Jahn in Liga 2: Runderneuertes Regensburg gegen Hannovers Aufstiegstrainer

Regensburg. Spannende Ausgangslage: Was schlägt eher ein: Das starke neue Quartett des SSV Jahn um Sargis Adamyan oder André Breitenreiter, Aufstiegstrainer von Hannover 96 von 2017? Regensburg will unbedingt in der Liga bleiben, die Niedersachsen mit Macht aufsteigen.

Hannovers Aufstiegstrainer André Breitenreiter ist zurück bei den 96ern. Foto: jrh

Für Hannover 96 ist es die weiteste Auswärtsfahrt in der Zweiten Bundesliga: Mindestens 1700 Fans werden die Niedersachsen zum Rückrundenauftakt am Freitag, 18.30 Uhr, ins Regensburger Jahn-Stadion begleiten – in der Hoffnung, dass die Mannschaft die großen Töne des Aufstiegstrainers von 2017 in die Tat umsetzt.

André Breitenreiter hat für seine zweite Amtszeit als Nachfolger des geschassten Stefan Leitl den Aufstieg als Ziel ausgegeben: „Wenn ich zurückdenke an große Erfinder“, greift der Niedersachse, der zuletzt den Abstieg des englischen Zweitligisten Huddersfield Town nicht abwenden konnte, ins oberste Fach, „die von Menschenflug, von Handys und Computern gesprochen haben, die galten auch als verrückt und größenwahnsinnig – und am Ende haben sie ihre eigene Wirklichkeit geschaffen, indem sie an sich geglaubt und alles dafür getan haben.“

Er habe die Überzeugung, dass man in Hannover eine richtig gute Mannschaft habe, die um den Aufstieg mitspielen könne. „Das alleine reicht natürlich nicht aus, und es wäre vermessen zu sagen, jetzt ist der Aufstiegstrainer von 2017 zurück – sondern wir brauchen ja alle.“ Man müsse Eitelkeiten hintanstellen, alle müssten zusammenhelfen, dann könne es gelingen, „dass man sich auch gegen Teams durchsetzt, die vielleicht andere Möglichkeiten haben“.

Keine Angst vor Jahn-Neuzugängen

Umgekehrt hat auch Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer im Echo-Interview deutlich gemacht, dass die Oberpfälzer alles daransetzen, um trotz der derzeitigen Roten Laterne in der Liga zu bleiben. Die Regensburger haben sich mit Sargis Adamyan (Köln), Tim Handwerker (Nürnberg), Anssi Suhonen (HSV) und Frederic Ananou (VV St. Truiden, davor Paderborn) mit Zweitliga-erfahrenen Hochkarätern   für den Abstiegskampf gerüstet. Das ist auch Breitenreiter nicht verborgen geblieben: „Wenn man sich Regensburg jetzt genau anschaut“, sagt er, „dann weiß man, dass sie so aktiv auf dem Transfermarkt waren wie keine andere Mannschaft.“

Regensburg habe „schon ein paar richtig gute Spieler dazu geholt“. Das hätten auch die Testspiel-Ergebnisse gezeigt, „die sie hoch und auch souverän gewonnen haben“. Da hat er vielleicht nicht ganz so gut hingeschaut, wenn man an das 2:1 gegen die Löwen denkt. „Aber trotzdem sollten wir auch den Anspruch haben, nach Regensburg zu fahren und das Spiel zu gewinnen.“ Es gebe zwar nie eine Garantie: „Aber es gibt bei zu vielen Zweifeln auch nicht den Glauben daran.“

Breitenreiter schraubt an der Offensive

Ansonsten reise der neue, alte und gereifte 96er-Trainer gelassen in die Oberpfalz: „Vor einigen Jahren habe ich Otmar Hitzfeld gesprochen, als ich vielleicht noch etwas nervöser war“, erzählt Breitenreiter, „wann man denn ruhiger wird. Und er sagte mir, ab 50 – ich bin jetzt 51, also bin ich auch etwas ruhiger und freue mich auf Freitagabend.“ Er habe gute Eindrücke von der Mannschaft gesammelt, die sehr fleißig sei, sehr homogen als Team zusammenstehe und täglich versuche, ihr Bestes zu geben.

