Jahn in Liga 2: Nach Remis gegen Braunschweig Abstieg nochmal verschoben

Regensburg. Sie haben es ja versucht: Trainer Andi Patz stellt im Abstiegs-Endspiel gegen Eintracht Braunschweig offensiv auf, der SSV Jahn geht nach vier Minuten in Führung – aber ein Torwart-Patzer führt im Gegenzug zum Ausgleich. Und dann fehlt einfach das Quäntchen Glück und Genie.

Angespannte Miene bei Jahn-Trainer Andi Patz: Seine Jungs schaffen es einfach nicht, so richtig gefährlich in Braunschweigs Box zu gelangen. Foto: jrh

Die Phase, als zumindest die Konkurrenz den SSV Jahn hoffen ließ, ist leider vorbei: Der SSV Ulm gewinnt in Fürth, auch keine Selbstverständlichkeit. Und Preußen Münster hat beim 1:1 gegen Darmstadt gleich das doppelte Glück, zwei mögliche Elfmeter gegen sich nicht zu bekommen.

Damit bleibt das zweite Remis gegen Eintracht Braunschweig in dieser Saison ein Muster ohne Wert. Ulm und Münster sind sechs Punkte entfernt, beide haben das wesentlich bessere Torverhältnis, und spielen am letzten Spieltag gegeneinander.

Und dass die auswärts sieglosen Regensburger in Köln und Darmstadt die ersten zwei Dreier einfahren, und Karlsruhe wegfegen, ist nicht mehr als eine schöne Fantasie – bei der obendrein die Spatzen und die Preußen doppelt punktlos bleiben müssten.

Führung für 90 Sekunden

Dabei ging es so gut los im sonnigen Jahn-Stadion: Die bei Standards bislang so harmlosen Regensburger verwerten gleich die erste Ecke zur Führung: Tim Handwerker visiert Sebastian Ernst an, der köpft aus rund acht Metern, Eintracht-Keeper Thorben Hoffmann kann nur nach links abwehren, wo Robin Ziegele am schnellsten reagiert und die Kugel über die Linie stochert, 1:0 (4.).

Wer das als gutes Omen wertet, wird schnell ernüchtert: Fast im Gegenzug zieht Braunschweig einen Freistoß aus rund 22 Metern zentraler Position, der schussgewaltige Belgier Rayan Philippe knallt die Kugel Richtung linkes Lattenkreuz, Jahn-Keeper Julian Pollersbeck lässt sich von der Wucht der Kugel überraschen, klatscht nach vorne ab, Jannis Nikolaou staubt ab, 1:1 (6.).

Eintracht-Coach Daniel Scherning war nach der Pleite gegen Hertha Buhmann der Braunschweiger Fans, nach drei Siegen und einem Remis in Folge ist er deren Herzbube. Foto: jrh

Strohfeuer wird nicht zum Flächenbrand

Das anfängliche Strohfeuer flackert noch einmal kurz auf: Der umtriebige Bryan Hein, seit seiner Umfirmierung vom linken Abwehrspieler zum offensiven Flügelflitzer deutlich stärker, startet durch, Kai Prögers langen Chipball Richtung Fünfer kann er aber im Karatemodus nur noch über die Querlatte spitzeln (15.). Sargis Adamyan, der immer wieder versucht, Bälle im Mittelfeld festzumachen und sich dann im Klein-Klein gegen die dicht gestaffelte Braunschweiger Abwehr verhaspelt, flankt in den Strafraum, Noah Ganaus holt sich die Kugel mit der Brust herunter und setzt einen Drehschuss knapp neben den rechten Pfosten (23.).

Ganaus schleicht sich rechts am Innenverteidiger vorbei zur Grundlinie, Nikolaou, gerade noch Torschütze, jetzt Gelb-Sünder, bringt den Jahn-Stürmer von hinten aus dem Tritt – Freistoß des heute auffälligen Sebastian Ernst scharf vors Tor, Keeper Hoffmann klärt zur Ecke (26.). Der Jahn schraubt an seiner Ecken-Bilanz – was zumindest den Aufwand der Regensburger abbildet, die wahrscheinlich letzte Chance auf den Klassenerhalt nicht kampflos abzuschenken: Adamyan von rechts, Flo Ballas unbewacht am kurzen Pfosten per Kopf knapp über die Latte (35.).

Eintracht lauert auf Konter

Mit zunehmender Spieldauer erlischt das Feuer, Braunschweig bekommt die Partie besser unter Kontrolle, Richmond Tachie geht rechts steil, man macht sich leichte Sorgen über die Spurtqualitäten von Senior Christian Kühlwetter, der aber fehlendes Tempo durch gewitztes Stellungsspiel ausgleicht, Tachie blockt und die Kugel über die Grundlinie kullern lässt (36.) – der Ex-Heidenheimer Mittelstürmer als gewiefter letzter Mann.

Gefährlicher Konter der Eintracht: Johan Gomez hat links viel braunen Rasen vor sich, lässt sich aber noch einfangen – muss an der linken Strafraumkante abziehen und spielt Pollersbeck die Kugel in die Torwarthandschuhe (38.). Auf der anderen Seite macht dessen Pendant Hoffmann einen übermütigen Ausflug einige Meter vor seinen Strafraum, Philippe ist ohnehin zur Stelle, klärt vor einem Jahn-Spieler dem eigenen Keeper vor die Füße, der sich als 6er versucht und anschließend die Kugel wegballert (44.).

