Jahn in Liga 2: Regensburg in Magdeburg harmlos wie ein Osterhäschen

Magdeburg. Man braucht nach solchen Auftritten wie beim FCM keinen Rechenschieber und erst recht keine KI, um die Restwahrscheinlichkeit des Klassenerhalts zu ermitteln. Mit der Aggressivität eines Häschens geht der SSV Jahn auch bei eher müden Magdeburgern sonnenbaden.

Auch der große Wechselzauber des Regensburger Trainerteams mit Ankündigung und halber Teambesprechung führt in Magdeburg noch nicht einmal zur Ergebniskosmetik. Foto: jrh

Einzig positive Nachricht aus Regensburger Sicht: Vor der Partie kann der Teamarzt des SSV Jahn einen Zuschauer offenbar nachhaltig stabilisieren – der mutmaßliche Jahn-Fan ist außer Lebensgefahr.

Wenig später ist Tim Handwerkers Gelbe Karte nach nicht einmal zwei Minuten mit die aggressivste Aktion der Oberpfälzer auf grünem Magdeburger Rasen – der Ex-Nürnberger zieht Bryan Teixeira relativ sinnfrei am Trikot zu Boden. Anschließend kann man mit etwas gutem Willen das durchaus redliche Bemühen des Tabellenletzten um Chancenwahrung schon erkennen.

Aber bei den hektischen Versuchen, das Mittelfeld zu überbrücken, ist der Ball meistens schnell wieder weg – oder die Regensburger schaffen es, mit Stockfehlern oder auch aus wenigen Metern ein Fehlpassfestival zu initiieren, an dem sich der FC Magdeburg phasenweise höflich beteiligt.

Magdeburg bespielt Regensburgs Achillessehne

Nur merkt man dem frisch gebackenen Tabellendritten dennoch an, dass hier an sich eine eingespielte Mannschaft agiert – und dann reicht es halt, die grünen Jungs auf der rechten Regensburger Abwehrseite ein paar Mal ins Leere laufen zu lassen, um immer mal wieder halbwegs gefährlich vor Julian Pollersbecks Jahn-Tor zu surfen.

Beim dritten Anlauf über Ben Kieffers Seite spielt Livan Burcu die Kugel Ball flach Richtung Fünfer, und hinter Robin Ziegele kann Martijn Kaars unbedrängt einschieben, 1:0 (28.). Damit soll keineswegs dem 17-Jährigen die Verantwortung für die sich früh anbahnende nächste Auswärtsniederlage in die noch zu großen Fußballschuhe geschoben werden.

Statt Mut der Verzweiflung hasenfüßig

Der gesamte Auftritt des Tabellenletzten atmete zu keinem Zeitpunkt den Mut der Verzweiflung einer Mannschaft, die sich mit letztem Willen, mit Zähnen und Klauen gegen den immer wahrscheinlicheren Abstieg wehrt. Das halbherzige, unkoordinierte Pressing führt nur hin und wieder zu halbwegs brenzligen Situationen, weil die Gastgeber unkonzentrierte Schlampereien einstreuen – ein Angriff, der den Namen verdient, hätte die Magdeburger in Bedrängnis bringen können.

Die hasenfüßige Offensive aus der Oberpfalz aber steht sich meist selbst im Weg oder im Abseits. Und auch der unter anderem wegen seiner Standardstärke in der Winterpause verpflichtete Tim Handwerker sorgt bei kaum einer Ecke oder einem Freistoß für echte Aufreger im Magdeburger Strafraum – wie sein Versuch aus 19 Metern direkt in die Arme von FCM-Keeper Dominik Reimann (33.).

Jahn-Solos ins Nirgendwo

Ähnlich wirkungslos verpuffen die Solo-Ansätze von Sargis Adamyan, nur noch ein Schatten seiner besten Tage in der Aufstiegssaison 2017, und Noah Ganaus, der meist elegante Schleifen um sich selber dreht – beide können kaum einen der freilich auch ungenauen langen Bälle ins Ungefähre festmachen. Und wenn doch, verheddern sie sich spätestens in den Füßen des zweiten Abwehrspielers.

Eine Flanke von rechts rauscht einmal nur knapp am Kopf von Adamyan vorbei – Marcus Mathisens Kopfballrettung fast ins eigene Tor ist eine der besseren Regensburger Chancen (12.). Halbchancen für den Jahn gibt’s nur, wenn die Blauen blödeln: Alexander Nollenberger köpft am Fünfer eine Flanke an Ganaus’ Rücken, von dem die Kugel rechts neben dem Pfosten vorbeitrudelt (40.).

Leider nur noch ein Schatten seiner besten Regensburger Jahn-Jahre: Sargis Adamyan. Foto: jrh

Immer wieder Nollenberger

Nach vorne hat derselbe Nollenberger freilich einige Male einen Assist oder sogar das eigene Tor am Fuß, weil Regensburgs rechte Abwehrseite wenig Gegenwehr zeigt – einen langen Ball von Keeper Reimann verstolpern sowohl Kieffer als auch Leopold Wurm, Nollenberger schießt unbehindert aus nächster Nähe Pollerbeck in die Arme (20.).

Eine seiner verunglückten Flanken nimmt Jean Hugonet vom Elfmeterpunkt direkt ab – weit links vorbei (24.). Gleiches Spiel gleich noch einmal: Nollenberger von links, Pollersbeck mit zu kurzer Faustabwehr vor Hugonet Füße, dessen Strahl etwas knapper am linken Pfosten vorbei (25.).

Hat auf Magdeburgs Tribüne gut lachen: Auch ohne den gesperrten Topstürmer Baris Atik reicht es für den FCM gegen den SSV Jahn locker. Foto: jrh

Wechselzauber ohne Wirkung

Auch der große Wechselzauber des Regensburger Trainerteams mit Ankündigung und halber Teambesprechung führt noch nicht einmal zur Ergebniskosmetik – Ex-Magdeburgs Sebastian Ernst hinterlässt ebenso wenig Eindruck wie der noch gegen Schalke erfolgreiche Dejan Galjen. Allein der zu spät gekommene Kai Pröger sieht bei seinen Vorstößen zumindest optisch aus, als hätte er ein Messer zwischen den Zähnen.

Minimaler Trost für die Oberpfälzer: Auch der SSV Ulm (2:3 gegen Hertha) und Preußen Münster (1:3 in Köln) verlieren ihre Parallelpartien. Dass Regensburg (22 Punkte) aber in vier Partien gegen die enteilten Braunschweiger (33), in Köln, gegen Karlsruhe und in Darmstadt sechs Punkte auf die Münsteraner aufholt, ist ungefähr so wahrscheinlich wie eierlegende Osterhasen.

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