Notarzt sagt: „Bauern verhielten sich vorbildlich“

Weiden. Ein Notarzt nimmt die Bauern in Schutz. „Die Bulldogs sind am Montag sofort zur Seite gefahren – besser als manche Autofahrer, die Angst um ihre Felgen haben“, sagt Andreas von Bohlen.

Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Der Weidener Notarzt ist am Montagnachmittag Zeit zu einem Notfalleinsatz von Weiden-Ost bis tief in die Frauenrichter Straße gefahren. Also quer durch die Stadt mitten zu “Highnoon”. “Ich habe nicht länger gebraucht als sonst im Berufsverkehr.” Die schweren Traktoren seien vorbildlich zur Seite gesteuert worden.

Ihn stört, dass die Teilnehmer an den Protest-Korsos – zumindest in mancher Berichterstattung – als rücksichtslos dargestellt würden. Das sei “definitiv nicht” so gewesen. Er hat sich auch bei Kollegen umgehört, zumindest in seinem Umfeld gab es keine Beanstandungen. Spätestens wenn Sondersignale benutzt wurden (Sirene und Blaulicht) sei ein Durchkommen problemlos gewesen. Noch etwas hat der Mediziner beobachtet: Passanten hielten den Daumen hoch, als die Traktoren vorbeirollten.

Tipps bei Blaulicht: Rote Ampel darf überfahren werden

Von Bohlen nutzt die Gelegenheit, um Fahrer an das richtige Verhalten bei herannahenden Blaulicht-Fahrzeugen zu erinnern. Regelmäßig käme es zu haarsträubenden Situationen, beispielsweise an roten Ampeln. Autofahrer würden keinen Millimeter über die Haltelinie fahren, selbst wenn sich hinter ihnen der Verkehr “verkeilt und verkreuzt” und kein Rettungsfahrzeug mehr durchkommt. Das ist falsch: Selbst eine rote Ampel darf (vorsichtig) überfahren werden, wenn von hinten Fahrzeuge mit Sonderrechten durch wollen.

Ansonsten gilt die einfache Regel: Blinker betätigen, Geschwindigkeit reduzieren, Anhalten am Straßenrand. Gerade auf Bundesstraßen komme es zu gefährlichen Manövern. Der eine stoppt, der andere fährt langsam weiter und kurvt beim nächsten Leitpfosten wieder auf die Straße, der Dritte überholt. “Absolut irre”. Auch interessant: Amerikaner verhalten sich nach der Erfahrung des Notarztes vorbildlich. “Die US-Fahrer sind maximal diszipliniert und wissen, was zu tun ist.”

Jürgen Meyer (ILS): Mehr Blaulichtfahrten nötig

“Es haben sich alle vorbildlich verhalten”, sagt auch Jürgen Meyer für die ILS-Betriebsstätten Amberg und Weiden. Er will seine Auswertung nicht als Kritik an den Demos verstanden wissen. Aber: Eine Beeinträchtigung bedeuteten die Fahrzeugkorsos natürlich schon. So mussten am Montag von 112 Krankentransporte 19 Fahrten mit Sondersignalen durchgeführt werden, weil es sonst kein Durchkommen gegeben hätte. Eigentlich ist dies für niedrigschwellige Fahrten, wie Dialysefahrten, nicht erlaubt. Aber die Termine zur Blutwäsche müssen eingehalten werden müssen, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

Beim Korso am Mittwochabend von Floß nach Weiden und zurück gab es laut Meyer “Null Beeinträchtigungen”. Zum einen war der Demonstrationszug abends. Und die ILS hatte den Rettungswagen von Ullersricht in die Nähe des Hagebaumarkts verlegt, um Schwierigkeiten an der Ullersrichter Kreuzung zu vermeiden. Jürgen Meyer regt an, bei solchen großen Korsos wie am Mittwoch (um die 700 Fahrzeuge) Lücken zu lassen. “Ich weiß aber auch nicht, ob das das Allheilmittel ist.” Rettungsgassen seien innerorts an manchen Stellen schwer zu bilden, ohne den Bürgersteig zu verwenden, was wiederum eine Gefahr für Fußgänger bedeute.

Der nächste Korso kommt bestimmt: Am Freitagabend, 19 Uhr, ist eine Fahrt von Waidhaus über Pfrentsch nach Moosbach und zurück angemeldet.

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