Ofengeschichte brennt unter den Nägeln

Pressath. Woher stammt der „Prunkofen“ im Haus der Heimat? Diese Frage brennt den Geschichtsfreunden vom Heimatpflegebund Pressath und Umgebung unter den Nägeln. Immerhin, so Vorsitzender Eckhard Bodner bei der Hauptversammlung im Gasthaus Heining, sei dieser etwa 200 Jahre alte Kachelofen „mit Abstand das wertvollste Exponat“.

Die Geschichte des “Prunkofens” im ersten Stock des Pressather Museums möchte der Heimatpflegebund genauer erforschen. Wer das Stück selbst in Augenschein nehmen will: Am Sonntag, 16. April, von 14 bis 17 Uhr ist das Haus der Heimat geöffnet. Foto: Bernhard Piegsa

Deshalb wolle man seine Geschichte genauer erforschen: „Wer weiß, aus welchem Gebäude der Ofen stammt? Wer hat ihn im alten Mädchenschulhaus vor rund 40 Jahren neu gesetzt? Die Bevölkerung werde hier dringend um Mithilfe gebeten, zumal Recherchen im Vereinsarchiv keine Hinweise erbracht hätten. Allerdings gebe es Indizien, dass der Ofen aus dem abgebrochenen Görz-Anwesen am Rückenbühl stamme.

Weniger Anlass zur Freude biete leider der Zustand des Museumsgebäudes, der Verein bittet die Stadt Pressath als Eigentümer dringend, zu erwägen, ob die seit Langem auf der Agenda stehende Renovierung vorgezogen werden könne, damit das Haus nicht zum „Schandfleck“ werde.

Der Vorsitzende ist mit dem letzten Jahr zufrieden

Ungeachtet dessen fällt die Bilanz des zurückliegenden Museumsjahres aber zufriedenstellend aus, freute sich Eckhard Bodner. Im Mai 2022 habe der Verein den Museumsbetrieb wieder mit der viel besuchten Ausstellung „175+2 Jahre Stadt Pressath“ aufnehmen können. Für heuer bereiteten Museumsleiterin Barbara Zankl und ihr Team gleich zwei Sonderausstellungen zum 60. Gründungstag des Heimatpflegebunds und zur Geschichte des Kiesi-Beach-Freizeitgeländes vor. Weiterhin solle mittelfristig eine neue Schwerpunktausstellung der „Pressather Krügelware“ gewidmet werden, die ein „Alleinstellungsmerkmal der Stadt“ sei: „Ludwig Semmler aus München, ein Nachfahre der Familie Görz von der Vestn, hat uns zahlreiche Ausstellungsstücke von hohem Wert überlassen.“

Ihm verdanke der Verein auch die bisherigen Erkenntnisse über die Historie des „Prunkofens“. Das „Krügelmacherhandwerk“ sei Ende des 18. Jahrhunderts mit den Westerwälder Familien Klauer und Görz nach Pressath gekommen, die vor den französischen Revolutionstruppen hierher geflohen seien, wusste Bodner, der darüber hinaus anmerkte, dass man bei einem Besuch im Eschenbacher Taubnschusterhaus Anregungen für die eigene Ausstellungsgestaltung gewonnen habe.

Weitere von ihm angesprochene Vereinsaktivitäten waren die Restaurierung der Lichtsäule auf dem Marterrangen unter Federführung von Hans Reindl sowie der Einbau lichtdämmender und damit exponatschützender „Alu-Dibond-Platten“ im Stadtgeschichtsraum des Hauses der Heimat.

Grund zum Feiern

Die Arbeit von Museumsleiterin Barbara Zankl würdigte Heimatpflegebundvorsitzender Eckhard Bodner in der Hauptversammlung. Foto: Bernhard Piegsa
Die Arbeit von Museumsleiterin Barbara Zankl würdigte Heimatpflegebundvorsitzender Eckhard Bodner in der Hauptversammlung. Foto: Bernhard Piegsa
Ein digitales Gedächtnis für Pressath will die Stadt mit finanzieller Förderung des Freistaats schaffen. Bürgermeister Bernhard Stangl (stehend) informierte die Heimatpflegebundmitglieder über das Projekt. Rechts Vorsitzender Eckhard Bodner. Foto: Bernhard Piegsa
Ein digitales Gedächtnis für Pressath will die Stadt mit finanzieller Förderung des Freistaats schaffen. Bürgermeister Bernhard Stangl (stehend) informierte die Heimatpflegebundmitglieder über das Projekt. Rechts Vorsitzender Eckhard Bodner. Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa

