Oberpfälzer Zoigltag verbindet fünf Zoiglstandorte – Start in Eslarn

Eslarn. Der erste Oberpfälzer Zoigltag startete in Eslarn. Ein Shuttle-Bus verband die fünf Zoiglorte. Reden würdigten das Bier als immaterielles Kulturerbe.

Die Veranstalter des Zoigltages Bürgermeister Stefan Grillmeier aus Mitterteich, Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, Bezirkstagspräsident Lothar Höher, Bürgermeister Reiner Gäbl und Bürgermeister Matthias Grundler aus Falkenberg (v.r.) stießen zur Eröffnung mit Rebhuhnzoigl an. Foto: Karl Ziegler

In der Oberpfalz prägen viele lebendige, kulturelle Traditionen und Bräuche die Regionen und machen sie liebens- und lebenswert. Neben Dialekten, Musik und Brauchtum gehört auch die aus dem Mittelalter entsprungene Zoigl-Kultur der Traditionen-Gilde an. Ein Ritterschlag für die seit Jahrhunderten in der Region verankerten Oberpfälzer Zoiglkultur war 2018 die Aufnahme in die landes- und bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO-Kommission. Mit der Einführung des Oberpfälzer Zoigltages sind die fünf Zoiglstandorte Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach mit dem immateriellen und materiellen Kulturerbe noch intensiver verbunden.

Zoigltag startet in Eslarn mit vielfältigem Programm

Die Geschichte des Zoigl reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als Bürger das Recht erhielten, selbst zu brauen, und prägt auch den Markt Eslarn. Im Mittelpunkt stehen an den Zoiglbrauorten nach dem Motto „Zoigl verbindet seit dem Mittelalter“ das gemütliche Beisammensein und Einblicke in die denkmalgeschützten Kommunbrauhäuser und Denkmäler. Im Jahr 2019 feierten die fünf Zoigl-Hochburgen Eslarn, Mitterteich, Neuhaus, Windischeschenbach und Falkenberg erstmals den neu eingeführten Oberpfälzer Zoigltag.

Der dritte Zoigltag wurde wiederholt von der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz zusammen mit den fünf Zoiglstandorten und der Schutzgemeinschaft Kommunbrauer e.V. „Echter Zoigl von Kommunbrauer“ organisiert, wobei der Auftakt am Sonntag im Kommunbrauhaus „Biererlebnis“ in Eslarn stattfand. Die Gäste erwartete trotz schlechten Wetters an den fünf Zoiglstandorten ein vielfältiges Programm. Mit einem fast stündlich fahrenden Shuttlebus waren die Zoiglorte bequem und sicher verbunden. Die musikalische Umrahmung in Eslarn übernahm die Musikgruppe „D’Hans und I“ mit Christian Schmucker, Johannes Hochwart und Simon Maier und die Verpflegung mit flüssiger und kulinarischer Kost übernahmen die Mitglieder des Fischereivereins Eslarn. Geöffnet für eine Brotzeit hatte auch die Zoiglwirtschaft „Zum Zäpferten“ in Bruckhof.

Das Zoiglmuseum in Eslarn bot reichliche Einblicke in die Geschichte und das Handwerk und jeder konnte bei der Besichtigung in die besondere Braukultur eintauchen. Bürgermeister Reiner Gäbl begrüßte zur Auftaktversammlung des Oberpfälzer Zoigltages in den Reihen vor allem Vertreter vom Bezirk, aus den Landkreisen Neustadt, Cham, Schwandorf und tschechischen Hostouň (Hostau) und Bürgermeister aus der Region. Ein besonderer Gruß galt den Mitveranstaltern und Bürgermeistern Matthias Grundler aus Falkenberg und Stefan Grillmeier aus Mitterteich. Gäbl wies auf die 2004 eingetragene Schutzmarke „Kommunbier“ und auf das aus alten kultivierten Getreidearten Dinkel, Einkorn und Emmer gebraute Rebhuhnzoigl hin.

