Mordprozess am Landgericht Amberg abgesagt: Angeklagter begeht Suizid

Amberg. Der Mordprozess gegen einen 56-Jährigen vor dem Landgericht Amberg ist am Freitag kurzfristig abgesagt worden. Der Angeklagte hat Suizid begangen.

Landgerichtssprecher Uli Hübner informiert um 8.25 Uhr die Presse über den Suizid des Angeklagten. Foto: Christine Ascherl

Landgerichtssprecher Uli Hübner informierte um 8.25 Uhr die wartende Presse. Nach seinen Angaben wurde der Suizid um 7.12 Uhr in der Justizvollzugsanstalt Amberg festgestellt. Dort war der 56-jährige Bestatter seit einem Jahr in Untersuchungshaft. Wenig später hätte er von Beamten der Polizeiinspektion Amberg zum Prozess ins Landgerichtsgebäude gebracht werden sollen.

Seine Verteidiger Christian Reiser, Helmut Mörtl und Dr. Christian Meisl reagierten völlig schockiert. Sie kamen gegen 8.35 Uhr zum Gericht und erfuhren erst hier vom Tod ihres Mandanten.

Angeklagter und Opfer waren Kollegen

Dem 56-Jährigen wird der Mord an einer Arbeitskollegin (19) vorgeworfen. Beide waren als Bestatter in Regensburg tätig. Sie hatten eine längere Liebesbeziehung, die von der 19-Jährigen im Frühjahr 2024 beendet wurde. Diesen Schlussstrich akzeptierte der ältere Kollege laut Anklage nicht.

Am 3. Mai 2024 soll er sie bei einem letzten Besuch in seinem Haus mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und stranguliert haben. Beim Angriff befand sich die junge Frau nach Erkenntnissen der Ermittler bereits auf dem Weg zur Tür. Der Schlag traf sie auf den Hinterkopf. Sie sei gewürgt oder gedrosselt worden. Die Leiche wurde am nächsten Morgen im Kofferraum des Autos von Marie G. auf einem Parkplatz in Regensburg gefunden.

Familienangehörige und Klassenkameraden vor Ort

Was der 56-Jährige dazu gesagt hätte, bleibt ein Geheimnis: Während der Ermittlungen schwieg er. Die Polizei hatte ihn kurz nach der Tat festgenommen. Das Haus in Maxhütte-Haidhof wurde von der Spurensicherung unter die Lupe genommen.

Wie es in der JVA Amberg zu dem Suizid kommen konnte, musste Landgerichtssprecher Hübner unbeantwortet lassen. Er verwies auf die Zuständigkeit anderer Behörden und den Persönlichkeitsschutz. Die Angehörigen der 19-jährigen Marie und viele Schulkameraden reagierten überrascht über die Neuigkeit. “Feige”, meinte ein Mitschüler der Bestatterin. Die 19-Jährige hatte am Tag der Tat ihr Zeugnis von der Bestatterschule in Bad Kissingen bekommen. Sie hatte mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen.

Die Verteidiger Christian Reiser (von links), Helmut Mörtl und Dr. Christian Meisl im Gespräch mit dem psychiatrischen Sachverständigen Dr. Thomas Lippert. Sie wurden von der Todesnachricht völlig überrascht. Foto: Christine Ascherl

Die Anklage hatte völlig neue Vorwürfe gegen den 56-jährigen Geschiedenen hervorgebracht. So soll er 2022 – bereits verliebt in die junge Kollegin – seine Ehefrau zum Auszug aus dem gemeinsamen Haus gedrängt haben. Als dies aus seiner Sicht nicht schnell genug erfolgte, plante er laut Anklage die Tötung der Ehefrau. Er soll ihr – während sie sich in einem Pool befand – ein Stromkabel an den Rücken gehalten haben, das mit Spannung aus einem Stromaggregat beaufschlagt war.

In der Beziehung mit der 19-jährigen Kollegin soll es gekriselt haben, auch weil diese für ihre Zukunft durchaus einen Kinderwunsch hegte. Der 56-Jährige war aber nach einer Vasektomie nicht mehr zeugungsfähig.

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass er Marie G tötete, da sie aus seiner Sicht sein Lebensglück “unwiderruflich zerstört hatte”. Das Motiv bestand darin, dass sie sich von ihm abgewandt hatte. Als Mordmerkmale werden in der Anklage Heimtücke und niedrige Beweggründe genannt.

Nebenklagevertreter Hankowetz auf dem Weg ins Gerichtsgebäude. Foto: Christine Ascherl

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