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Jahn in Liga 3: Schwacher Schiri ebnet Rostock früh die Siegerstraße

Regensburg. Es ist nie klug, Gründe für Niederlagen reflexhaft bei anderen zu suchen. Und doch bringt Schiedsrichter Yannick Sager ein bis zur überzogenen Roten Karte halbwegs ausgeglichenes Spiel völlig aus der Balance – vom Handelfer, der keiner war, ganz zu schweigen.

Jahn in Liga 3: Schwacher Schiri ebnet Rostock früh die Siegerstraße

Jahn-Trainer Michael Wimmer würde gerne wissen, wie Schiri Yannick Sager zu seinen Entscheidungen gekommen ist. Foto: jrh

Um es vorwegzunehmen: Auf dem schwer bespielbaren Boden kommt der SSV Jahn an diesem gebrauchten Sonntagnachmittag offensiv nur selten so ins Rollen wie zuletzt in Aachen oder gegen die Münchener Löwen. Die Ungenauigkeiten hinten wie vorne nutzen ballsichere Rostocker effektiv aus.

Der Anfang vom Ende: Keeper Felix Gebhardt spielt Kapitän Christian Kühlwetter an, der im Zentrum seinen Hintermann nicht sieht, ihn anschießt – und so die 1:1-Situation einleitet, die Gebhardt erst noch pariert, bevor der dritte Nachschuss von Andreas Voglsammer im Netz zappelt (32.). Der Rückstand zu einem Zeitpunkt, als die Oberpfälzer im Begriff sind, die Kontrolle zu übernehmen.

Ein Referee zwischen Übereifer und Fehlgefühl

Nach Voglsammers Führung wird’s vogelwild. Schiedsrichter Yannick Sager greift in einem bis dahin fairen, nahezu körperlosen Spiel bei der ersten griffigeren Grätsche sofort in die hintere Hosentasche und zückt gegen Nick Seidel glatt Rot (37.). Eine Entscheidung, die die Statik des Spiels komplett kippt. Wenig Fingerspitzengefühl beweist er auch bei der Gelben für Noel Eichinger (38.) wegen nachvollziehbaren Protests, der nun im nächsten Spiel gesperrt fehlen wird.

Grotesk wird es wenig später: Leo Mätzler bekommt Voglsammers versuchte Hereingabe an der Grundlinie aus nächster Nähe an den angelegten Arm – und Sager zeigt sofort auf den Punkt (43.). Der VAR wäre vermutlich lachend vom Stuhl gefallen. Fast möchte man dem armen Kenan Fatkic unterstellen, dass er den Elfer absichtlich über die Latte donnert (44.), weil ihm das unverhoffte Geschenk selbst peinlich ist.

Mehr angelegter Arm geht nicht: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh

Erst kein Glück, dann kommt noch das Pech dazu

Rostock spielt die Führung konsequent zu Ende, ohne übermäßig dominante Züge – mehr Tikitaka in der eigenen Hälfte und geduldige Angriffe, wenn sich Lücken in der dezimierten Jahn-Defensive allzu offensichtlich ergeben. Die Oberpfälzer versuchen tapfer dagegenzuhalten, erspielen sich gegen Ende des Spiels, als die Konzentration der Gäste nachlässt, erste Hochkaräter:

  • Benedikt Bauer donnert einen genialen Steckpass von Noel Eichinger knapp über die Latte (76.),
  • Der eingewechselte Lucas Hermes versucht aus der Drehung einen Lupfer aus acht Metern, Rostocks Keeper Benjamin Uphoff muss sich nur etwas strecken (85.),
  • der spät gekommene Joker Florian Dietz scheitert ebenfalls am herausstürzenden Keeper Uphoff (90.+3).
Joker Christian Kinsombi macht den Deckel drauf: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh

Wimmer: Video-Beweis hat was für sich

Jahn-Trainer Michael Wimmer: „Wir sind eigentlich die ersten Minuten gut ins Spiel gekommen, danach haben wir etwas den Zugriff verloren gegen eine gute Hansa Mannschaft. Trotzdem hatten wir auch immer wieder Gelegenheiten. Dann bekommen wir das 0:1, Kühle will durchspielen, der Ball prallt ab, Voglsammer macht das Tor im zweiten oder dritten Nachschuss. Anschließend gibt’s die Rote Karte, aus meiner Sicht ein bisschen überzogen. Natürlich trifft er ihn, aber überzogen, weil’s das Spiel auch gar nicht hergegeben hat.

