Jahn in Liga 2: Schweres Flutlicht-Derby gegen Fürths zornigen Trainer

Regensburg. Die Wogen bei der SpVgg Fürth sind wieder geglättet, nachdem Alexander Zorniger wegen des folgenschweren Fehlers seines jungen Keepers gegen Paderborn aus der Haut gefahren war. Die verlorenen Punkte will das Kleeblatt beim SSV Jahn Regensburg einfahren.

Voller Einsatz, keine Punkte: Bene Gimber hängt sich vier gegen Fürths Branimir Hrgota mit aller Macht rein, dennoch verliert der SSV Jahn am Ende vor drei Jahren mit 1:2. Foto: Jahn

Die cholerische Reaktion des temperamentvollen Fürther Trainers Alexander Zorniger (56) hatte sogar Bayerns ewige Nummer 2 im Tor, Sven Ulreich, auf den Plan gerufen: „Unfassbar solch eine Aussage von einem Trainer in der Öffentlichkeit“, nahm der Senior-Keeper seinen jüngeren Kollegen unter dem Sky-Post auf Insta in Schutz.

Was war passiert? Zorniger hatte nach dem Zweitligaspiel gegen Paderborn (1:1) und dem Patzer von Keeper Nahuel Noll (21) zum Ausgleich kurz vor Schluss seinen jungen Torwart im Spielerkreis und anschließend auch noch am Sky-Mikrophon zusammengefaltet: „Den Fehler sollte er nicht noch einmal machen, sonst kann sein Berater gern bei mir anrufen und fragen, warum er nicht spielt.“

Grund für den zornigen Ausraster: Die starken Mittelfranken führen lange gegen Paderborn, bis Noll in der 81. Minute zu lange wartet, bis er die Kugel wegschießt. SC-Routinier Adriano Grimaldi (33) krallt sich den Ball und netzt aus 15 Metern zum 1:1 ein. Seinen Wutausbruch erklärt der Trainer damit, Noll seit Wochen immer wieder ermahnt zu haben, solche unnötigen Risiken zu vermeiden.

Verrauchter Zorn

Der Zorn ist inzwischen verraucht, Zorniger zeigt öffentlich Reue: Er habe „in der Wortwahl total danebengelegen – in der Emotionalität und auch im Plenum“, sagt er in einem Video auf dem offiziellen Instagram-Account des Vereins. „Mir sind die Emotionen total durchgegangen.“ Er sei weit über das Maß hinausgegangen, was ihm als Trainer zustehe.

„Ich habe mich auch bei der Mannschaft entschuldigt, das ist mir noch nicht so oft passiert“, sagt er weiter. „Ich glaube, es zeigt aber auch, wie ich mit den Spielern umgehe. Ich bin da sehr oft an der Grenze dran, aber im Willen, einen Spieler auch weiterzubringen. Das ist mir in der Situation nicht gelungen, und dafür möchte ich mich entschuldigen.“

Zorniger will Kleeblatt-Start vergolden

Vor dem Freitagabend-Flutlicht-Duell, 18.30 Uhr, bei Aufsteiger Jahn Regensburg vor ausverkauftem Gästeblock sind die Wogen geglättet. Der Fokus liegt auf dem sportlichen Erfolg. „Wir freuen uns natürlich, dass diesen kurzen Weg so viele Kleeblatt-Fans mitmachen“, startet er wohlwollend in die PK. „Wir wollen ihnen einen Dreier schenken, das ist die klare Ausgangsbasis.“ Die personellen Voraussetzungen dafür seien bestens: Bis auf Kerim Çalhanoğlu sind alle Fürther einsatzbereit.

Zorniger hofft, dass sich die Mannschaft vor der ersten Länderspielpause der Saison belohnt: „Wir hauen jetzt nochmal alles rein und wollen den bisher guten Start nochmal richtig vergolden.“ Der Tabellenplatz sei dabei zu Beginn der Saison noch zweitrangig. Es gehe darum, „dass du Punkte holst, gerade in dieser Liga“. Und da sieht Zorniger sein Team in der Favoritenpflicht.

Lösungen für Regensburgs Umschaltspiel

Gegen die Regensburger, die versuchen würden, „schnell umzuschalten, werden wir uns auch ein paar Lösungen mit dem Ball einfallen lassen müssen“, kündigt der Fürther Coach an. Dabei macht er sich aber wenig Sorgen um die Kreativität seiner Mannschaft: „Die Jungs machen es gut, sie haben eine gute Energie untereinander.“ Mit Sacha Bansé könnte am Freitag dazu ein neues Gesicht im Fürther Aufgebot stehen.

„Regensburg hat in seinen ersten beiden Heimspielen bewiesen, dass sie daheim in der Lage sind, Punkte zu holen“, warnt er dennoch vor Übermut. „Es ist eine gefestigte Mannschaft durch den Erfolg aus dem letzten Jahr“, schätzt Zorniger die Oberpfälzer nach den beiden 1:0-Erfolgen gegen Ulm und Bochum ein.

Enochs: „Schneller ins Spiel kommen“

Die Bilanz spricht klar für den ehemaligen Bundesligisten. In bislang 16 fränkisch-oberpfälzischen Zweitliga-Duellen setzte sich die SpVgg 16-mal durch, der Jahn konnte lediglich zweimal gewinnen – das Hin- und Rückspiel in der Saison 2017/18. Jahn-Trainer Joe Enochs ist trotz der späten 0:2-Pleite bei Hertha BSC vorsichtig optimistisch. „Wir nehmen aus diesem Spiel mit, dass wir ein gutes Auswärtsspiel gemacht haben, aber in Zukunft schneller ins Spiel kommen müssen“, sagt Enochs.

Man sei auch nach der Roten Karte gegen Mansour Oura-Tagba nicht eingebrochen, hätte aber die spielentscheidende Situation in der 90. Minute besser verteidigen müssen. „Wir hätten die Aktion zweimal vorher klären können“, ärgert sich der Coach. „Als Cuisance auf Außen den Ball hatte, hätten wir ihn doppeln müssen“, anstatt in den Strafraum spielen zu lassen. „Dazu hätten wir schneller schließen müssen, als Maza an den Ball kommt.“

Regensburgs Personalsituation

Elias Huth, Christian Schmidt und Tobias Eisenhuth sind weiterhin verletzt. „Tobias Eisenhuth hat am Mittwoch zum ersten Mal wieder mittrainiert“, sagt Jahn-Trainer Joe Enochs, „aber ein Einsatz gegen Fürth wäre viel zu früh.“ Außerdem muss der SSV Jahn aufgrund der Roten Karte auf Mansour Oura-Tagba verzichten.

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