Oberpfälzer Vermögensverwalter mit deutlichem Plus
Oberpfalz. Seit Jahresbeginn haben die Kurse vieler Aktienindizes deutlich zulegen können. Auch die Anleger oberpfälzer Vermögensverwalter haben davon profitieren können.

So weisen Robert Beer aus Parkstein und der Grafenwöhrer Matthias Bernhardt mit ihren globalen Mischfonds seit Jahresstart zweistellige Pluszahlen aus. Grund genug nachzufragen, wie oberpfälzer Finanzexperten die Chancen im zweiten Halbjahr sehen und worauf Anleger achten sollten.
Mega Cap Aktien ziehen den Markt
Mit etwa 25 % Plus hat der US-Technologieindex Nasdaq derzeit den Taktstock in der Hand. Was viele Investoren ignorieren: Der Index wird von einer Handvoll Aktien dominiert. So haben Apple, Microsoft und Nvidia je um die 8 % Indexgewicht, Alphabet, Amazon, Broadcom und Meta ca. 5 %. Zusammen haben die 7 Werte einen Anteil von 45 % am Index und ETF. Auch beim S&P500 und dem MSCI World nehmen diese Aktien bedeutende Positionen ein.
Die Differenz zwischen dem marktgewichteten S&P500 sowie dem „gleichgewichtenen“ Index, bei dem alle 500 Aktien das gleiche Gewicht aufweisen, ist so groß wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Ein Warnsignal, zumal die genannten Unternehmen eine relativ hohe Bewertung aufweisen. Schon kleine Negativnachrichten können hier zu größeren Korrekturen führen. Dr. Bernhardt zufolge konnte ein derart starkes erstes Halbjahr sehr selten fortgesetzt werden und eine Korrektur von 10-15 % ist nicht auszuschließen.
Zinsen weiterhin attraktiv
Für Bernhardt sind daher auch sichere Zinspapiere mir Renditen bis zu 4 % ein Stabilisator fürs Depot. Sollte eine Korrektur am Aktienmarkt auftreten, hat man zudem Kapital, um Kaufgelegenheiten zu nutzen. Anlage-Experte Wolfgang Meier aus Amberg verweist hier auf Geldmarktfonds als Parkposition. Die Rendite bestimmt sich hier nach dem kurzfristigen Zinsniveau und liegt derzeit noch über 3 % p.a.
Weniger attraktiv sind für ihn Tages- und Festgelder, da diese meist geringere Zinsen liefern und die hartnäckige Inflation nicht ausgleichen. Dies wird sich auch nicht verbessern, da Finanzexperte Meier erwartet, dass sowohl EZB als auch die US-Notenbank die Zinsen im zweiten Halbjahr je zweimal senken werden. Wichtig ist ihm die tägliche Verfügbarkeit, um im Zweifel auch Chancen nutzen zu können. Während man bei hoch bewerteten Mega Caps vorsichtig agieren sollte, sieht Meier Chancen bei Value Aktien mit niedrigerer Bewertung und im Nebenwertesegment.
Nebenwerte, die Gewinner von morgen?
Nach einer langen Durststrecke könnten insbesondere letztgenannte kleinere Unternehmen von den Zinssenkungen der Notenbanken profitieren. Hierbei sollten Anleger auf Unternehmen mit einer soliden Bilanz, geringen Verschuldung und einem bewährten Geschäftsmodell mit solider Marktposition achten, rät Meier. Wie groß die Durststrecke inzwischen ist, verdeutlicht der Vergleich zwischen dem DAX40 Index und dem MDAX mit mittelgroßen deutschen Aktien. So hat der Leitindex Dax seit Jahresstart 10 % zugelegt, während der MDAX 5 % nachgegeben hat. Auf 5-Jahressicht wird der Unterschied noch eklatanter: Einem Plus von 50 % steht ein leichtes Minus gegenüber.
Risikofaktoren nicht außer Acht lassen
So verweisen die meisten oberpfälzer Finanzexperten zwar weiter auf eine robuste Weltkonjunktur und vor allem sehr solide Unternehmenszahlen, wie schnell Unsicherheit aufkommen kann, hat zuletzt in Europa die Wahl in Frankreich verdeutlicht. In den USA steht mit der Wahl zwischen – Stand jetzt – Biden und Trump das bedeutendste Ereignis Anfang November an. In Deutschland können die Landtagswahlen im September bereits zu ungemütlichen Ergebnissen führen.
Ob die Notenbanken die Zinsen wirklich senken und die Erwartungen der Kapitalmärkte erfüllen, bleibt offen. Hinzu kommt, dass die Zinsstrukturkurven – lange Laufzeiten liefern weniger Zinsen als kurze Anlagen – seit langen eine Rezession andeuten. Ein Umstand, den auch der sich abschwächende US-Arbeitsmarkt widerspiegelt. Eine Rezession wäre wiederum vermutlich gerade für Nebenwerte eine Belastung. Wie so oft, liegen Chancen und Risiken eng beieinander.
Breite Streuung für jedes Wetter
Für Stefan Meiler aus Flossenbürg ist es daher ratsam, neben substanzstarken Value-Aktien auch Rohstoff- bzw. Goldminenaktien zu berücksichtigen sowie auf eine breite Streuung zu achten. Ein Rat, den auch Wolfang Meier seinen Kunden gibt. Auch defensive Dividendenstrategien sind für ihn ratsam. Alle drei genannten Experten haben Respekt vor den deutlichen Anstiegen der US-Tech-Aktien und warnen vor einer zu starken Konzentration darauf. Die Chancen liegen eher auf Themen, die derzeit nicht so en vogue scheinen. Value-Aktien, Nebenwerte sowie der Bereich Rohstoffe versprechen für die kommenden Monate und Jahre die besseren Aussichten.
Was tun bei offenen Immobilienfonds?
Einen Nackenschlag hingegen haben die Anleger des offenen Immobilienfonds UniImmo: Wohnen ZBI hinnehmen müssen. Um 17 Prozent hat der als sicher geltende Fonds hinnehmen müssen und so die Gewinne der letzten Jahre über Nacht zunichtegemacht. Die Abwertung der Immobilien aufgrund des Zinsanstiegs und damit verbundenen Preisrückgangs bei Immobilien ist die Ursache. Der Rat von Wolfgang Meier: Der Markt befindet sich in einer Konsolidierungsphase und sollte sich auf absehbare Zeit auch wieder entspannen.
Für Dr. Bernhardt sind direkt gehaltene Immobilien im Kontext der Finanzplanung die bessere Alternative. Eine Abwertung von anderen Immobilienfonds muss dies jedoch nicht zwingend bedeuten. Stefan Meiler empfiehlt besorgten Anlegern das Gespräch mit dem Finanzberater. Größere Chancen sehen alle drei jedoch in anderen Bereichen des Kapitalmarkts, wobei auch hier der Rat gilt: Er die Dosis macht das Gift. Man soll auf Streuung achten.
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