OTH Amberg-Weiden
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Gut, er hat sich entschieden für die Rote Karte, aber der Elfmeter, puuh, der ist grenzwertig. Es ist so, letzte Woche hatten wir etwas Glück, diese Woche haben wir mit Schiri-Entscheidungen wieder etwas Pech gehabt. Es steht ja auch in der Liga vieles auf dem Spiel, jedes Spiel ist eng, von daher, umso mehr Möglichkeiten es gibt, um Entscheidungen besser zu treffen, sollte man ergreifen – aber das ist nicht meine Entscheidung. Dann haben wir es trotzdem ordentlich probiert, aber letzten Endes geht der Sieg für Hansa dann vollkommen in Ordnung.“

Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh

Eichinger: Rot brutal spielentscheidend

Jahn-Spielmacher Noel Eichinger: „Die Rote Karte ist natürlich brutal spielentscheidend, wenn du dann so lange ein Mann weniger bist. Ich finde, das Ergebnis gibt gar nicht wieder, wie das Spiel war. Das ist natürlich bitter. Die Rote Karte, der Elfmeter, der absolut keiner war, viele Kleinigkeiten, wo er mir den Vorteil nicht gibt, eine Situation im 16er, wo ich getroffen werde – das hat uns ein bisschen rausgebracht.

Natürlich dürfen wir uns daran nicht aufhängen, müssen versuchen, das abzuschalten, es besser zu machen, dann muss das einfach egal sein. Wir können trotzdem stolz sein auf die Leistung, so lange in Unterzahl, wir hatten viele gute Aktionen, Hansa ist aber auch eine super Mannschaft, die waren super in Form.“

Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh

Hansa-Trainer: Komplette Kontrolle

Hansa-Trainer Daniel Brinkmann: „Wir haben die komplette Kontrolle gehabt, einen Elfmeter verschossen auch noch, zahlreiche Möglichkeiten noch ausgelassen – insgesamt ein sehr verdienter Auswärtssieg. Ob’s jetzt ein 3:0 ist, es kann auch 2:0 ausgehen, wir haben aber auch die Chance auf vier, fünf Tore wegzuziehen.

Ich bin aber sehr zufrieden mit der Herangehensweise, wie’s die Mannschaft auch angenommen hat, Der Platz mit dem ganzen Sand darauf war nicht so leicht zu bespielen. Ich fand schon, dass wir dafür noch einen sehr ordentlichen Ball gespielt haben. Es ist etwas, was wir immer wieder trainieren, wenn die Jungs im Nachschusstraining den Nachschuss nicht nehmen, dann drehe ich durch.“

Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh
Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh
Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh
Gebrauchter Jahn-Sonntag gegen Hansa Rostock: Rot ohne Not, Elfer, der keiner ist und ein Schiri, der dem Spiel seinen Stempel aufrückt. Foto: jrh
Andreas Voglsammer hätte gerne schon nach einem ersten Schubser einen Elfer bekommen: Benachteiligt braucht sich Hansa Rostock dennoch nicht zu fühlen. Foto: jrh

Ausblick auf Hoffenheim: brisante Lage, aber Leistung passt

Der Jahn reist nun zur TSG Hoffenheim II – und dort ohne den gelbgesperrten besten Regensburger Noel Eichinger, der bisher in nahezu jedem Spiel der kreative Zünder war. Brisant bleibt die Tabellensituation: 20 Punkte bedeuten Platz 15, aber das Mittelfeld ist eng, die Form grundsätzlich stabil – vier Siege aus den letzten sechs Partien sprechen weiter für den Weg der Mannschaft.

Hoffenheim II ist eine Wundertüte: jung, dynamisch, lauffreudig, aber im Umschaltmoment häufig verwundbar. Mit derselben Mentalität wie in Aachen und gegen 1860 – und etwas mehr Schiri-Glück – ist ein Auswärtspunkt absolut drin. Der Jahn muss konzentriert bleiben, die Balance zwischen Mut und Vorsicht finden und den Ausfall von Eichinger über die Flügel kompensieren. Kein Grund für Pessimismus – eher für Trotzreaktion.