Für die nächsten Monate stünden eine Gründungsjubiläumsfeier am 16. April und der Museumsfrühschoppen am 25. Juni auf dem Programm. Grund zum Feiern gebe es durchaus, ließ der Vorsitzende anklingen: Dank 15 Neueintritten im letzten Jahr sei die Mitgliederzahl auf 220 gewachsen. Maßgeblichen Anteil habe auch hieran Barbara Zankl als Ansprechpartnerin und Vorbildpersönlichkeit; „Sie ist unser wandelndes Gedächtnis und hat das Heft in der Hand, ohne sie geht nichts.“ Verein und Stadt hätten dies mit der Ehrenmitgliedschaft und der Verleihung der Bürgermedaille gewürdigt.

An weiteren für die nächste Zeit vorgemerkten Projekten nannte Bodner einen neuen Netzauftritt von Verein und Museum, ein vielseitiges Vortragsprogramm und die weitere Vervollkommunung der Stadtgeschichtsausstellung. Museumsleiterin Barbara Zankl appellierte an alle Bürger, Sterbebilder von Personen, die mit Pressath und den Nachbargemeinden in Verbindung gestanden haben, nicht wegzuwerfen, sondern für die bereits 45 Ordner umfassende Sterbebildsammlung des Hauses der Heimat zur Verfügung zu stellen.

Digitales Gedächtnis der Stadt schaffen

In seinem Grußwort informierte Bürgermeister Bernhard Stangl über das bayerische Projekt „Digitaler Zwilling“, in das Pressath als eine von fünf Kommunen mit einem Höchstförderbetrag von 50.000 Euro aufgenommen wurde. Ziel sei die Schaffung eines digitalen Gedächtnisses der Stadt: „Das Wissen über sie soll nicht verloren gehen, sondern an Besucher und Einheimische, vor allem die junge Generation, weitergegeben werden.“

Diese Datensammlung solle auch über die Geschichte von Stadtteilen, Gebäuden und Plätzen des Stadtgebiets ausführlich informieren und an die volkstümlichen Hausnamen erinnern. Die betreffenden Lokalitäten würden mit Informationstafeln beschildert, die knappe Erstauskünfte böten und zudem mit einem QR-Code versehen seien.

Debatte zum Gefallenengedenken

Als unbefriedigend wertete Eckhard Bodner die aktuelle Aufteilung des Gefallenengedenkens auf Gefallenenmahnmal im Dietl-Park und „Heldenkapelle“ am Friedhof. Zwar werde in der Kapelle der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege gedacht, doch „verirren sich nur wenige dorthin“. Demgegenüber würden am Mahnmal, das der zentrale Gedenkort am Volkstrauertag sei und durch seine Lage im Park von vielen Spaziergängern wahrgenommen werde, nur die Opfer des Ersten Weltkriegs namentlich genannt. Weil dieses Denkmal geeignet sei, viele zum Nachdenken anzuregen, sollten dort alle Kriegsopfer mit Namen aufgeführt werden, meinte Bodner.

Allerdings sollten die neuen Tafeln, die sich auf den Zweiten Weltkrieg beziehen, bewusst kontrastierend in einem anderen, nüchterneren Stil gehalten werden als das entsprechend seiner Entstehungszeit vor rund 100 Jahren eher martialisch gestaltete alte Monument. Demgegenüber brach der Künstler Helmut Langhammer eine Lanze für die „Heldenkapelle“, die als Ort würdevoller Stille eine ideale ständige Erinnerungsstätte abgebe, während das Mahnmal als Ort des offiziellen Gedenkens seine besondere Aufgabe erfülle. Freilich sei die Kapelle unbestritten sanierungsbedürftig.

Ehrungen

Sie sind seit Gründung des Heimatpflegebunds mit dabei: Antom Gmehling, Georg Murr, Helmut Langhammer, Josef Farmbauer und Helmut Reichl (von rechts, mit Vorsitzendem Eckhard Bodner) wurden bei der Hauptversammlung für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Foto: Bernhard Piegsa

Für langjährige Vereinszugehörigkeit wurden 33 Mitglieder geehrt, darunter Eckhard Bodner, Altbürgermeister Anton Gareis, Richard Waldmann (jeweils 40 Jahre), Barbara Zankl (50 Jahre) und Helmut Langhammer (60 Jahre).

Der Verstorbenen Albert Butscher, Franz Floth, Karl Kastl, Bernhard Neumann und Maria Neumann gedachte man mit einer Schweigeminute.

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