Zeichen der Verbundenheit und gelebte Tradition

Die Zoiglkultur sichtbar machen nicht nur die gemeinsame Biertradition, sondern auch der Zoiglbrunnen vor dem Rathaus und der „Kleine Hofgarten“ am Tillyplatz. Die Gemeinde Eslarn hat zudem die Wortmarken „Kommunbier“ und „Rebhuhn-Zoigl“ beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Viel Applaus gab es für den anwesenden 98-jährigen Georg Zierer, der von der Gemeinde seit 1951 als Kommunbraumeister bestellt ist. Der Eslarner Bürgermeister lud zum sichtbaren Erleben der Biertradition in Wort, Bild und Ton zu einem Rundgang im „Biererlebnis“ ein. „Diese Tradition für die Zukunft zu sichern, ist mit dem Projekt Biererlebnis in einzigartiger Weise gelungen.“

Politische Unterstützung und gelebte Zoigl-Kultur

„Den Zoigl gibt es nur im Norden der Oberpfalz: Ein Bier, das gemeinschaftlich gebraut und dann im eigenen Keller vergoren wird.“ Stolz auf die Zoigl-Tradition und -Kultur und auf das wichtige „Hochqualitätsbier Zoigl“ in der Oberpfalz zeigte sich Bezirkstagsvizepräsident und Weidens zweiter Bürgermeister Lothar Höher. „Diese einzigartige Tradition halten fünf Ortschaften mit den Zoigl-Gast- und Kulturstätten aufrecht.“ Einzigartig sei der gelebte Zuspruch und die Atmosphäre. „Die Menschen leben diese ganz besondere, in der Nordoberpfalz beheimatete Kultur.“ Gemeinsam müsse diese Zoigltradition aufrechterhalten werden.

Mit Mitarbeiterinnen angereist war Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl. Erfreut zeigte sich Dr. Appl von der Tatsache, dass viele freiwillige Helfer diese Tradition hochhalten und fünf Zoiglstandorte mit dem Zoigltag diese Tradition den Menschen ins Bewusstsein rufen. Die Kultur werde in den Zoiglwirtschaften, durch Kommunbrauer und Zoiglliebhaber aufrechterhalten. „Dass der Zoigltag bereits zum dritten Mal stattfinden kann und viele Vertreter aus den Zoiglstandorten in Eslarn vor Ort sind, ist ein starkes Zeichen.“ Sichtbar sei die Zoiglkultur durch verbindende Elemente wie Zoiglbrunnen, lebendige Programme und Bus-Verbindung zu den Zoiglstandorten. „Wichtig sei zudem, dass Menschen miteinander über Dinge sprechen und nicht über andere.“ Mit der Feststellung „Zoigl ist mehr als ein Bier – es ist gelebte Oberpfälzer Kultur“ eröffnete Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl in Eslarn den dritten Zoigltag.

Forschung und Kulturpflege im Fokus

Seit 2018 sind in Nordbayern nicht nur der Drachenstich von Furth im Wald, sondern zur Erhaltung und Förderung auch die Zoiglkultur im Landes- und Bundesverzeichnis der UNESCO eingetragen. Wie sich diese Auszeichnung der Oberpfälzer Zoiglkultur im Speziellen auf die Region auswirkt, durchleuchtete Rebecca Koller als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Regensburg im Rahmen der Kultur- und Heimatpflege. In ihrem Vortrag „Immaterielles Kulturerbe aus dem Sudkessel“ gab sie einige Einblicke in ihre Forschungsarbeit und in ihr kulturwissenschaftliches Projekt seit 2023. Rebecca Koller promoviert im Rahmen des Verbundforschungsprojekts „Immaterielles Kulturerbe in ländlichen Räumen“. Die Akademikerin sucht nach Antworten, welches Potenzial die Zoiglkultur aufweist, um in eher ländlichen Gegenden als Faktor der Regionalentwicklung zu wirken. Am Beispiel der Oberpfälzer Zoiglbraukunst erforscht die Akademikerin die zu überwindenden Hürden und verbundenen Chancen.

Ziel dieses Siegels ist es, diese Traditionen nicht nur auszuzeichnen, sondern auch lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen. „Die Zoiglkultur in der Region nutzt auch der Wirtschaft und dem Tourismus.“ Dazu gehört die Bereitstellung von Unterkünften und der Erhalt der Gastwirtschaften. Nach außen positiv wirke die Einrichtung „Biererlebnis“ in Eslarn, in dem in Bildern, Worten und Ton mit allen Sinnen diese Zoiglkultur erlebbar und sichtbar gemacht werden. Aber auch die Zoiglwirtschaften nutzen diesen Zuspruch und schenken das Zoiglbier aus.

