Jahn in Liga 2: Regensburg bemühter Sparringspartner für fahriges Düsseldorf
Düsseldorf. SSV Jahn, dein Name sei Harmlosigkeit! Die beste Chance der Regensburger: ein Hinterkopfball aus der Not nach dem letzten Freistoß in der Nachspielzeit aufs Tordach. Damit reicht Fortuna Düsseldorf ein Treffer nach Pollersbeck-Bock bei einer Ecke.

Woche für Woche, Spieltag für Spieltag sickert die Gewissheit immer mehr ins Jahn-Bewusstsein: Bei allem guten Willen, bei allem ehrlichen Wollen, bei allem trotzigen Widerstand, sich dem Unvermeidlichen zu ergeben: Mehr, als die Rolle als fleißiger Sparringspartner bringt Regensburg einfach nicht auf den Rasen.
Dabei ist Fortuna Düsseldorf die Verunsicherung nach der eigenen kleinen Negativserie anzumerken: Trotz des verbalen Tritts ins rheinische Hinterteil durch Fortunen-Chefcoach Daniel Thioune – der von seinen Jungs liefern, statt labern und Sternegucken gefordert hatte – ist von fußballerischen Lösungen, flexibler Taktik, geniestreichartigen Einzellösungen, um das Pressing der Oberpfälzer zu umschiffen, wenig zu sehen.
Im Zweifel spielen Andre Hoffmann, Shinto Appelkamp & Co. so oft hintenrum, dass selbst die geduldigen 30.000 Frohnaturen auf den Tribünen der Merkur-Spielarena sich den einen oder anderen gellenden Pfiff nicht verkneifen können. Der Tabellenneunte verwaltet das Torwartgeschenk von Julian Pollersbeck, der nicht nur eine Ecke unterläuft – aber eben eine mit Folgen.
Fatal unterschätzte Ecke
Der Jahn-Keeper verlängert mit den Fingerspitzen auf Tim Oberdorf, der zieht aus gut zehn Metern halb rechts ab, Matthias Zimmermann bekommt noch die Fußspitze dran, sodass auch Luis Breunig auf der Torlinie machtlos ist, 1:0 (41.). Dabei hatte der Regensburger Innenverteidiger zuvor noch in höchster Not Dawid Kownacki abgefangen, Richtung Grundlinie geklärt, ist dem Ball nachgejagt, um die Ecke zu verhindern – offenbar um ein Mµ zu spät.
So ist das nun mal, wenn man hinten drinsteht: Erst hast du kein Glück – und dann kommt das Pech hinzu. Dabei hat das Schlusslicht den Favoriten in der ersten halben Stunde ziemlich fest im Griff, ist sogar das etwas aktivere Team – aber wenn man in der Offensive die Gefährlichkeit einer Zitterpappel ausstrahlt, wird’s halt schwierig, die gebürtige Regensburg Torwartkante Florian Kastenmeier im Düsseldorfer Tor in Verlegenheit zu bringen.
Seltene Lichtblicke durch Anssi und Sargis
Eine Flanke des bemühten Anssi Suhonen aus dem rechten Halbfeld an den langen Pfosten, eine Direktabnahme des glücklosen Sargis Adamyan ans linke Außennetz (14.), recht viel mehr Spannung im Fortunen-Strafraum gibt es nicht zu vermelden. Die beste Chance nach über 400 torlosen Zweitliga-Minuten doch noch zu einem Treffer zu kommen, ist erneut die Folge eines Zusammenspiels der beiden Winter-Neuzugänge: Adamyan steckt in der Box für Suhonen durch, der die Kugel am Fünfereck im Fallen nicht mehr platziert aufs Tor bekommt (42.).
