Juwelier-Raub in Pressath: 8 Jahre Haft für Angeklagte

Weiden. Das Landgericht Weiden hat die Schmuck-Räuber von Pressath zu jeweils acht Jahren Haft verurteilt. Die Männer (41 und 34) waren auch verantwortlich für einen Einbruch in Fuchsmühl. Ein dritter Angeklagter (32), der "nur" in Fuchsmühl dabei war, bekam 2 Jahre 11 Monate Haft.

Ein früherer Lebensmittelhändler aus Franken soll Initiator des Überfall auf ein Schmuckgeschäft in Pressath gewesen sein. Foto: Christine Ascherl

Die jüngeren Männer sind schwer drogensüchtig. Die Strafkammer ordnete für sie Paragraf 64 an: die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. In der Praxis wird der 32-Jährige damit sofort mit der zweijährigen Entzugstherapie in einer geschlossenen Einrichtung beginnen können. Die U-Haft wird angerechnet. Der 34-Jährige wird von seinen 8 Jahren zunächst etwa zweieinhalb Jahre im Gefängnis verbringen („Vorwegvollzug“), dann tritt er die zweijährige Therapie an. Bei der Berechnung geht man von einer Entlassung zum Zweidrittelzeitpunkt aus.

Vorsitzender Richter Peter Werner spricht in seiner Urteilsbegründung von einer „bemerkenswerten Mischung aus Dilettantismus und krimineller Energie“ bei den Taten. Tatwerkzeug wurde liegen gelassen, die Beute verloren, die Flucht mit dem Auto endete in einer Sackgasse. Das Gesetz sehe ganz erhebliche Strafen für schweren Raub und schweren Wohnungseinbruchsdiebstahl vor. Zu Recht, so Werner: Die Opfer, die als Zeugen aussagten, sind bis heute schwer traumatisiert. „Was das für Geschädigte bedeutet, wird oft nicht gesehen.“

In Nürnberger Drogenszene „zu Hause“

An der Anordnung von Therapie für die suchtkranken Straftäter führt kein Weg vorbei. Der 32-Jährige und 34-Jährige, 2015 bzw. 2012 aus dem Iran eingereist, waren zuletzt total abgestürzt. Sie konsumierten alles: Crystal, Heroin, Kokain, Ecstasy, Crack, Marihuana. Haarproben bestätigen dies. Die beiden Iraner hatten weder Arbeit noch festen Wohnsitz. Beide sind 7- bzw. 8-mal vorbestraft. Ihr Leben spielte sich in den Drogenszenen der Städte Frankfurt, Berlin, zuletzt Nürnberg ab. Dort lernten sie in einem Bahnhofscafé den dritten Täter kennen.

Dieser Dritte hebt sich ab: Der Lebensmittelhändler (41) aus Franken war erst kurz davor in den Crystal-Missbrauch abgerutscht. Auslöser waren persönliche Krisen (Firmenpleite, Scheidung). Der türkischstämmige Familienvater muss ebenfalls mit 8 Jahren Haft büßen: Er gilt als Initiator des Raubs. Er besorgte das Auto und die Waffen. Zum Überfall schickte er dann den 34-Jährigen vor, während er im Wagen wartete.

Sein Verteidiger Michael Spengler weist auf den sehr bürgerlichen Lebensweg seines nicht vorbestraften Mandanten vor. „Er hat sich bemüht, sein Leben gut zu führen.“

Respekt vor dem Zeugen

Staatsanwalt Matthias Bauer zollt dem Zeugen Respekt, der sich dem Täter auf der Flucht in den Weg stellte. „Durch sein beherztes Einschreiten blieb auch die Beute zurück.“ Als vorbildlich bezeichnete er auch die Fahndung der Polizei. Die Streife stieß in einem nahe gelegenen Wald auf das Duo, das sich mit dem Auto festgefahren hatte.

Ohnehin liefen die Ermittlungen sehr glatt. Der Sachbearbeiter der Kripo Weiden berichtete am Vormittag als letzter Zeuge, dass sich der 41-jährige Türke als Organisator herausgestellt habe. „Er hatte Insiderwissen. Er wusste, dass die Familie im Urlaub ist und im Geschäft in Pressath nur ein Junge ist.“ Der 17-jährige Junior der Inhaberfamilie hütete an dem Wochenende alleine den Laden.

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