Modelltest läuft: Schulöffnungen nach Ostern dank Gurgel-Pooltests?

Tirschenreuth. Der Landkreis Tirschenreuth will Chancen nutzen Schulen mit Testkonzepten zu öffnen - unter anderem mit einem Gurgeltest-Modell.

Im Mehrzweckraum des Stiftland-Gymnasiums in Tirschenreuth begrüßt Landrat Roland Grillmeier (2. von links) die Schülerinnen und Schüler, die sich freiwillig zum Selbsttest bereiterklärt hatten. Mit dabei: Dr. Josef Scheiber (1. Von links), Schulleiter Albert Bauer, Oberregierungsrat Markus Zapf und Gymnasium-Hausmeister Andreas Koller. Bild: Landkreis Tirschenreuth/Stefan Malzer.

Bis auf die Abschlussklassen sind Schulen im Landkreis Tirschenreuth derzeit aufgrund der Inzidenzwerte weiter geschlossen. Landrat Roland Grillmeier und der Landkreis wollen Chancen nutzen durch Öffnung mit Testkonzepten weitere Schüler in die Schulen zu bringen. Dazu liegen dem Landrat seit Wochen viele Bitten und Aufforderungen von Eltern vor.

Tests zweimal wöchentlich

Chancen soll der Gurgel-Pooltest bieten: Dafür gurgeln Schüler und Lehrer zwei Mal pro Woche morgens daheim eine Lösung, spucken in zwei Röhrchen und schütten eines in der Schule in die Poolprobe. Vormittags ist klar, ob diese Sars-CoV-2-positiv ist. “Der Landkreis Tirschenreuth bemüht sich hier in ein Projekt zu kommen, dass möglichst allen Schulen die Öffnung ermöglichen soll”, heißt es aus dem Landratsamt.

Landrat Roland Grillmeier hat dazu mit dem Waldsassener Unternehmen BioVariance GmbH von Dr. Scheiber und der Uni Regensburg Kontakt aufgenommen und die Möglichkeit eröffnet, gemeinsam mit der Uni Regensburg an diesem Projekt teilzunehmen. Im Stiftlangymnasium laufen in Absprache mit der Schulleitung schon Schnelltests – das laufe problemlos und fast alle Schüler nehmen das Angebot an, wie Landratsamtssprecher Wolfgang Fenzl berichtet: “Zukünftig soll dies mit Pooling noch einfacher werden.”

Der erarbeitete Antrag mit Dr. Scheiber und der Uni Regensburg soll schnellstmöglich ans LGL zur Zustimmung gegeben werden. “Damit soll der Weg beschritten werden, um sich nach Ostern für eine Öffnung der Schulen vorbereiten zu können”, heißt es aus dem Landratsamt.

Wie funktioniert Gurgeltest-Modell?

Eine ganze Schulklasse, die auf einen Rutsch auf das Coronavirus getestet wird: So funktioniert das Regensburger Gurgeltest-Modell.

Angestrebt wird, dass das Verfahren an allen bayerischen Schulen quasi „Schule machen“ soll. Die OTH Regensburg hat das Material maßgeblich entwickelt, die Studie wird auch von der Uni Erlangen unterstützt. Daher hat Landrat Roland Grillmeier eine Teilnahme an der Studie „WICOVIR“ (Wo ist das Coronavirus?) initiiert, um eine nachhaltige Öffnungsstrategie für die Schulen zu erarbeiten. Diese Studie wird durch Professor Michael Kabesch, Chefarzt an der Klinik St. Hedwig in Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführt, um durch koordiniertes Testen einen Überblick über das Infektionsgeschehen an Schulen zu bekommen.

Kern des Projektes sind Gurgeltests, die mittels eines sogenannten Pooling-Verfahrens ausgewertet werden können. „Bereits im Herbst letzten Jahres haben wir grundsätzliche Erfahrungen mit diesem System in Regensburg gemacht. Nun ist es an der Zeit, die Skalierbarkeit dieses Ansatzes auch auf stark belastete Flächenlandkreise zu adaptieren“, so Professor Dr. Kabesch.

Gurgeltests basieren auf dem PCR-Testverfahren, das im Gegensatz zu den Antigen-Schnelltests bereits bei einer niedrigeren Viruslast reagieren. Damit ist es möglich, Infektionsketten früher zu unterbrechen und das Infektionsgeschehen einzudämmen. Beim Pooling werden maximal 30 Einzeltests zu einem Gesamttest zusammengeführt und ausgewertet. Erst wenn in einem Pool ein positives Ergebnis vorhanden ist, werden individuelle Rückstellproben gezielt untersucht, um den infizierten Patienten zu identifizieren. Die Testergebnisse sollen noch am gleichen Tag vorliegen.

Der gemeinsame Antrag von Professor Kabesch und dem Landkreis soll umgehend noch bei LGL platziert werden. In Vorbereitung dazu wurde der Ansatz der Abschlussklasse des Stiftland-Gymnasiums in Tirschenreuth vorgestellt.

Einzelauswertungen nach positivem Ergebnis

Jeder Schüler wird täglich zwei Behälter mit jeweils circa zwei Milliliter gegurgeltem Wasser mit in die Schule bringen. Dort werden die Proben dann gemischt und ins Labor der BioVariance im ehemaligen Waldsassener Krankenhaus gebracht. Dort erfolgt dann umgehend die Auswertung per PCR, so dass innerhalb kurzer Zeit klar ist, ob ein Schüler in einer Klasse den Virus trägt oder nicht. Nur wenn ein positiver Fall verzeichnet ist, werden die Einzelproben ausgewertet, auch das noch am gleichen Tag.

„Damit schaffen wir uns die Möglichkeit, zügig zu einem regulären Schulbetrieb zurückzukehren“, ist der Landrat überzeugt. „Wir haben hier eine sehr gute Infrastruktur um die Landkreisbürger in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Deswegen verlieren wir jetzt keine Zeit und wollen direkt nach Ostern starten. Vielen Dank an das Gymnasium für die beständige Unterstützung.“

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