Neues Dekanat ist das flächengrößte in Bayern und nimmt eine Vorreiterrolle ein
Weiden. Seit Monaten wurde intensiv daran gearbeitet, am 1. Juli war es offiziell: Die drei evangelischen Dekanate Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden schließen sich zusammen.
Das neue Dekanat erstreckt sich von Waldsassen (Landkreis Tirschenreuth) im Norden über Etzelwang (Landkreis Amberg-Sulzbach) und Schwandorf im Westen bis nach Zwiesel (Landkreis Regen) im Südosten – vom Steinwald bis zum Arber. Es entsteht nicht nur das größte Flächendekanat der bayerischen Landeskirche. Die Evangelischen in dieser Region nehmen mit ihrem wegweisenden Entschluss auch eine Vorreiterrolle ein. Am Samstag, 13. Juli, 16 Uhr, wird der Zusammenschluss mit einem Festgottesdienst und der Einführung der beiden Dekane in der Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg offiziell besiegelt.
Neue Strukturen für eine starke Botschaft
Die Leitung des neuen Großdekanats übernehmen Dekan Thomas Guba aus Weiden und Dekanin Ulrike Dittmar, die schwerpunktmäßig für die Region Süd mit Sulzbach-Rosenberg und Cham zuständig ist. Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg führt beide im Festgottesdienst in ihre Ämter ein. Sitz des Dekanats ist in Weiden mit Thomas Guba als Geschäftsführendem Dekan.
Zwischen Arber und Rauhem Kulm leben aktuell rund 70.000 Evangelische in 69 Kirchengemeinden. Die Fläche umfasst 7.435 Quadratkilometer. Das Gebiet reicht von Waldsassen im Norden bis Zwiesel im Südosten und von Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzbach bis zur tschechischen Grenze. Es umfasst sechs Landkreise sowie die kreisfreien Städte Amberg und Weiden. Der größte Teil gehört zur Oberpfalz, aber auch der niederbayerische Landkreis Regen ist dabei, ebenso zwei Gemeinden, die im
oberfränkischen Landkreis Bayreuth angesiedelt sind.
Aus 66 Dekanatsbezirken sollen 44 werden
Das neue Dekanat mit dem offiziellen Namen Cham/Sulzbach-Rosenberg/Weiden gehört
zu den ersten, die mit den Umstrukturierungen in der bayerischen Landeskirche Ernst machen. Denn aus derzeit 66 Dekanatsbezirken sollen bis 2032 nur noch 44 werden. In der Rekordzeit von weniger als einem Jahr schafften es die Verantwortlichen in Ostbayern, die Weichen für eine Fusion zu stellen und dabei alle wichtigen Akteure mitzunehmen.
Regionalbischof Stiegler sieht deshalb in dem Zusammenschluss ein wichtiges Zeichen für
die zukünftige Gestaltung des kirchlichen Lebens. „Als kleiner werdende Kirche gilt es,
kluge und zukunftsträchtige Strukturen zu schaffen. Der Rückgang an Mitgliedern, Finanzen und Personal fordert uns als Kirche stark heraus. Wir brauchen innovative Ideen und mutige Entscheidungen.“
“Wir brauchen andere Wege”
Dass es dabei vor allem um die Botschaft der Kirche geht, macht Dekanin Ulrike Dittmar deutlich: „Unser Glaube und die Kirche haben eine starke Botschaft. Die Struktur der Kirchen ist an vielen Punkten in der Vergangenheit geblieben. Das hat Halt und Sicherheit gegeben, aber in der sich schnell verändernden Gesellschaft brauchen wir andere Wege.“ Und diese sieht sie in erneuerten Strukturen, die Bürokratie und Verwaltung bündeln und es ermöglichen, kooperativ zu arbeiten. Pfarrerinnen und Pfarrer sollen wieder mehr Zeit dafür haben, nahe bei den Menschen zu sein. „Eine Frage ist, wie können Menschen heute Zugang zu dieser Botschaft bekommen? Die Antwort quer durch alle Untersuchungen lautet: durch Nähe und persönliche Kontakte. Dadurch, dass man zu ‚seinen‘ Pfarrerinnen und Pfarrern noch eine Beziehung aufbauen kann. Der Ort, wo das geschieht, kann ein Stadtfest, das Internet, eine Wanderung genauso sein wie ein Gottesdienst oder eine Seelsorgebegegnung.“
