Mutmaßliche IS-Terroristin in Regensburg festgenommen – Vorwurf: Jesidinnen versklavt
Regensburg. In Regensburg ist eine mutmaßliche IS-Terroristin (28) festgenommen worden. Sie und ihr Mann, ein IS-Kämpfer, sollen 2015 bis 2017 junge Jesidinnen als Sklavinnen "gehalten" haben.
Der Generalbundesanwalt informiert in einer Pressemitteilung vom Mittwoch, 10. April, über die Festnahme am Vortag. Gegen das Paar besteht der Verdacht des Völkermordes und des Verbrechens gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen.
Die Fassungslosigkeit der Nachbarn der Asylunterkunft im Regensburger Norden ist laut einem Bericht der “Mittelbayerischen” groß. Niemand ahnte von der Tragweite des Tatvorwurfs, als am Dienstagfrüh um 6 Uhr Mannschaftsbusse der Polizei auf den Hof rollten. Vermummte BKA-Beamte holten die zierliche Irakerin Asia A. aus Zimmer 27, das sie mit ihren Kindern bewohnte. Die beiden Kinder kamen in die Obhut des Stadtjugendamtes. Ihr Mann Twana S., ebenfalls irakischer Staatsangehöriger, wurde laut BKA im Landkreis Roth festgenommen.
Vorwurf: Beide Mädchen mehrfach vergewaltigt
Der Generalbundesanwalt legt in seiner Mitteilung den Sachverhalt dar: Twana H. S. und Asia R. A. waren nach islamischen Recht verheiratet und gehörten zwischen Oktober 2015 bis Dezember 2017 im Irak und in Syrien der terroristischen Vereinigung “Islamischer Staat” an. “Sie hielten sich spätestes seit Ende 2015 ein damals fünfjähriges sowie ab Oktober 2017 ein weiteres, damals zwölfjähriges Mädchen als Sklavinnen.”
Wie der Generalbundesanwalt schreibt, habe Twana S. beide Kinder mehrfach vergewaltigt. Seine Frau habe dafür ein Zimmer hergerichtet und eines der Mädchen geschminkt. Zudem beuteten die Beschuldigten die Sklavinnen wirtschaftlich aus, indem sie diese “unentwegt zur Hausarbeit und Kinderbetreuung heranzogen”. Die Ausübung ihrer eigenen Religion sei den Kindern untersagt gewesen. “Stattdessen mussten sie nach den Vorgaben der Beschuldigten islamische Gebete und Glaubensregeln befolgen.”
Auf vermeintliche Verfehlungen der Kinder reagierten die Beschuldigten mit harscher körperlicher Gewalt, so der Generalbundesanwalt. Bei einer Gelegenheit soll Twana S. das ältere Mädchen mit einem Besenstiel geschlagen haben. Asia A. soll die Hand des jüngeren Mädchens mit heißem Wasser verbrüht haben. Die jetzt in Regensburg festgenommene Frau soll beide Kinder zur Bestrafung wiederholt gezwungen haben, für eine halbe Stunde auf einem Bein zu stehen. Vor ihrer Ausreise aus Syrien im November 2017 reichte das Paar die Mädchen an andere IS-Mitglieder weiter.
Ehemann ist verurteilter IS-Angehöriger
Die Beschuldigten wurden am Dienstag bzw. Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchungshaft an. Ein Prozess könnte vor der Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichtes München stattfinden.
Dort stand Twana S. (42) schon einmal vor Gericht: Der Iraker ist 2019 vom Oberlandesgericht München wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu vier Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das bestätigt OLG-Sprecher Dr. Laurent Lafleur auf Nachfrage von OberpfalzECHO.
Twana S. lebte schon vor 2015 in Deutschland
Twana S. kam 2023 wieder auf freien Fuß. Das Paar lebte zuletzt getrennt. Laut bayerischem Verfassungsschutzbericht aus dem Jahr 2019 stellt sich der Lebenslauf von Twana S. wie folgt dar: Demnach hat er schon in Deutschland gelebt und war 2015 aus Deutschland in den Irak ausgereist; er schloss sich dort dem IS an. 2018 reiste er wieder nach Deutschland ein. Die jetzt vorgeworfenen Taten an den Jesidinnen ereigneten sich laut Generalbundesanwalt zwischen Oktober 2015 und Dezember 2017 im Irak und in Syrien.
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