Mann der ersten Stunde: Gerhard Stadler ist “Mister Bayern Fanclub”

Floß. Seit 35 Jahren gibt es den Bayern Fanclub Floß. Genauso lang ist Gerhard Stadler dessen Vorsitzender. Am Sonntag kann er mit Eric Maxim Choupo-Moting mittlerweile den 15. Bayern-Promi in der Geschichte des Fanclubs in der Marktgemeinde begrüßen.

25 Jahre Bayern-Fanclub Floß, 25 Jahre Vorsitzender Gerhard Stadler. Dafür gab es für ihn vor zehn Jahren ein Bayern-Trikot mit den Unterschriften der Spieler. Foto: Theo Kurtz

Schwer im Stress ist man beim Bayern Fanclub in Floss. Am Sonntag kann man in der Mehrzweckhalle wieder ein prominentes Gesicht des deutschen Rekordmeisters willkommen heißen. Stürmerstar Eric Maxim Choupo-Moting hat sich angesagt. Bereits gegen 12 Uhr wird er eintrudeln. Die fleißigen Helfer müssen sich beeilen. Sie kommen erst am Sonntagmorgen in die Halle rein. Am Abend zuvor findet an gleicher Stelle nämlich noch ein Rockkonzert statt.

Choupo-Moting ist beileibe nicht der erste Bayern-Promi in der Geschichte des Flosser Vereins. 15 Spieler und Funktionäre haben in den vergangen dreieinhalb Jahrzehnten immer in der Vorweihnachtszeit in der Marktgemeinde schon Grüß Gott gesagt. Gerhard Stadler hat sie alle begrüßt.

Aus zwei werden 35 Jahre

So lange ist der frühere Postbeamte schon Vorsitzender des Fanclubs. 1988 ging es los. Zu einer Zeit, als die Spiele noch nicht über einen leinwandgroßen Flachbildschirm flimmerten. Damals saß man noch beim Bier zusammen und lauschte dem Hörfunk-Klassiker “Heute im Stadion”. Dass Gründungsmitglied Stadler auch gleich den Vorsitz übernehmen sollte, das hatte er gar nicht vor. Doch der heute 67-Jährige ließ sich überreden. “Ich mache es, aber nur für zwei Jahre”, hatte er damals deutlich gemacht. 35 sind es mittlerweile geworden. “Ich habe also Wort gehalten”, lacht Stadler.

Dreimal konnte Gerhard Stadler schon Karlheinz Rummenigge in Floß begrüßen. Foto: Bayern-Fanclub Floß

Aktuell 2700 Mitglieder

Der Verein hat sich prächtig entwickelt. Im Juni 2000 wurde das 1000. Mitglied aufgenommen. Zwischenzeitlich hatten sich die Flosser sogar zum weltweit größten Bayern-Fanclub gemausert. Diesen Platz an der Sonne sind sie mittlerweile wieder los. Mit seinen aktuell rund 2700 Mitgliedern sind die Oberpfälzer aber noch immer unter den Top 5 zu finden. “Man darf ja nicht vergessen, der Ort hat selbst gerade mal 3300 Einwohner”, unterstreicht Stadler.

70 Prozent der Mitglieder sind im Umkreis von 30 Kilometer um Floß daheim. Natürlich sind geografische Ausreißer dabei. Flosser, die aus irgendwelchen Gründen, ihren Heimatort verlassen haben und in die Fremde gezogen sind. Auch sie halten nach wie vor dem Fanclub die Treue.

Von Aumann bis Zickler

Wer hatte sich nicht schon alles von der Säbener Straße auf den Weg nach Floß gemacht? Ludwig “Wiggerl” Kögl, Lothar Matthäus, Alexander Zickler, Raimond Aumann, Giovane Élber und, und, und. Gleich dreimal war der Vorstandsvorsitzende der Bayern, Karlheinz Rummenigge, da. Ein ganz besonders gern gesehener Gast. Ließ der doch immer für alle Hallenbesucher Champions League-Freikarten springen. Was Stadler immer an seinen prominenten Gästen schätzte. “Sie waren nie arrogant, sondern haben sich immer volksnah gezeigt.”

