Otto Pravidas Ruck-Rede: So machen wir das Bauen wieder bezahlbar!
Neuhaus. Einfach mal wieder vernünftig bauen, anstatt überdimensioniert – Leerstände nutzen und sanieren, Lücken schließen. Der konservative Visionär Otto Pravida hat konkrete Tipps, um das Bauen wieder bezahlbar zu machen. Und der Pressather Bauunternehmer macht vor, wie das geht.

Seit mehr als einem Jahrzehnt verfolgen wir die Entwicklung des Bauunternehmens Pravida aus Pressath – und den Aufstieg des Inhabers Otto Pravida vom Häuslebauer zum international geschätzten Spezialisten für Strahlenschutzbauten.
Was den tatkräftigen Bauunternehmer aber so besonders macht, ist nicht nur sein strategisches Gespür, Nischen zu besetzen, die sein Unternehmen krisenfest machen. Otto Pravida ist zugleich bodenständig und weltoffen – er denkt oberpfälzisch und weltläufig. Er ist zupackend und nachdenklich. Mit anderen Worten: ein konservativer Visionär.
Von wegen Häuschen als Altersvorsorge
Das eigene Einfamilienhäuschen galt lange Zeit als die beste Altersvorsorge, gerade im ländlichen Raum. Seitdem die Immobilienpreise auch in der Oberpfalz irreale Züge angenommen haben, ist dieses Konzept infrage gestellt. Was aber macht das Bauen heute so teuer – und was rät der gestandene Bauunternehmer in dieser Situation?
„Ich war vor rund 20 Jahren gemeinsam mit Professor Thomas Dommermuth unterwegs“, beschreibt Pravida die „gute alte Zeit“, als die eigengenutzte, energieeffiziente Wohnimmobilie als Altersvorsorge noch ein attraktives Modell für Oberpfälzer Familien war. „So um die 2000er Jahre haben wir das erste energiesparsame Passivhaus gebaut.“ Das sollte im Alter abbezahlt sein:
Und man konnte dann mit seiner Rente gut darin leben, weil man keine Nebenkosten mehr hat und die Heizkosten in den Häusern, die ich gebaut habe, liegen heuer noch bei 180 bis 200 Euro im Jahr. Otto Pravida
Heizen mit einer Schachtel Zigaretten
Weil er damals noch passioniert seine Selbstgedrehten geraucht habe, ging die Rechnung auf: „Bei 50 Cent pro Tag, konnte man da mit einer Schachtel Zigaretten zehn Häuser heizen.“ Das sei lange her. „Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem man selbst am Land keine Möglichkeit mehr hat, kostengünstige Häuser zu bauen.“ Dafür seien noch nicht einmal die Baupreise an sich oder die Materialpreise verantwortlich.
Ein Beispiel: „Wir kaufen momentan den Baustoff billiger ein als vor dem Ukrainekrieg.“ Warum? „Weil wir früher unseren Baustoff unter anderem aus Brasilien bekamen, diese Lieferketten kappten und wieder hochgefahren haben.“ Das habe eine Zeitlang gedauert: „Aber davon profitieren wir jetzt wieder.“ Wenn er heute einen Kubikmeter Beton in Deutschland kaufe, koste der natürlich etwas mehr.
Ein Drittel für Abgaben on top
Aber das sei nicht der ausschlaggebende Preistreiber. „Der reine Materialpreis macht nur Zweidrittel aus, ein weiteres Drittel zahlen wir für Maut, für die CO₂-Umlage, für die Energieumlage und so weiter.“ Das bedeute: „Der Preis für einen Kubikmeter Beton liegt bei 80 Euro netto – und da kommen noch mal 40 Euro drauf.“ Die seien unverhandelbar. Die Preise zu senken, nütze so lange nichts, solange der Staat weiter verdeckte Steuern auferlege.
