Jahn in Liga 2: Regensburgs erste drei Zitter-Punkte gegen den SSV Ulm

Regensburg. Uff, wenn das jetzt die restlichen 32 Spiele in diesem Stil weitergeht, brauchen die Jahn-Fans gute Nerven. Nach einer passablen ersten Halbzeit verteidigen die Regensburger ihre knappe Führung lange 96 Minuten bis zum erlösenden Schlusspfiff.

Umkämpfter Heimsieg für den SSV Jahn gegen Ulm. Foto: jrh

Die Oberpfälzer legen gut los. Eine sehenswerte Kombination über rechts schließt Christian Kühlwetter schon in der ersten Minute mit einem zu hoch angesetzten Kopfball ab. Der SSV Jahn zeigt in den Anfangsminuten die Giftigkeit, die Trainer Joe Enochs eingefordert hatte.

Die Gäste aus Ulm machen es dem Regensburger Pressing aber auch leicht. Viele Fehlpässe der Spatzen führen zu einem – für Jahn-Verhältnisse – hohen Ballbesitzanteil und zumindest einigen Halbchancen. Packende Torraumszenen bleiben zunächst aus.

Dome im Nachfassen

Die zweite gelungene Hereingabe von Kapitän Andi Geipl verteidigen die Ulmer zu lasch: Dominik Kothers Kopfball bekommen weder Johannes Reichert noch Tom Gaal aus der Gefahrenzone, den Abpraller wuchtet Kother schließlich unter die Latte, 1:0 (34.). Der einsame Höhepunkt einer ersten Hälfte, die Regensburg ohne Mühe kontrolliert.

Nach der Pause schalten die Gäste einen Gang höher. Das reicht, um den Jahn aus dem Konzept zu bringen. Die Regensburger kommen kaum mehr aus der eigenen Hälfte – und wenn, dann mit langen Bällen, die entweder im Nirgendwo versanden oder in den Armen von Keeper Christian Ortag. Dass der Drittliga-Meister mit der optischen Überlegenheit wenig anzufangen weiß, liegt zum einen an der Harmlosigkeit des Spatzen-Sturms, zum anderen an der meist gut sortierten Oberpfälzer Abwehr.

Ulms Chefcoach Thomas Wörle versucht seine Jungs in der Trinkpause der schläfrigen ersten Halbzeit in Regensburg aufzurütteln. Foto: jrh

Favoriten um die Abstiegsplätze

Dennoch müssen die Fans bis zur letzten Sekunde bangen, weil die Gastgeber die Kugel nach Balleroberungen oft gleich wieder abgeben, die wenigen, aussichtsreichen Konter schlecht ausspielen und ein klein wenig auch, weil Schiri Lukas Benen mit seiner peniblen Gangart allein Philipp Strompf, dem 1,94-Meter-Hünen in der Ulmer Abwehr, ein halbes Dutzend Freistöße zuspricht, auch wenn sich der Riese von jedem Windhauch fällen lässt.

Unterm Strich bestätigen beide Kontrahenten in der heutigen Form ihre Favoritenrolle im Kampf um die Abstiegsplätze – sowohl Regensburgs als auch Ulms Team muss sich gewaltig steigern, um in der starken Zweiten Liga bestehen zu können. Den Oberpfälzern gelingt immerhin mit dem ersten Zweitliga-Sieg seit dem 2:1 in Braunschweig am 20. Mai vergangenen Jahres ein großer Schritt nach oben in der noch unfertigen Tabelle des zweiten Spieltages – von Platz 17 auf 9.

Freude beim SSV Jahn nach dem ersten Dreier gegen Mitaufsteiger SSV Ulm. Foto: jrh

Aufsteiger-Duell im Zeitraffer

  • Vielversprechender Auftakt für den SSV Jahn: Der wieselflinke Kai Pröger startet in Fabers Fußstapfen rechts durch, Christian Kühlwetter kann die Flanke nicht mehr unter die Latte drücken (1.).
  • Ecke Regensburg: In der Mitte halten sich die langen Kerls gegenseitig in Schach, Andi Geipl spielt für Pröger in den Rückraum, die Variante geht in die Wolken (4.).
  • Lange Bälle ins Nirwana: Spieleröffnung über Florian Ballas in die Arme von Keeper Christian Ortag (13.).
  • Freistoßtrick mit Bart: Das kennt man seit 1889, einer läuft drüber, eine halbe Minute später bringt Geipl die Flanke, die kein Regensburger erreicht hätte – netterweise klärt Felix Higl zur Ecke (16.).
  • Geipls Assist: Weite Hereingabe auf Dominik Kother, dessen Kopfball stolpern Reichert und Gaal erneut vor dessen Füße, 1:0 (34.).
  • Schönfelder sündigt für Saller: Auf dem Weg zum 16er kann sich Bene Saller nicht vom Ball trennen, verdaddelt ihn dann völlig überflüssig, Oscar Schönfelder muss den Konter strafbar abbrechen, Gelb (36.).
  • Schönfelder mal aus der zweiten Reihe:  Oscars Linksschuss mäandert um ein, zwei Meter am linken Pfosten vorbei (44.).
  • Auch Gebhardt darf mal ran: Dennis Chessa flankt von rechts, Jahn-Keeper Felix Gebhardt stürmt Richtung Kugel und faustet das Ding aus dem Strafraum (45 + 2).
  • Schlaftabletten im Pausentee: Passiv wie in Hannover lassen sich die Regensburger nach der Pause von den Ulmern überrennen – zum Glück endet der Sturmlauf meist am und nicht im Sechzehner.
  • Dann eben vom 16er: Max Brandts Schussversuch bleibt an Regensburger Abwehrbeinen hängen (47.).
  • Higl aus der Drehung: Ulms Mittelstürmer zu unplatziert, Gebhardt klärt zur Ecke (50.).
  • Ulm mal von links: Chessa verpasst eine flache Hereingabe, Joker Luka Hyryläinens Nachdreh wird geblockt (61.).
  • Damit hat er nicht gerechnet: Weil Kühlwetter zu sehr mit dem Zetern über mangelnde Vorlagen beschäftigt ist, bekommt er Christian Viets gelungenes Zuspiel nicht unter Kontrolle – ansonsten wäre der Ex-Heidenheimer allein vorm Tor aufgetaucht (63.).
  • Viet verheddert sich: Der Ulmer Abwehrhüne Strompf schiebt den Ball in Viets Füße – statt mal abzuziehen, sucht die 10 das Solo und bleibt hängen (73.).
  • Eine Auffrischung kann nicht schaden: Rasim Bulic für Geipl und Robin Ziegele für Kother sollen die Jahn-Abwehr stabilisieren (78.).
  • Sturschädel-Klopfen: Nach einem Eckball krachen Ziegele und Strompf mit den Köpfen zusammen – im Zweifel bekommt Ulm den Freistoß (80.).
  • Noch mehr Frischzellenkur: Nico Ochojski für Saller und Mansour Ouro-Tagba für Pröger sollen die Ulmer vom eigenen 16er fernhalten – Ouro-Tagba, der sich mit robustem Einsatz die Bälle krallt und festmacht, gelingt das ganz gut (87.).
  • Noch ein Pfiff im Zweifel für Ulm: Kühlwetter protestiert auf der Bank und sieht Gelb (88.).
  • Overtime ohne Folgen: Sechs übertriebene Nachspielminuten verstreichen ohne nennenswerte Torraumszenen.

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