Käufer für Audi aus dem Stausee: Wrack geht nach Kroatien

Vohenstrauß/Bergheim. Kaum zu glauben: Für den "Audi aus dem Stausee" gibt es einen Käufer. Seit Monaten steht das 50 Jahre alte Coupé bei Händler Stephan Krupp aus Bergheim bei Köln.

Audi aus dem Stausee
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp

“Das für unmöglich Geglaubte ist tatsächlich eingetreten”, freut sich Krupp. Der Audi hat einen Liebhaber gefunden. Das Auto sei verkauft und anbezahlt und warte nun auf die herausfordernde Logistik. Es geht nach Našice in Kroatien zu einem Audi-Fan mit eigener Kfz-Werkstatt.

“Der Käufer befasst sich mit alten Audis und hat von diesem Modell noch zwei, drei weitere stehen”, hat Krupp erfahren. Er geht davon aus, dass der Oldtimer-Schrauber auf brauchbare Teile hofft. Dass man den “Audi aus dem See” wieder startklar macht, hält der Autohändler aus dem Rheinland für ausgeschlossen. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass man den wieder herstellt.”

Krupp hatte den rostigen Oldtimer im Dezember 2023 der Marktgemeinde Tännesberg abgekauft. Der Audi war zur Fundsache erklärt worden, nachdem sich seine Herkunft nicht klären hatte lassen.

Im Rahmen von Stausee-Sanierung zufällig entdeckt

Sein Auffinden hatte im Sommer 2020 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Im Stausee bei Kainzmühle (Markt Tännesberg) war bei einer Sonaruntersuchung in drei Metern Tiefe ein Auto entdeckt worden. Die Polizei ließ das Wrack herausfischen. Es handelte sich um ein Audi 100 Coupé S, Baujahr 1973. Aus dem Schlamm zogen die Taucher sogar noch ein Kennzeichen: “SAD-AD 843”. Die Polizei geht davon aus, dass das Auto vor Jahrzehnten versenkt worden ist. Der TÜV geht bis 1980.

Wieso? Warum? Was war passiert? Die Polizeiinspektion Vohenstrauß recherchierte intensiv. Dennoch war es nicht möglich, den früheren Halter ausfindig zu machen und den Hergang zu klären.

Rost ist nicht zu stoppen

Zwei Winter und einen Sommer war das Auto auf dem Hof der Polizei abgestellt. Schon auf dem Parkplatz der Inspektion Vohenstrauß durchlebte das rostige Wrack einige Verwandlungen: Nach und nach wusch der Regen den Schlamm ab. Der Audi strahlte plötzlich wieder in hellgelb (Herstellerfarbe “coronagelb”). Gleichzeitig setzt massiver Rost ein. Als Krupp das Wrack holte, lag eine dicke Schneedecke auf dem Audi.

Besser wurde das Auto auch in den acht Monaten in Bergheim nicht, trotz Planen. Das Material sei stark angegriffen, so Krupp. Lochfraß breitet sich aus. Der Autohändler hatte den Audi für rund 2300 Euro von der Marktgemeinde Tännesberg als Höchstbietender gekauft. Am Ende wollte er weniger als den Selbstkostenpreis. “Ich komme mit einem blauen Auge weg”, sagt Krupp. “Es ist kein lukratives Geschäft, aber besser, als wenn er noch ganz zerbröselt.”

“Er wird sein Geheimnis mitnehmen”

In den letzten Monaten hat der Rheinländer mit dem “Audi aus dem See” viel erlebt. Das Medieninteresse war riesig – “aber das war’s auch schon”. Der Kroate ist der erste und einzige ernsthafte Interessent. Dafür gab’s umso mehr Shitstorm und Spinner-Reaktionen. Ein Mann kam auf Krupp zu und behauptete, einst in genau so einem Fahrzeug entführt worden zu sein.

Fahrfehler? Fluchtauto? Cold-Case? Vorgetäuschter Diebstahl? Man wird’s nie erfahren. “Er wird dieses Geheimnis mitnehmen”, sagt Krupp. Jetzt tritt die rätselhafte Rostlaube erstmal ihre letzte große Reise an: in den tiefsten Osten Kroatiens.

Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp
Ein Auto, wie aus einem Stephen-King-Film: So sieht der Audi heute aus. Foto: Stephan Krupp

Das konnte die Polizei Vohenstrauß über den Audi herausfinden:

  • Beim aufgefundenen Audi 100 Coupe S handelt es sich um ein Fahrzeug des Baujahres 1973, welches im Oktober 1973 durch die AUDI NSU AUTO UNION AG an das Autohaus Ost GmbH, Straubinger Straße 34, 8423 Abensberg, ausgeliefert wurde.
  • Wie richtigerweise mehrere Mitteiler angegeben haben, handelt es sich hierbei um ein „Face-Lift-Modell“, welches ausschließlich im Zwölfmonatszeitraum von September 1973 bis August 1974 gebaut wurde.
  • Die Gewerbeabmeldung des Autohauses Ost GmbH erfolgte zum 31.08.1977.
  • Der Geschäftsnachfolger, das Autohaus Baumer KG, Abensberg, wurde hinreichend über etwaige Unterlagen aus der Betriebszeit des Autohauses Ost GmbH befragt. Es konnten ihrerseits keinerlei Unterlagen aus dieser Zeit beigebracht werden. Es sind keine Unterlagen mehr vorhanden.
  • Das Fahrzeug ist mit einem Schaltgetriebe (4 Gänge + Rückwärtsgang) sowie schwarzer Innenausstattung ausgestattet. Weitere Sonderausstattungen waren werkseitig nicht geordert und deshalb auch nicht verbaut.
  • An den Heckkotflügeln waren Schmutzfänger angebracht.
  • Schwarze Rallyestreifen (wie auf der beiliegenden Fotorekonstruktion ersichtlich – Quellennachweis unten) waren durchgehend an beiden Fahrzeugseiten aufgeklebt.
  • Die damalige Farbbezeichung lautete wie bereits bekannt „coronagelb“, hierbei handelt es sich um eine Sonderfarbe, welche nur gegen Aufpreis erhältlich war.
  • Bei der auf dem linken Kotflügel angebrachten Antenne handelt es sich um keine Serienausstattung, sondern um ein Original Zubehör von Audi, welches nachträglich angebaut wurde (deshalb nicht auf der Rekonstruktion darstellbar).
  • Der im Kofferraum aufgefundene Ersatzreifen passt nicht zum aufgefundenen Fahrzeug, was aufgrund der verwendeten Reifengröße ermittelt werden konnte.
  • Die Baureihe war besonders im Bereich der Motorhaube und der Türen anfällig gegen Rost. Diese Teile wurden jedoch laut Auskunft eines Hinweisgebers nicht ausgewechselt und befinden sich noch im Originalzustand.
Audi aus dem Stausee Kainzmühle
So sah der Audi in den 70ern aus. Foto: audimotive.de – Bildbearbeitung: Polizeipräsidium Oberpfalz. Foto:

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