Konzert erweckt Bayreuther Hofmusik zu neuem Leben

Speinshart. Michael Kämmle und Axel Wolf verzauberten das Publikum mit musikalischen Zärtlichkeiten, die an den Hof des Bayreuther Markgrafen erinnern. Das Konzert am 26. März 2025 bot Werke aus der Zeit Wilhelmines und literarische Einblicke in die aristokratische Welt.

Mit „zaubervollen Klängen, deren Wohllaut tief zu Herzen geht“ erinnerten Michael Kämmle (Traversflöte) und Axel Wolf (Laute) in Speinshart an die Musik vom Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth. Foto: Robert Dotzauer

Zauberhafte Klänge vom Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth

Der Nürnberger Flötist und Autor Michael Kämmle und der international renommierte Münchner Lautenist Axel Wolf führen in Speinshart in die musikalische und literarische Sprache am Hofe des Markgrafen und seiner Markgräfin ein.

Musikalische Zärtlichkeiten in Speinshart

Händel, Bach, Mozart, Schubert, Medelssohn: Nix da. Am Sonntagnachmittag bestimmten musikalische Zärtlichkeiten königlicher Hoheiten in Speinshart das erste Konzert des Jahres 2025. Von Barock bis Romantik erinnerten Michael Kämmle und Axel Wolf mit fantasievollen Kompositionen an das herrschaftliche Geschehen am Hofe des Bayreuther Markgrafen. Michael Kämmle (Traversflöte) erkundete mit Axel Wolf (Laute) die mystische Welt der Aristokratie, in der Geschichten erzählen und Musik zu einem alternativen Hörerlebnis zusammenflossen.

Romantische Geschwister-Beziehung

In einer anregenden Performance erlebte das Publikum im einzigartigen Flair des barocken Juwels des Klosters Speinshart die Fantasiewelten der Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth und die innige Beziehung zu ihrem Bruder, dem König von Preußen. Nichts wünschten sie, die beiden in ihren Briefen sehnlicher herbei, als die Wiederkehr glücklicher Tage. Die überaus romantische Geschwister-Beziehung gipfelte zum Beispiel in den Monologen und Schriftwechseln des Preußenkönigs und der Markgräfin: “Ach wäre ich doch ein Mäuschen, um den Zauber Deiner Klänge zu hören”, oder “Ich sterbe vor Freude, wenn ich Dir zu Füßen werfen kann”. Auch Wilhelmine zeigte sich inniglich: “Ich bin dankbar für all Deine Güte, liebster Bruder”! Selten waren allerdings die Gelegenheiten, bei denen Prinzessin und Prinz zusammenfinden durften und sich Friedrich der Große, dem Pionier des militärischen Präventivschlags und Philosophen auf dem Thron, auch als Flöte spielender Monarch überraschte.

In dieser Atmosphäre tiefer Empfindsamkeit verzauberte das Duo Kämmle/Wolf neben Werken aus der Feder Friedrichs des Großen und seines Lehrers Johann Joachim Quantz mit Stücken der Bayreuther Hofmusiker Christian Friedrich Döbbert, Jakob Friedrich Kleinknecht und Anna Bon. Ein Konzertnachmittag mit überbordender Virtuosität in drei Kapiteln aus dem Leben der Wilhelmine mit “Solo e-Moll SpiF 154” und der “Sonata SlpiF 190-c-Moll” von Friedrich II., dem “Daß sie eine Mörderin sey” mit dem “Solo per il Flauto Traverso col Basso” von Quantz, der “Sonata I C-Dur” von Antoine Mahaut, der “Sonata VI G-Dur von Christian Friedrich Döbbert, “Friedrichs Finten” und Jakob Friedrich Kleinknechts “Sonata II e-Moll”.

Epilog des musikalischen Erlebnisses

Im Epilog bezauberte das Duo mit Anna Bon’s “Sonata V g-Moll”, einer Künstlerin, die ebenfalls am Musenhof der Wilhelmine wirkte. Allen Freuden zu entsagen, war nicht die damalige Moralvorstellung in Königs- und Fürstenhäusern, verriet Michael Kämmle mit Zitaten aus “Geheimdokumenten”. “Die zaubervollen Klänge, deren Wohllaut tief zu Herzen geht”, so die Konzertüberschrift, bildeten ein liebenswertes musikalisches und literarisches Projekt der beiden Ausnahmekönner im kreativen Umgang mit der musikalischen Kultur und Literatur des 18. Jahrhunderts. Meisterstücke, die an die lebendig umrankte Musik am Hofe der Markgräfin erinnerten.

Ein Beziehungsgeflecht, das zu Zeiten der Markgräfin auch die kulturellen Beziehungen zwischen dem Kloster Speinshart und dem Markgrafentum Bayreuth befruchtete, so die Feststellung von Moritz Kellner, Konzertmanager der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart. Nach dem stürmischen Schlussapplaus der Besucher im überfüllten Musiksaal der Abtei waren Zugaben mit Lieblingsstücken des “Alten Fritz” Pflicht.

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