Notorischer Betrüger (64) muss ins Gefängnis – Autohändler und Möbelhaus getäuscht

Weiden/Tirschenreuth. Im bisherigen Leben eines 64-Jährigen aus dem Landkreis Tirschenreuth fußt vieles auf Schwindel. 2026 könnte er sein 30-jähriges Jubiläum als Betrüger "feiern" - allerdings wird er dann womöglich gerade im Gefängnis sitzen.

Hand drauf: Ein 64-Jähriger aus dem Landkreis Neustadt/WN verhielt sich beim Autokauf nicht wie ein Ehrenmann. Symbolfoto: pixabay

Am Donnerstag steht der 65-Jährige vor der Berufungskammer am Landgericht Weiden. Der Aktenberg vor Richter Dr. Marco Heß ist enorm. „Ich kann mir vorstellen, dass das Gericht die Nase voll hat von mir“, sagt der Angeklagte mit Verweis auf die Ordner. „Ich habe von mir selbst die Nase voll.“

Seine letzten Betrügereien bringen den in dritter Ehe verheirateten Mann in Haft, nicht zum ersten Mal. Diesmal geht es zum einen um ein Möbelhaus im Landkreis Tirschenreuth, das er nach Strich und Faden geprellt hat. 2019 kaufte er eine Küche, die er heute noch benutzt, aber noch immer nicht bezahlt hat. Kostenpunkt 9.000 Euro. Es folgten eine Polstergarnitur (2000 Euro), Kommode, Bett, Raumteiler etc. (4.000 Euro), Schlafzimmer (7.000 Euro) – er bestellte fleißig, ohne je zu zahlen.

Zehn einschlägige Vorstrafen

Dafür hat ihn 2022 das Amtsgericht Tirschenreuth zu 1 Jahr und 6 Monaten Haft verurteilt. Aber noch ehe die Tinte trocken war, stand der notorische Betrüger in einem Autohaus im Landkreis Tirschenreuth und orderte für 26.500 Euro einen Audi Avant. Das Fahrzeug wurde geliefert, nachdem der Angeklagte einen falschen Überweisungsbeleg vorgelegt hatte.

Nach einem halben Jahr wurde der Audi sichergestellt – und keine drei Wochen später schaffte sich der 64-Jährige den nächsten Pkw an. Diesmal im Landkreis Neustadt/WN, Kostenpunkt 12.500 Euro. Er gab sich als vermögender Mann aus, Porsche-Fahrer, mit 1,5-Millionen-Euro-Grundstück in Österreich. Er bekam sein Auto – und zahlte nicht.

Die Verlesung seiner Vorstrafen nimmt einigen Raum ein. Die „Karriere“ startete 1996 mit einer Verurteilung am Amtsgericht Kemnath wegen Betrugs, es folgten eine vorsätzliche Insolvenzverschleppung und Bankrott, weitere mindestens 25 Fälle des Betrugs plus eine versuchte Erpressung, verurteilt am Amtsgericht Chemnitz. Einen Schuldenberg hat der 64-Jährige auch noch: 600.000 Euro aus dem Betrieb einer eigenen Fluglinie. Millionenkredite für „Air Omega“ hatten vor 20 Jahren eine Krise der damaligen Sparkasse Tirschenreuth ausgelöst.

„Nationalgardist der ukrainischen Armee“

Aber jetzt – jetzt werde alles anders, beteuert er vor Gericht. „Ich habe einen Cut gemacht.“ Er habe sich mit der getrennt lebenden Ehefrau ausgesöhnt, kümmere sich um die schwer kranke Schwiegermutter. Aktuell sei er sehr erfolgreich mit einer neuen Firma für Gartenbau, Spezialgebiet: englische Gärten, aber auch japanische. Sein Anwalt Georg Karl spricht von einer „bemerkenswerten Kehrtwende“.

„Perspektivisch“ betrage sein Auftragsvolumen für 2025 rund 300.000 Euro. Sagt er und so richtig glauben mag man ihm nicht. Dazu hat er in den letzten Jahren schon zu viele Storys abgeliefert. Beim Autokauf nannte er sich Nationalgardist; er diene als Deutscher der Ukraine. Einmal gab es Ärger wegen Titelmissbrauch, als ein „Dipl.-Ing.“ auf seiner Versichertenkarte auftauchte.

Offene Haftstrafen: 2 Jahre 10 Monate

Kurzum: Bewährung ist unmöglich. Das sah die Berufungskammer ebenso wie Staatsanwältin Magdalena Stahl. Das Gericht strich zwar einen Betrugsfall aus dem Urteil aus erster Instanz. Unter dem Strich bleiben aber immer noch 1 Jahr und 4 Monate Haft für den Autokauf, die der 64-Jährige absitzen muss. Er muss zudem damit rechnen, dass das Amtsgericht Tirschenreuth die Bewährung des Urteils von 2022 widerruft: Hier waren insgesamt 1 Jahr und 6 Monate für den Möbel-Betrug verhängt worden.

Der Angeklagte war sich beim Verlassen des Gerichts sehr sicher, dass man ihm bis zum Haftantritt noch etliche Monate Aufschub gewährt, wo doch sein Gartenbau-Betrieb gerade floriere. Zuständig für Strafaufschub ist die Vollstreckungsbehörde und damit die Staatsanwaltschaft Weiden.

Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

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1 Kommentare

Anwohner - 20.01.2025

Ich wusste gar nicht was man alles machen darf bis man in den Knast kommt. Aber wehe ich parke 5 Minuten zu lange.