Am gut gelaunten Schiri Lars Erbst hat es nicht gelegen, dass für den SSV Jahn gegen Eintracht Braunschweig nur ein Pünktchen heraussprang. Foto: jrh

Vom All-in weit entfernt

Die zweite Hälfte beginnt nicht mit dem erhofften Sturmlauf der Regensburger: Vom All-in ist der SSV noch weit entfernt. Braunschweig verwaltet das Remis mit längeren Ballbesitzphasen, ohne allzu zielstrebig selbst auf das 2:1 zu gehen. Und die verzweifelten langen Bälle der Oberpfälzer kommen fast umgehend wieder zurück – oder Ganaus (55.) und Adamyan bemerken nicht, dass sie im Abseits lungern. Weil Letzterer das Offensichtliche nicht wahrhaben will, holt er sich meckernd eine Gelbe Karte ab (58.).

Ganaus tut und macht und werkelt auf der rechten Seite, aber der Manni Kaltz der Regensburger wird Noah nicht mehr – statt Bananenflanke werden seine Hereingaben entweder ins Seitenaus geblockt (67.), er legt sich die Kugel zu weit bis über die Grundlinie hinaus vor (74.), oder der Ball verspringt ihm nach Kühlwetters klugen Pass in die Tiefe (77.).

Nach dem bescheidenen Remis gegen Eintracht Braunschweig heißt es für die Jahn-Fans wohl bald: Nur der SSV in Liga 3! Foto: jrh

Planspiel für Liga 3

Zu Abschlüssen kommen die Regensburger, denen die Zeit zwischen den Zehen zerrinnt und die Nerven flattern, nur noch durch Kühlwetters Verzweiflungsschuss aus gut 20 Metern zentraler Position direkt auf Keeper Hoffmann (71.). Noch ein letzter Freistoß von links, das Stadion hält noch einmal die Luft an, die entweicht aber nach Handwerkers schwacher Flanke an den Fünfer zischend aus den Kehlen von knapp 14.000 Zuschauern – wieder kein Hexenwerk für Hoffmann (87.).

Und als sich Ganaus dann doch mal am linken Strafraumrand gegen Fabio Kaufmann durchsetzt, pfeift ihn Schiri Lars Erbst zu Unrecht wegen Stürmerfoul zurück – umgekehrt würde ein Fußballschlappen daraus (90. + 3). Noch ein letzter Hoffnungsschimmer: Der Schiri hat die Hand am Ohr, eine Szene im Braunschweiger Strafraum wird geprüft – und für zu leicht befunden. Aus die Maus!

Nach dem Schlusspfiff gehen einige Regensburger enttäuscht in die Hocke, Achim Beierlorzer lauscht noch angespannt auf den Zwischenstand in Münster, wo neun Minuten nachgespielt wird. Aber nach diesem Spieltag muss sich der Jahn-Sportchef ernsthaft mit der Planung für Liga 3 auseinandersetzen.

Die Zeit beim Abstiegsendspiel gegen Braunschweig läuft unerbittlich gegen Regensburg: Langsam verliert auch Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer den Glauben. Foto: jrh

Jahn vor dem Neustart? Mögliche Kaderplanung für Liga 3

Nach dem Schlusspfiff gehen einige Regensburger enttäuscht in die Hocke, Achim Beierlorzer lauscht noch angespannt auf den Zwischenstand in Münster, wo neun Minuten nachgespielt wird. Aber nach diesem Spieltag muss sich der Jahn-Sportchef ernsthaft mit der Planung für Liga 3 auseinandersetzen.

Bereits vor Wochen machte er den Fans Hoffnung, dass es keinen totalen Umbruch geben werde. Stattdessen soll eine stabile Achse erhalten bleiben, um zumindest eine Etage tiefer eine bessere Rolle zu spielen. Die Erinnerung an die vergangene Rückrunde ist jedenfalls nicht sehr verheißungsvoll.​

Verbleibende Stützen:

  • Tor: Felix Gebhardt (Vertrag bis 2026)
  • Abwehr: Louis Breunig (2027), Robin Ziegele (2027), Bryan Hein (2025)
  • Mittelfeld: Andreas Geipl (2025), Christian Viet (2025), Sebastian Ernst (2026)
  • Angriff: Christian Kühlwetter (2026), Kai Pröger (2026), Noah Ganaus (2025)

Abgänge:

  • Leihspieler wie Sargis Adamyan (1. FC Köln) und Anssi Suhonen (Hamburger SV) werden wohl eher nicht zu halten sein.

Zukunftsstrategie:

  • Integration von Talenten aus der eigenen Jugend und gezielte Verstärkungen mit entwicklungsfähigen Spielern.
  • Fokus auf Spieler mit Identifikation zum Verein und zur Region.​

Beierlorzer setzt auf Kontinuität und eine Mischung aus Erfahrung und Jugend, um in der 3. Liga konkurrenzfähig zu sein und mittelfristig den Wiederaufstieg planvoller als wie zuletzt beim Holterdiepolter-Relegationserfolg zu realisieren.​

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