Nachruf: “Unser Papst” ist heimgegangen

Oberpfalz. Papst Benedikt XVI. ist am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Kloster "Mater Ecclesiae" im Vatikan gestorben.

Abschied vom bayerischen Papst Benedikt XVI. Foto: Pixabay

Von 2005 bis 2013 war Benedikt XVI das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Professor und Papst – Benedikt gehörte vor und nach seiner Papstwahl zu den aktivsten katholischen Gelehrten. Joseph Ratzinger beziehungsweise Benedikt gilt als einer der bedeutendsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts, ist jedoch unter anderem wegen des Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche umstritten.

Er lebte zuletzt sehr zurückgezogen im Haus “Mater Ecclesiae”, einem kleinen Kloster in den Vatikanischen Gärten. Aber wie schon bei seinem Vorgänger Johannes Paul II war sein Sterben dann doch öffentlich. Medien zitieren seinen Privatsekretär Georg Gänswein: “Er ist eine Kerze, die langsam und sanft erlischt.” Laut seinem Biografen Peter Seewald habe er sich bereits seit Langem nach seinem “Heimgang” gesehnt.

Professor und theologischer Weichensteller

Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl im oberbayerischen Landkreis Altötting geboren. Als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte war er von 1968 bis 1976 an der Universität Regensburg tätig. Als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre von 1982 bis 2005 und als Dekan des Kardinalskollegiums war er einer der einflussreichsten Kardinäle und in theologischen und kirchenpolitischen Fragen.

„Tu mir das nicht an”, mit diesen Worten wird er kurz vor seiner Wahl zum Papst zitiert. Er sah sein Lebenswerk als vollbracht an und habe sich bereits auf ruhigere Jahre eingestellt. Aber die Wege des Herrn seien nicht einfach und auch nicht dafür gemacht, es zu sein, wird er weiter zitiert.

Benedikt – der Patron Europas

Traditionell wählt sich ein neuer Papst einen Namen, der einen Hinweis auf die Ausrichtung des Amtes gibt. Bei seiner ersten Generalaudienz erläuterte Benedikt, dass er sich an das Pontifikat des Friedenspapstes Benedikt XV. anlehne, der während des Ersten Weltkriegs vergeblich für den Frieden eintrat. Ebenso wolle er sein Amt in den Dienst der Versöhnung unter den Menschen und Völkern stellen.

1964 erhob Papst Paul VI. den heiligen Benedikt von Nursia zum Patron und Beschützer Europas. Benedikt hat sich seinen Namen auch mit Blick auf die Bedeutung des benediktinischen Mönchtums in Vergangenheit und Gegenwart gewählt.

Geburtshaus von Joseph Ratzinger in Marktl am Inn. Bild/Collage: Jürgen Herda

“Declaro me ministerio Episcopi Romae renuntiare”

Es war ein Paukenschlag, als Benedikt im Februar 2013 bekannt gab: “Ich erkläre, dass ich vom Amt des Bischofs von Rom zurücktrete.” Seitdem lebte er im Haus “Mater Ecclesiae” umsorgt von vier Nonnen und mit seinem Sekretär Georg Gänswein an der Seite. Bis zum Schluss empfing er, schon im Rollstuhl sitzend, weiterhin Besucher.

Das Bistum Regensburg ist dem emeritierten Papst zutiefst dankbar für die Verbundenheit, aber auch das Vertrauen, mit dem Institut-Papst-Benedikt sein geistiges Erbe betreuen und fruchtbar machen zu dürfen, und wird alles daransetzen, dieser großen Aufgabe gerecht zu werden.Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg

Benedikt XVI. ist jetzt bei Gott. Er ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Am Silvestertag teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit: „Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist.“ Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayers hatte sich zuletzt verschlechtert.

Habemus Papam – eine persönliche Erinnerung

Von Franz Rieger

Nach dem Konklave am 18. und 19. April 2005 titelte die BILD-Zeitung “Wir sind Papst”. Plötzlich war Joseph Ratzinger unendlich weit entfernt. Als ehemaliges Mitglied der Pfarrgemeinde St. Josef Ziegetsdorf – dazu gehört auch seine Wahlgemeinde Pentling – verbindet mich ein gewisses Heimatgefühl mit ihm.

Wie oft bin ich zufällig an ihm vorbeigefahren, wenn er mit seinem Bruder unterwegs war zum Gottesdienst und wie oft hat mir meine Oma erzählt, dass der Herr Kurienkardinal sie nach dem Gottesdienst einmal bei starkem Regen mit dem Schirm nachhause begleitet hat? Auch damals war er ja schon ein mächtiger Mann im Vatikan.

Im September 2006 kehrte Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. an seine frühere Wirkungsstätte nach Regensburg zurück. Auch hier war ich beim großen Gottesdienst auf dem Islinger Feld, der “Papstwiese”, mit dabei – so wie sicherlich die halbe Oberpfalz. Auch das war ein besonderes Gemeinschaftserlebnis und das ganze auch noch auf meiner “Heimatscholle”.

Was bleibt?

Fernab, wo man persönlich zur katholischen Kirche steht, war Benedikt XVI gefühlt “Unser Papst”. Doch was war er? Theologischer Vordenker, katholischer Hardliner oder der Nachbar aus der Kindheitserinnerung? Das muss nun jeder für sich selbst entscheiden.

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