  • Hamburger SV (A)
  • Preußen Münster (H)

Preußen Münster (16. Platz, 28 Punkte, Tordifferenz -8):

  • FC Köln (A)
  • SV Darmstadt 98 (H)
  • FC Magdeburg (A)
  • Hertha BSC (H)
  • SSV Ulm 1846 (A)​

Eintracht Braunschweig (15. Platz, 29 Punkte, Tordifferenz -10):

  • SV Elversberg (H)
  • SSV Jahn Regensburg (A)
  • Fortuna Düsseldorf (H)
  • FC Kaiserslautern (A)
  • Greuther Fürth (H)​

Prognose: Wie viele Punkte braucht der Jahn?

Der SSV Jahn Regensburg steht derzeit mit 22 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Um den Relegationsplatz (16.) zu erreichen, müsste der Jahn mindestens 6 Punkte aufholen – für den direkten Klassenerhalt (Platz 15) sogar einen Rückstand von 7 Punkten.​

Angesichts der verbleibenden fünf Spiele braucht der Jahn zwei Siege und ein Unentschieden, um auf 29 Punkte zu kommen. Das könnte für den Relegationsplatz reichen, vorausgesetzt, die Konkurrenz punktet durchschnittlich. Für einen direkten Klassenerhalt wären mindestens drei Siege nötig, um mit 31 Punkten eine halbwegs reelle Chance für ein Regensburger Fußball-Märchen zu wahren.

* Diese Felder sind erforderlich.