Élber hatte viel Zeit für den Fan-Nachwuchs

Bestes Beispiel war Élber. Der gab sich nach dem offiziellen Programm noch ewig weiter mit dem Flosser Fan-Nachwuchs ab. “Eigentlich hätte er am selben Tag einen Aufritt in der Sendung Blickpunkt Sport gehabt”, erinnert sich der Vorsitzende. Das war ihm aber völlig egal. Und der Brasilianer war es auch, der den Oberpfälzern bundesweite Aufmerksamkeit verschaffte. Als er ein Tor schoss, lupfte er vor den laufenden Fernsehkameras sein Trikot. Darunter ein T-Shirt, mit dem Aufdruck “FC Bayern-Fanclub Floß, die Nummer eins”. “Das hatten wir bei seinem Besuch so ausgemacht”, erzählt Stadler lächelnd.

Großes Lob vom Vorstandsvorsitzenden

“Ihr seid ein Vorzeigefanclub”, hatte Rummenigge die Flosser einmal gelobt. Wie kommt man zu diesem Ritterschlag? “Ich denke, unsere Empfänge können sich sehen lassen”, ist Stadler überzeugt. Regelmäßig ist die Halle brechend voll, warten bis zu 600 Fans auf den prominenten Gast. Mit Salutschüssen und Blasmusik wird der empfangen. Dann hat er noch die ehrenvolle Aufgabe, sich in das Goldene Buch der Marktgemeinde einzutragen. Zu guter Letzt wird ihm die Ehrenmitgliedschaft des Fanclubs angetragen. Ein Programm, das übrigens auch am Sonntag Choupo-Moting erwarten wird.

Beim Finale in London dabei

Dass die Flosser schon einen Stein im Brett bei den Bayern-Verantwortlichen haben dürften, wird vielleicht an der Häufigkeit der Besuche in Floß deutlich. Während im Schnitt alle vier, fünf Jahre ein Bayern-Profi bei einem Fanclub auftaucht, können die Flosser nahezu alle zwei Jahre einen Repräsentanten des Clubs begrüßen. Eine besondere Ehre wurde Stadler persönlich zuteil. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt hatten ihn die Münchner 2013 zum Champions League-Finale nach London eingeladen. Er saß mit im Promiflieger. Hinter ihm bekannte Gesichter wie die Schlagersängerin Andrea Berg oder Koch Alfons Schubeck.

Fanclub hat soziale Ader

Aber vielleicht würdigen die Bayern-Bosse auch noch etwas ganz anderes. Der Flosser Fanclub hat eine besonders ausgeprägte soziale Ader. Seit seinem Bestehen hat der Verein schon fast 90.000 Euro gespendet. Damit wurden andere Fußballvereine unterstützt, die gerade während der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten waren. Aber das Geld fließt auch in örtliche Einrichtungen, wie den Kindergarten oder die Schule.

Zeitintensives Ehrenamt

Einen Verein mit 2700 Mitglieder zu führen, das kostet Zeit. Zwei, drei Stunden täglich investiert Stadler dafür. Die Tickets und die Busfahrten zu den Bayern-Heimspielen müssen organisiert werden. Zudem die finanzielle Verantwortung. Das Kontingent an Karten, das die Flosser abnehmen müssen, muss unter die Leute gebracht werden.

“Finden zwei, drei Spiele in der Woche statt, kommt locker ein Ticketwert von ein paar Tausend Euro zusammen.” Der Club spielt eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben des Ortes. Da müssen die Mitglieder kräftig mitanpacken, wenn, wie heuer, die Kommune ihr 1075-jähriges Jubiläum feiert.

Geburtstagskinder besuchen

Alleine 120-mal muss der Vorsitzende im Jahr ausrücken, um Geburtstagskindern zu gratulieren. Der 67-Jährige ist außerdem Mitglied im 30-köpfigen Arbeitskreis Fandialog (AKFD) des FC Bayern. Das 2007 gegründete Gremium soll den Austausch zwischen Verein und Fans fördern. Stadler ist zudem ein gefragter Gesprächspartner. Am 24. März äußerte er sich an prominenter Stelle, in der ARD-Tagesschau zum Rausschmiss von Trainer Julian Nagelsmann und der Neuverpflichtung von Thomas Tuchel.

Neuwahlen im kommenden Jahr

Denkt er auch mal ans Aufhören? Da schlagen wohl zwei Herzen in seiner Brust. Zum einen, wäre er froh, die Arbeit abgeben zu können, gibt er gern zu. Zum anderen ist der Fanclub aber auch ein bisserl sein Lebenswerk. “Im kommenden Jahr wird die Vorstandschaft neu gewählt”, erzählt er. Wie dann der Vorsitzende wohl heißen mag?

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