Love Scamming: Kripo warnt vor gefährlichem Romantikbetrug – auch in der Oberpfalz
Nordoberpfalz. Immer mehr Menschen in der Oberpfalz fallen auf sogenannte Love-Scammer herein. Die Täter geben sich online als Ärzte, Ingenieure oder Soldaten aus, täuschen Liebe vor und fordern Geld. Die Kripo Weiden warnt eindringlich: Opfer verlieren teils zehntausende Euro. „Liebe darf nichts kosten“ – wer das beherzigt, schützt sich vor Romantikbetrug.
Die Kriminalpolizei in Weiden warnt eindringlich vor einer Betrugsmasche, die unter dem Namen „Love Scamming“ oder „Romantikbetrug“ bekannt ist. Immer häufiger geraten Menschen in der Oberpfalz ins Visier internationaler Tätergruppen. Betroffen sind nach Angaben der Ermittler vor allem Frauen mittleren Alters, die nach dem Tod ihres Partners oder einer Trennung wieder Anschluss suchen. Doch auch Männer können Opfer werden – insbesondere durch Tätergruppen aus Osteuropa.
Love Scamming in der Oberpfalz auf dem Vormarsch
Die Statistik der letzten Jahre zeigt die dramatische Höhe der Schadenssummen:
– 2022 wurden sieben Fälle registriert, der Gesamtschaden belief sich auf rund 22.000 Euro.
– 2023 waren es bereits zehn Fälle, verbunden mit einem Schaden von etwa 450.000 Euro.
– 2024 wurden acht Fälle bekannt, bei denen die Opfer insgesamt rund 270.000 Euro verloren.
Die Täter bleiben in den meisten Fällen unerkannt. Sie operieren von sicheren Standorten im Ausland aus, oft in Ländern, in denen Strafverfolgung kaum möglich ist. Um Geldflüsse zu verschleiern, setzen sie sogenannte Finanzagenten ein. Diese erhalten Überweisungen von Opfern auf ihr deutsches Konto und leiten das Geld weiter. Was viele nicht wissen: Auch diese „Geldwäscher wider Willen“ machen sich strafbar und werden von den Ermittlungsbehörden konsequent verfolgt. Die Tätigkeit eines Finanzagenten ist kein Kavaliersdelikt!
Vorgehensweise der Täter beim Love Scamming
Die Masche folgt einem klaren Muster. Über Dating-Portale, soziale Netzwerke oder E-Mail nehmen die Täter Kontakt auf. Mit charmanten Nachrichten, übertriebenen Komplimenten und ständigen Liebesbekundungen bauen sie Vertrauen auf.
Beliebt sind Berufsbiografien, die Seriosität und Weltgewandtheit suggerieren sollen: ein amerikanischer Arzt in Syrien, ein Ingenieur in London oder ein Chirurg in einem Krisengebiet. Bald berichten die Täter von Problemen – ein festgehaltenes Gepäckstück, medizinische Kosten oder ein kranker Sohn. Wer zahlt, erlebt, wie die Forderungen schnell steigen.
Ein Weidener Beispielfall aus dem Jahr 2024 verdeutlicht die Gefahr: Über Facebook kam der Kontakt zustande. Nach einem Monat folgte die erste Geldforderung über 700 Euro. Später verlangten die Täter Gebühren für eine angebliche Hochzeit. Weitere Überweisungen summierten sich auf mehr als 8.000 Euro. Am Ende stand ein Schaden von 36.000 Euro innerhalb von drei Monaten.
Psychologische Tricks
Die Täter setzen auf „Love Bombing“: Übermäßige Aufmerksamkeit und ständige Liebesbekundungen sollen das Opfer emotional abhängig machen. Gleichzeitig werden Schuldgefühle erzeugt – wer nicht zahlt, lässt angeblich den geliebten Menschen im Stich. Oft folgt Erpressung, wenn Opfer keine weiteren Überweisungen leisten. Kompromittierende Fotos oder Chats werden als Druckmittel genutzt.