Die produzierende Industrie trage die höheren Energiekosten und gebe sie weiter. Pravidas politische Schlussfolgerung: Eine Mehrwertsteuersenkung bringe nichts, solange die Abgaben weiter bestehen.
Würde man zum Beispiel die Mautgebühren zweckgebunden in den Straßenbau investieren, würde man wahrscheinlich auf vergoldeten Straßen fahren können. Otto Pravida
Zumindest sollten diese staatlichen Einnahmen aus Sicht des Bauunternehmers dann aber zweckgebunden in die Infrastruktur investiert werden.
Wieder vernünftig wohnen
Beim Einfamilienhaus- und Wohnungsbau und der eigengenutzten Immobilie müsse man grundsätzlich Umdenken: „In den vergangenen Jahren war die Finanzierung für die Häuser so billig, da ist alles explodiert – es hat kein Haus mehr mit 120 Quadratmetern gegeben, das waren alles gleich 140-, 180- oder 300-Quadratmeter-Häuser.“ Eigentlich viel zu groß. „Ich bin 1954 im Haus meiner Eltern geboren, die haben im Erdgeschoss gewohnt, hatten eine Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer – da hat die Familie gewohnt, das Dachgeschoss war vermietet.“
Später, Pravida hat drei Geschwister, habe man in der Wohnung eine Tür rausgemacht und hatte dann eine Wohnung für die ganze Familie. Als die Kinder auszogen, hätten die Eltern wieder vermietet. Mittlerweile sei das Haus an zwei Parteien vermietet.
Man muss einfach in die Richtung mal wieder vernünftiger werden – wofür brauche ich ein Wohnzimmer mit 80 Quadratmetern, wenn ich die wenigste Zeit drin verbringe. Zu reinen Repräsentationszwecken? Otto Pravida

Umnutzung von Leerständen
Man könne die Kosten senken, wenn man zu einem guten Maß zurückkomme. Für den Mehrfamilienwohnhausbau oder auch für Eigentumswohnungen empfiehlt Pravida: „Einfach mal rumfahren mit offenen Augen und sich überlegen, wo stehen alten Gewerbehallen leer, Firmen, die von der Bildfläche verschwanden, Gewerbeobjekte, die nicht mehr zeitgemäß sind.“ Solche Gebäude habe jeder irgendwo in der Nachbarschaft.
Solche Objekte müsse man umnutzen: „Ich habe es bei mir selber ausprobiert“, erzählt der Bauunternehmer. „Auf meinem Firmengelände gibt’s ein Gebäude, das 1954 gebaut wurde.“ Es sei einfach nicht mehr gemäß gewesen. „Jeder normale Mensch reißt das weg – ich bin halt nicht so normal, habe es rekonstruiert und wir sind jetzt ganz glücklich da drin.“
Sanieren wie beim Bahler
In Rotterdam habe man ganze Dörfer in Hallen reingebaut: „Das ist eine kleine Dorfgemeinschaft.“ Man brauche nicht viel Wärmedämmung, weil die Hülle schon da sei. „Da sind wir wieder beim Thema Nachhaltigkeit und weg von der Wegwerfgesellschaft.“ Das gehe dann in die richtige Richtung, um dem eigentlichen Zweck entsprechend zu bauen.
Denn welchen Zweck habe ein Haus? „Dass es uns nicht anregnet, weil wir irgendwann in der Evolution unsere Haare verloren haben und wir einen Schutz brauchen – das muss nicht immer das teuerste sein.“ Und wenn sich Pravida hier beim Bahler so umschaue:
Das schaut auch so aus, als ob es irgendwann ein landwirtschaftlicher Betrieb gewesen ist – deshalb, nicht wegreißen und neu bauen, sondern versuchen, vernünftig zu sanieren und dann denke ich mal, haben wir auf der einen Seite nicht unnötig Landschaft vergeudet und gleichzeitig kostengünstig und nachhaltig etwas für die Umwelt getan. Otto Pravida
* Diese Felder sind erforderlich.