Optimistisch für Aktien & Gold und Bitcoin – Was Oberpfälzer Finanzexperten erwarten
Nordoberpfalz. Wohin bewegen sich die Zinsen, sind Aktien zu teuer, Immobilien schon günstig genug, Geld überhaupt sinnvoll? Fragen, die sich Anleger gegenwärtig stellen.
Wir haben Robert Beer, Dr. Mathias Bernhardt, Wolfgang Meier aus Amberg und Stefan Meiler nach ihrer Einschätzung gefragt. Sparer konnten sich in den letzten Monaten nach einer langen Zeit der Dürre wieder über ordentlich Zinsen freuen, in der Spitze bis zu vier Prozent. Doch sie sinken bereits wieder, die EZB hat den Leitzins um 1% auf 3% reduziert. Viele Anleger fragen sich: Schnell noch zugreifen und auf lange Zeit sichern?
Für Stefan Meiler sind Festgeld & Co. insbesondere für Anleger mit begrenztem Zeithorizont und/oder starkem Sicherheitsbedürfnis interessant. Realistisch sind Zinsen um die 2,5%, egal ob kurzfristig verfügbar oder für Termineinlagen mit ein, drei oder fünf Jahren Laufzeit. Wer länger auf sein Geld verzichten kann, für den sind andere Anlagemöglichkeiten insbesondere vor dem Hintergrund der Inflation attraktiver.
Für den Grafenwöhrer Vermögensverwalter Dr. Mathias Bernhardt können in Europa die Leitzinsen durchaus Richtung 2% oder darunter fallen, während in den USA die Zinsen vermutlich höher bleiben werden und weitere Zinssenkungen durchaus fraglich erscheinen.
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US-Wirtschaft weiterhin stark
Hintergrund der restriktiveren Geldpolitik in den Vereinigten Staaten ist das weiterhin solide Wirtschaftswachstum. So wuchs das BIP im dritten Quartal 2024 mit 3,1% und auch der Arbeitsmarkt bleibt weiterhin solide. Kein Wunder also, dass sich sowohl US-Aktien als auch der US-Dollar zuletzt sehr freundlich gezeigt haben. Für Wolfgang Meier ein Grund zum Optimismus, zumal mit Steuererleichterungen und dem Abbau von Regulierung die Gewinne eher steigen sollten.
Auch Dr. Bernhardt sieht die kurzfristig positiv, wobei er auch auf die Zollpolitik Trumps verweist. Wie sich diese langfristig auswirkt, muss man abwarten. Ein Aspekt der sich bereits jetzt erkennen lässt: Die Inflationserwartungen in den USA legen zu und der langfristige Zins ist seit der ersten Zinssenkung deutlich gestiegen. Auch Europa wird seiner Meinung die Zollpolitik schnell treffen.
„Vielleicht erleben wir 2025 eine Überraschung in Europa“
Diese Zölle treffen auf eine durchaus fragile europäische Wirtschaft mit deutlichen politischen Unsicherheiten in Frankreich und insbesondere Deutschland. An den Börsen haben die Aktienkurse sowohl französischer Titel wie die Großbank BNP Paribas, die Luxusmarken LVMH und Kering als auch die Branchengrößen Vinci und L’Oréal, als auch deutscher Mittelständler aus S- und MDAX im letzten Jahr entgegen der allgemeinen Markttendenz nachgegeben.
Für Robert Beer aus Parkstein baut sich hier künftiges Potenzial auf. Denn die meisten der französischen Top-Unternehmen konnten ihre Gewinne steigern. Fallende Kurse bedeuten im Umkehrschluss, dass die Unternehmen günstiger werden. In seinem europäischen Fonds liegt die Dividendenrendite aktuell bei über 4% und auch Gewinne und Cashflow überzeugen. Mit positiveren Nachrichten, einem Funken Hoffnung und etwas Optimismus kann es schnell nach oben gehen.