Im Anschluss an den Vortrag zeigte die Schneidermeisterin Elfriede Brandl der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks, die sich auf Trachten spezialisiert hat und sowohl Änderungskurse für Dirndl und Trachtenkleider anbietet, wie man mit stilvollen Taschen passend zum Dirndl nachhaltig Produkte verarbeiten kann. Gemütlich ausklingen ließen es die Gäste und Eslarner bei Musik, Rebhuhnzoigl und Brotzeiten in der Festhalle am Kommunbrauhaus.

Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl (re) eröffnete im Beisein vieler Ehrengäste den Zoigltag. Foto: Karl Ziegler
1
Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl (re) eröffnete im Beisein vieler Ehrengäste den Zoigltag. Foto: Karl Ziegler 1
Wegen des schlechten Wetters blieb der „Kleine Hofgarten“ und der Zoiglbrunnen weniger frequentiert. Foto: Karl Ziegler
Wegen des schlechten Wetters blieb der „Kleine Hofgarten“ und der Zoiglbrunnen weniger frequentiert. Foto: Karl Ziegler
Wegen des schlechten Wetters blieb der „Kleine Hofgarten“ und der Zoiglbrunnen weniger frequentiert. Foto: Karl Ziegler
Wegen des schlechten Wetters blieb der „Kleine Hofgarten“ und der Zoiglbrunnen weniger frequentiert. Foto: Karl Ziegler
Trotz der schlechten Witterung füllte sich die Festhalle am Kommunbrauhaus. Foto: Karl Ziegler
Trotz der schlechten Witterung füllte sich die Festhalle am Kommunbrauhaus. Foto: Karl Ziegler
Der Fischereiverein übernahm den Ausschank. Foto: Karl Ziegler
Der Fischereiverein übernahm den Ausschank. Foto: Karl Ziegler
Im Anschluss fertigte Schneidermeisterin Elfriede Brandl von der Kultur- und Heimatpflege stilvolle Dirndl-Taschen. Foto: Karl Ziegler
Im Anschluss fertigte Schneidermeisterin Elfriede Brandl von der Kultur- und Heimatpflege stilvolle Dirndl-Taschen. Foto: Karl Ziegler
Die Referentin Rebecca Koller im Zeichen des Zoiglsterns. Foto: Karl Ziegler
Die Referentin Rebecca Koller im Zeichen des Zoiglsterns. Foto: Karl Ziegler
Dem Thema „Immaterielles Kulturerbe aus dem Sudkessel“ im Rahmen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks widmete sich Rebecca Koller am Rednerpult als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Regensburg. Foto: Karl Ziegler
Dem Thema „Immaterielles Kulturerbe aus dem Sudkessel“ im Rahmen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks widmete sich Rebecca Koller am Rednerpult als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Regensburg. Foto: Karl Ziegler
Die Veranstalter des Zoigltages Bürgermeister Stefan Grillmeier aus Mitterteich, Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, Bezirkstagspräsident Lothar Höher, Bürgermeister Reiner Gäbl und Bürgermeister Matthias Grundler aus Falkenberg (v.r.) stießen zur Eröffnung mit Rebhuhnzoigl an. Foto: Karl Ziegler
Die Veranstalter des Zoigltages Bürgermeister Stefan Grillmeier aus Mitterteich, Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, Bezirkstagspräsident Lothar Höher, Bürgermeister Reiner Gäbl und Bürgermeister Matthias Grundler aus Falkenberg (v.r.) stießen zur Eröffnung mit Rebhuhnzoigl an. Foto: Karl Ziegler
Die Musikgruppe „D’Hans und I“ mit Christian Schmucker, Johannes Hochwart und Simon Maier (von links) umrahmten den Zoigltag in Eslarn. Foto: Karl Ziegler
Die Musikgruppe „D’Hans und I“ mit Christian Schmucker, Johannes Hochwart und Simon Maier (von links) umrahmten den Zoigltag in Eslarn. Foto: Karl Ziegler

* Diese Felder sind erforderlich.