Mit dem da Vinci-Roboter der Bauchspeicheldrüse an den Kragen

Weiden. Das ist bayernweit fast einmalig: KNO-Chefarzt Professor Uwe Wittel entfernt Teil der Pankreas mit dem da-Vinci-OP-Roboter.

Professor Uwe Wittel, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie der Kliniken Nordoberpfalz. Foto: KNO, Michael Reindl

Nur wenige Kliniken in Deutschland führen die Pankreaskopfresektion mit Robotik-System durch. Immer wieder quälen Patienten Schmerzen im gesamten Bauchbereich. Die Diagnose: chronische Pankreatitis. Trotz Schmerzmitteln wird die Situation oft so schlimm, dass solche Menschen die Notaufnahme am Klinikum Weiden aufsuchen.

Verwachsungen an der Bauchspeicheldrüse und Komplikationen an anderen Organen
machen eine Operation unumgänglich. Professor Dr. Uwe Wittel, Chefarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie, führt diese Behandlung durch. Das Besondere: es ist die erste Roboter-assistierte Pankreaskopfresektion, also die vollständige Entfernung des Kopfs der
Bauchspeicheldrüse mit dem da Vinci-OP-Roboter.

Extremst genaue OP

Im Normalfall erfolgt diese Operation mit einem großen Bauchschnitt, also in einer offenen OP. Doch Professor Uwe Wittel, am „da Vinci“ ausgebildeter Chirurg, entscheidet sich für den Einsatz des OP-Roboters: „Am Pankreas waren viele Verwachsungen und Entzündungen zu erkennen und der Pankreaskopf war faustdick angeschwollen. Der Kopf musste vollständig entfernt werden und der hintere Teil der Bauchspeicheldrüse neu an den Darm angeschlossen werden. Dabei müsse man extrem vorsichtig sein, um die direkt anliegende Darmarterie und -vene nicht zu verletzen. „Deshalb haben wir uns für eine OP mit dem da Vinci entschieden, weil wir durch die Bewegung in allen drei Achsen extremst genau operieren können und auch die Nähte optimal gemacht werden können“, erklärt Uwe Wittel.

Nur sieben Tage nach dem großen Eingriff konnte der Mittdreißigjährige entlassen werden – statt eines Aufenthaltes von fast knapp drei Wochen, die bei solchen Operationen typisch sind.

Nur zehn Kliniken arbeiten mit da Vinci

Deutschlandweit operieren nur rund zehn Kliniken eine solche chronische Pankreatitis mit dem da Vinci-System. „Die Verwachsungen, die sich bei einer chronischen Pankreatitis zeigen, führen oft dazu, dass es eben nicht mit dem da Vinci gemacht wird. Aber auch ein klassischer minimalinvasiver Eingriff, also eine Laparoskopie, ist nicht möglich, weil man durch die starren Instrumente eingeschränkt ist“, so der Chefarzt, der seit Januar bei der KNO arbeitet.

Trotz des Erfolgs der Operation wird der OP-Roboter künftig nicht zwangsläufig zum
Einsatz kommen, wenn die Bauchspeicheldrüse entfernt werden muss. Rund die Hälfte der
Operationen könnte aber roboterassistiert erfolgen, schätzt Professor Wittel: „Bei
fortgeschrittenen Tumoren der Bauchspeicheldrüse oder bei Tumoren, die in die Vene
hineinwachsen, werden wir weiterhin auf die normale Operation setzen. Je früher wir
Patienten behandeln und operieren können, umso größer sind die Chancen auf die Rückkehr
in ein normales Leben.“ Genau eine solche Chance hat der behandelte Patient erhalten:
schmerzmittelfrei zurück in seinen Alltag zu finden.

Mehr Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

In Deutschland nehmen seit einiger Zeit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse zu. Chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse gehen häufig mit einem hohen Leidensdruck einher, der oft nur durch Schmerzmittel bewältigt werden kann – was jedoch Nebenwirkungen nach sich ziehen kann. Doch nicht nur Entzündungen der
Bauchspeicheldrüse, auch Pankreaszysten und Pankreastumore werden immer häufiger.

Auf diese Entwicklung reagiert man nun am Klinikum Weiden: „Wir werden eine interdisziplinäre Pankreassprechstunde etablieren, in der wir eng mit den Kolleginnen und
Kollegen der Gastroenterologie zusammenarbeiten. Wer Probleme mit der Pankreas hat, erhält hier Beratung und eine optimale Behandlung. Denn immer häufiger sehen wir Zysten an der Bauchspeicheldrüse, die das Risiko haben, bösartig zu werden und dauerhaft kontrolliert werden sollten – und auch durch Experten beurteilt werden sollte“, betont Uwe
Wittel.

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