Worauf Anleger achten sollten
Beer setzt hierbei auf große Unternehmen mit starken Marktpositionen und Geschäftsmodellen, die auch in den USA und Asien gute Ergebnisse erzielen. Ein Punkt, den auch Wolfgang Meier anspricht: Für ihn sind Unternehmen mit Preissetzungsmacht, Bilanzstärke und einzigartigen Geschäftsmodellen sowie die Sektoren Energie, Gesundheit, Ernährung, Infrastruktur, Künstliche Intelligenz, Sicherheit und Technologie interessant.
Während sich Meier bei Gold und Bitcoin in 2025 durchaus Rücksetzer vorstellen kann, beispielsweise im Falle einer Lösung des Ukraine-Kriegs, verweist Bernhardt beim Gold auf die hohe Nachfrage der Notenbanken, insbesondere aus China und Indien. Zudem dürften die weiter steigenden globalen Staatsschulden dem gelben Edelmetall weiter Rückenwind verleihen.
Risiken für 2025
Die geplante Trump-Politik steht für weitere Schuldenorgien in den USA. Die Folge: Immer mehr Geld, was gut für die Wirtschaft ist, aber eben auch vermutlich höhere Inflationsraten als die letzten 20 Jahre. Die Lage erinnert an Griechenland und Argentinien, die ebenfalls mit massiven Schulden zu kämpfen hatten. Auch die geopolitischen Entwicklungen sind ungelöst.
Die Spannungen China/Taiwan sind weiter aktiv, auch wenn derzeit nicht darüber berichtet wird. In den USA dominieren aktuell zwei Risiken: So wird die Gefahr, dass die Zollpolitik eine Rezession hervorruft mit Argusaugen beachtet ebenso wie der Umstand, dass wieder steigende Inflationsraten zu Zinssteigerungen führen könnten. Deutlich weniger stark werden Geopolitik und Politik generell beachtet.
Wozu die Finanzexperten raten
Für Dr. Bernhardt bleibt es wichtig, dass die Anlagen der jeweiligen individuellen Risikoneigung entsprechen und breit diversifiziert sind. Nur so lassen sich eventuell auftretende Marktschwankungen durchstehen. Auch Wolfgang Meier empfiehlt eine gute Streuung sowie ein aktives Management, da manche Bewertungen bereits recht hoch erscheinen.
Für Robert Beer bleiben erstklassige Aktien auch künftig am attraktivsten. Unliebsame Überraschungen werden jedoch regelmäßig für Unruhe sorgen. Weswegen er mit seinem risikoadjustierten Ansatz sehr optimistisch bleibt. Entscheidend ist für ihn jedoch: Nur wer investiert, kann langfristig von Aktien profitieren.
Sparpläne langfristig sinnvoll
Punkte, denen Stefan Meiler aus Flossenbürg zustimmt. Neben Fonds, die auf unterbewertete, sog. Value-Aktien setzen, sind für ihn auch Sparpläne empfehlenswert. Anleger mit hohen Profiten sollten durchaus über Teilgewinnmitnahmen nachdenken. Hierdurch ergibt sich bei Korrekturen die Möglichkeit günstiger nachzukaufen. Anleger ohne großes Vermögen sowie Groß-/Eltern rät er zu Aktienfondsparplänen.
So kann mit wenigen Euro im Monaten bereits jetzt für das Alter vorgesorgt werden. Wer vor 65 Jahren deutsche Aktien bespart hätte, wäre jetzt Millionär und das mit nur etwa 40 € monatlichem Sparplan. Der Zinseszinseffekt machts möglich. Für ihn und für die anderen erwähnten Fachleute gilt: Es macht Sinn sich über die individuelle Situation auszutauschen und zu unterhalten. Trotz der mitunter schwierigen Nachrichten bleiben sie optimistisch für ein hoffentlich erfolgreiches Jahr 2025.
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