Mit zunehmender Spieldauer dreht sich dann trotz Düsseldorfer Zurückhaltung das Chancenverhältnis deutlich zu Gunsten der Gastgeber, die ohne allzu viel Energie und Speed dennoch in schöner Regelmäßigkeit zu vielversprechenden Abschlüssen kommen. Schon vor dem Führungstreffer zielt mal Emmanuel Iyoha einen halben Meter am linken Pfosten vorbei (32.), Vincent Vermeij leitet per Kopf zu Kownacki im Strafraum weiter, dessen Schuss Pollersbeck begräbt (35.) – und ein Drehschuss des Polen verfehlt den linken Pfosten nur um Zentimeter (38.).
Jahn müht sich so redlich wie vergeblich
Und auch in der zweiten Hälfte müht sich der Tabellenletzte genauso redlich wie vergeblich, und schafft es im Zweifel eher mit falschen Entscheidungen, unvollkommenen Ballannahmen und zu ungenauen Pässen den zurückhaltenden Gastgeber zu Kontergelegenheiten einzuladen: Wieder einmal hat Kownacki freie Schussbahn, zielt aber zentral auf Pollersbeck (47.).
Appelkamp legt im 16er quer auf Ísak Jóhannesson, dessen Linksschuss knapp am rechten Pfosten vorbeizischt (53.). Regensburgs Abwehr-Teenie Leopold Wurm, der Begehrlichkeiten beim HSV und Hannover geweckt haben soll, läuft Vermeij nach Jóhannessons Pass in die Tiefe gerade noch so am Fünfer ab, dass dieser nicht mehr platziert einschießen kann (55.).
Pollersbeck verhindert die Vorentscheidung
Ohne großen Widerstand kann erneut Kownacki von links ins Zentrum marschieren und hat offenbar zu viel Zeit, seine Schusstechnik zu überdenken – kein Problem für Pollersbeck (68.). Schließlich verfehlt auch Jóhannessons Freistoß aus gut 25 Metern das rechte Toreck um ein großes Lineal – aber auch hier wäre Pollersbeck zur Stelle gewesen (73.).
Den Schlussakkord setzt dann tatsächlich kurz vor dem Abpfiff noch der SSV: Adamyans Freistoß aus dem linken Halbfeld in den letzten Sekunden der dreiminütigen Nachspielzeit – nach längerer Wechselprozedur der Düsseldorfer – verlängert Christian Kühlwetter mit dem Hinterkopf aufs Tordach (90. + 3). Weil sich der Jahn-Keeper bei dieser Flanke zur Wiedergutmachung seines Patzers ebenfalls als Kopfballmonster anbietet, hat die Fortuna dann noch eine allerletzte Konterchance aufs leere Tor, aber der spät eingewechselte Bryan Hein schirmt die Kugel gerade so ab.
Fortuna wieder im Aufstiegsrennen, der Jahn verliert weiter Boden
Fast hätte sich der Fortunen-Verwaltungsmodus am Ende doch noch gerächt. So aber bringen die Düsseldorfer den Arbeitsdreier letztlich verdient über die Ziellinie, machen erst mal zwei Plätze gut (7./41 Punkte) und haben die nächsten Wochen in Kaiserslautern (4./43) gegen Münster und dann in Paderborn (2./45) die Chance, noch einmal ernsthaft ins Aufstiegsrennen einzugreifen – vorausgesetzt, sie legen dann die vornehme Zurückhaltung wieder ab.
Ganz anders der SSV Jahn, der weiter mit 16 Punkten den Stillstand ganz unten verwaltet, während Preußen Münster durch ein 1:0 in Elversberg den Abstand auf Regensburg schon auf zehn Punkte hochschrauben kann. Für die Oberpfälzer kann’s deshalb im Derby am Sonntag in 14 Tagen, 13.30 Uhr, eigentlich nur noch darum gehen, die 3:8-Blamage von Hinspiel geradezurücken, die Joe Enochs den Job kostete – und den Zeitpunkt, an dem der Abstieg auch rechnerisch besiegelt ist, möglichst lange rauszuschieben.
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