Tätergruppen von Love Scamming im Ausland
Nach Einschätzung der Polizei stammen viele Tätergruppen, die Frauen ins Visier nehmen, aus Westafrika – insbesondere Nigeria. Männer hingegen werden häufig von Banden aus Osteuropa mit Fotos angeblich junger Frauen kontaktiert. Diese regionale Aufteilung folgt Täterprofilen: Westafrikanische Gruppen bedienen mit erfundenen Lebensläufen die Sehnsucht nach „exotischen“ Partnern, während osteuropäische Gruppen auf vertraute Bilder setzen.
Eindeutige juristische Bewertung
Rechtlich fällt Love Scamming unter § 263 Strafgesetzbuch (Betrug). Die juristische Abfolge ist eindeutig:
1. Täuschungshandlung durch falsche Identität.
2. Irrtumserregung beim Opfer.
3. Vermögensverfügung in Form von Überweisungen.
4. Vermögensschaden, oft in fünfstelliger Höhe.
Die Ermittlungsarbeit ist schwierig, weil Täter meist außerhalb Europas sitzen. Internationale Rechtshilfeverfahren sind langwierig und bleiben oft ohne Erfolg. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass die geleisteten Zahlungen auf Nimmerwiedersehen weg sind.
Warnsignale rechtzeitig erkennen
Die Kripo nennt klare Anzeichen für Love Scamming:
– Übertriebene Liebeserklärungen nach wenigen Tagen
– Heiratsversprechen oder Familienpläne ohne persönliches Treffen
– Immer wieder verschobene Treffen vor Ort
– Widersprüchliche Angaben oder auffällige Sprachfehler
– Aufforderungen, Geld oder Gutscheinkarten zu schicken
Viele Opfer berichten, dass sie anfangs skeptisch waren, aber mit der Zeit Vertrauen fassten. Genau darauf setzen die Täter.
Die Polizei rät dringend, sich an feste Regeln zu halten:
- Keine persönlichen Daten leichtfertig preisgeben.
- Niemals Geld an Unbekannte überweisen.
- Keine Gutscheinkarten für Fremde kaufen.
- Fotos mit Rückwärtssuche im Internet überprüfen.
- Keine kompromittierenden Bilder oder Videos verschicken.
- Familie oder Freunde über geplante Treffen informieren.
Opfer dürfen sich nicht schämen
Viele Betroffene von Love Scamming schweigen aus Scham. Die Polizei macht jedoch deutlich: „Niemand muss sich Vorwürfe machen. Wer Opfer eines Betrugs wird, ist nicht naiv, sondern wurde von professionellen Kriminellen gezielt getäuscht“, betonen die Ermittler.
Das Wichtigste ist, den Kontakt sofort abzubrechen, Beweise zu sichern und Anzeige zu erstatten. Jede Meldung hilft, Strukturen sichtbar zu machen und Tätergruppen langfristig zu bekämpfen.
„Liebe darf nichts kosten“
Die Kripo Weiden fasst ihre Botschaft gegen Love Scamming in drei Kernsätzen zusammen:
„Liebe darf nicht blind machen. Sie darf nichts kosten. Liebe verträgt Nachfragen.“
Wer diese einfachen Grundsätze beherzigt, schützt sich wirksam. Romantikbetrug ist kein harmloser Scherz, sondern eine Straftat, die Existenzen zerstören kann.
Weitere Aufklärungsveranstaltungen geplant
Die Kriminalpolizei leistet in weiteren Presseveranstaltungen wertvolle Aufklärungsarbeit. Beim nächsten Informationstreffen geht es unter dem Titel „Hate & Crime“ um Hasskriminalität.
Danach folgt ein Pressegespräch zum Thema „Shock & Crime„. Dabei informieren die Beamten der Direktion Weiden über die sogenannten Enkeltricks und Schockanrufe.
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