„Wir hatten eine gute Vorbereitung in der Türkei bei sehr guten Bedingungen, haben gute Entwicklungsschritte genommen und versuchen das in Regensburg auf den Platz zu bringen, um drei Punkte mit nach Hannover zu bringen.“ Er habe den Fokus weniger auf Defensivarbeit gelegt, weil die die Mannschaft auch zuvor schon stabil gestanden sei. Es gehe darum, sich mehr Torchancen herauszuspielen und in die gefährlichen Räume vorzustoßen. „Wenn man sieht, 22 Tore, davon alleine 10 durch Standardsituationen, dann sind 12 aus dem Spiel heraus für eine Mannschaft, die vorne mitspielen möchte, deutlich zu wenig.“

Testspielsieg gegen Championsleague-Teilnehmer

Auf die Durchschlagskraft habe er im Trainingslager den Fokus gelegt: „Durch Laufbewegungen, durch Spielzüge, Verlagerungen – aber insbesondere geht es darum, Tiefe zu finden.“ Interessanter Ansatz: „Wir haben durch Reizüberflutung die Spieler vor große Aufgaben gestellt, Hektik bewusst verursacht, damit sich das Prinzip auch verankert.“ Und in den Testspielen habe er festgestellt, dass sich dieser Approach bereits bemerkbar mache. „Natürlich kann ich nach 14 Tagen nicht sagen, dass alles perfekt ist, aber beim 2:1 gegen Championsleague-Teilnehmer Young Boys Bern, das wir auch höher gewinnen können, haben sie schon gezeigt, dass sie verstanden haben, worum es geht.“

In der 96er-Fanszene ist man ebenfalls optimistisch, dass Breitenreiter mit dieser Mannschaft etwas reißen kann: „Es ist gut zu sehen, wie Spieler den Schwung aus der Hinrunde mitnehmen“, ist in einem Fan-Blog zu lesen. „So etwa Phil Neumann, Kolja Oudenne, Marcel Halstenberg und Fabian Kunze. Und es gibt Spieler wie Sebi Ernst, Antonio Foti und Sei Muroya, die gerade ihre Chance nutzen, um den Fuß in die Startelf zu bekommen. Auch Mo Damar zeigt sich hungrig. Genau diesen gesunden Konkurrenzkampf brauchen wir.“ Andererseits muss Breitenreiter auf die verletzten und erkrankten Josh Schneit, Lars Gindorf und Kenneth Schmidt genauso verzichten, wie auf den Gelb-gesperrten Fabian Kunze.

Jahn auf alles vorbereitet

Auch Jahn-Trainer Andi Patz ist mit der „sehr ordentlichen Wintervorbereitung“ zufrieden: Die zwei Testspielerfolge gegen die Löwen (2:1) und Unterhaching (4:1) hätten gutgetan, und jeder habe gleich viel Einsatzzeit bekommen. „Wir haben die Zeit genutzt und an beiden Themen – Defensive und Offensive – gearbeitet.“ Man habe sich aber auch schon in den letzten Spielen der Hinrunde stabilisiert und sei Stück für Stück „unserer Spielphilosophie nähergekommen: Dass wir hoch pressen, ordentlich standen und zuletzt gegen zwei starke Gegner dann auch gezeigt haben, dass wir Tore schießen können.“

Der Trainerwechsel bei Hannover 96 unterstreiche aus Sicht von Patz die Ambitionen der Niedersachsen. „Wir kennen die Mannschaft aus dem Hinspiel – mit viel Erfahrung, viel Qualität.“ Hannover sei nur vier Punkte von oben weg: „Wir wissen, was da auf uns zukommt.“ Er habe sich das ein oder andere Testspiel der Niedersachsen angeschaut und sei auf alles vorbereitet. „Es war enorm wichtig, das letzte Spiel gegen Darmstadt zu gewinnen, dann sind wir mit einem guten Gefühl in die Pause reingegangen und in die Vorbereitung gestartet.“ Erfolge würden immer guttun: „Sie geben Sicherheit, jetzt haben wir ein Heimspiel gegen einen starken Gegner, Flutlicht, tolle Kulisse und wir freuen uns einfach darauf, dass es wieder losgeht.“

Jahn-Lazarett lichtet sich

„Wir konnten auf fast alle Spieler zurückgreifen“, freut sich Jahn-Trainer Andi Patz über die deutlich kleinere Verletztenliste. „Wir haben mit Oscar Schönfelder und Dejan Galjen zwei Spieler, die noch nicht wieder auf dem Platz sind – alle anderen durften wir wieder begrüßen.“ Den einen mehr, den anderen etwas weniger: „Leider mussten wir bei Poldi Wurm eine Verletzung aus dem Testspiel gegen Unterhaching in Kauf nehmen.“ Er habe eine starke Verstauchung am Knöchel. „Da müssen wir abwarten, was die Tage noch bringen.“

Ansonsten sind Bene Saller und Nico Ochojski wieder bei der Mannschaft dabei. „Nico hat die erste Woche mittrainiert, ab nächster Woche voll.“ Bene wolle man behutsam aufbauen. „Wenn alles gut läuft, kann er in zwei, drei Wochen voll mit dabei sein.“

* Diese Felder sind erforderlich.