Für das Leben in den Kirchengemeinden vor Ort sieht Dekan Thomas Guba deshalb einige Vorteile: „Größere Dekanate stellen sicher, dass wir weiterhin die Menschen vor Ort gut betreuen können, denn im Hintergrund arbeiten viele in den Werken und Diensten und in der Verwaltung mit. Durch unsere Größe können wir diese Arbeit tun, kleinere Dekanate kommen hier an personelle und finanzielle Grenzen.“
Karl Georg Haubelt ist überzeugt
Auch Karl Georg Haubelt, der sich seit 1997 ehrenamtlich als zweiter Vorsitzender im
Dekanatsausschuss Sulzbach-Rosenberg engagiert, erhofft sich positive Effekte für die
Kirchengemeinden. Dabei hat er den Raum Vohenstrauß-Oberviechtach-Neunburg vorm
Wald und die Gemeinden im Naabtal im Blick, wo bisher die Dekanatsgrenzen eine Zusammenarbeit erschwert hätten. „Auch zwischen Grafenwöhr und Sulzbach-Rosenberg
bestehende Bezüge können aufbrechen, Kirchenmusik, Bildung und Jugendarbeit schöpft
aus mehr Quellen als bisher.“ Haubelt ist überzeugt, dass die Fusion die richtige Entscheidung ist: „Hier wächst zusammen, was geschichtlich früher schon beieinander gewesen ist und wo man sich auch kennt und ganz ähnlich tickt.“
Dass die große Ausdehnung des Gebietes eine Herausforderung sei, ist allen Beteiligten klar. Die Dekanatskonferenzen der Hauptamtlichen sollen deshalb nur circa viermal jährlich mit allen gemeinsam stattfinden und dazwischen in den Regionen. Der Dekanatsausschuss wird, wie manch andere Arbeitsgruppe auch, gelegentlich per Videokonferenz tagen, um die Entfernungen zu überbrücken. Auch bei der Synode stehen Veränderungen an. Weil die Zahl der Delegierten aus Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden gemeinsam den Rahmen sprengen würde, soll im Herbst ein Beschluss zur Änderung der Zusammensetzung gefasst werden.
Steuerungsgruppe koordiniert
Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Dekanin Ulrike Dittmar, Armin Hamann und Kathrin Nagel (Cham), Brigitte Lang und Grete Wedel (Sulzbach-Rosenberg) sowie Thomas Berthold, Käthe Pühl und Dekan Thomas Guba (Weiden) koordiniert die Arbeit. In zahlreichen Arbeitsgruppen geht es darum, wie die Arbeit in Zukunft gemeinsam organisiert
werden kann: Koordination der drei Dekanatsbüros, Diakonie, Mitarbeitendenvertretung, Synode, Dekanatsausschuss-Organisation, Verwaltung, Haushalt und Finanzen, Jugendarbeit, Dekanatskonferenzen, Schulreferate/Religionsunterricht, Kirchenmusik, Partnerschaftsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.
Zahlen, Daten, Fakten
- Name: Evangelisch-Lutherisches Dekanat Cham/Sulzbach-Rosenberg/Weiden
- Zwei Regionen: Nord (ehem. Dekanat Weiden, Geschäftsführender Dekan Thomas Guba); Süd (ehem. Dekanate Sulzbach-Rosenberg und Cham, Dekanin Ulrike Dittmar)
- Sitz des Dekanats: Leibnizstr. 19, 92637 Weiden, dekanat.chasurowen@elkb.de
- 69 Kirchengemeinden
- Knapp 70.000 Gemeindemitglieder
- circa 7.435 Quadratkilometer Fläche
- 52 Pfarrstellen
- Fünf Stellen für Theologisch-Pädagogische Mitarbeitende für die Arbeit mit Kindern und
- Jugendlichen auf Dekanatsebene
- Vier Stellen für hauptberufliche Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker
- 18 evangelische Kindertagesstätten
Festgottesdienst unter dem Motto „Neues wächst auf“ (Jesaja 43) am Samstag, 13. Juli, 16 Uhr, Christuskirche Sulzbach-Rosenberg:
Offizielle Feier zur Dekanatsfusion mit Einführung von Dekanin Ulrike Dittmar und Dekan Thomas Guba durch Regionalbischof Klaus Stiegler (Regensburg); anschließend Empfang mit kulinarischen Schmankerln aus den Dekanatsregionen
Weitere Infos: https://www.dekanat-weiden-evangelisch.de/neues-dekanat
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