Patrick Schröder II: Die Verwechslung

Nürnberg. Nomen ist beileibe nicht immer Omen. Was es bedeutet, Opfer einer Verwechslung mit einem gleichlautenden Namen zu werden, durchlebt derzeit der Nürnberger Patrick Schröder. Manche halten den Elektroniker für den stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden aus Mantel.

Opfer einer Verwechslung: Der fränkische Telekommunikationsunternehmer Patrick Schröder, keinesfalls zu verwechseln mit dem NPD-Funktionär aus Mantel. Selfie: Patrick Schröder

Seit rund zwei Monaten nimmt der fränkische Patrick Schröder bei seinen Montage-Fahrten immer wieder ein Geraune hinter seinem Rücken wahr: „Patrick Schröder?“, heiße es, „das ist doch dieser Nazi.“ Vor allem in Wohnheimen, wo er öfters zusammen mit Arbeitern aus Tschechien, Polen, Ungarn oder auch der Ukraine übernachte, werde er immer wieder beschimpft.

Wie aber sollen wildfremde Leute beispielsweise in Siegen einen Selbstständigen auf Montage als NPD-Schröder identifizieren? „In Siegen, wo ich mit meiner Ex-Frau gewohnt habe und mein Gewerbe schon zwischen 2020 und 2022 angemeldet hatte, kennen mich viele“, sagt Schröder II. Und die hätten dann wohl das getan, was er schließlich selbst auch gemacht hätte.

Schröder googelt seinen Namen

„Als sich das gehäuft hat, und ich mich gefragt habe, mit wem ich da verwechselt werde, habe ich meinen Namen gegoogelt und bin gleich ganz vorne auf die Artikel von OberpfalzECHO über den Neonazi Patrick Schröder gestoßen“, sagt er. Er habe ein paar Artikel quergelesen: „Das hat mir schon gereicht“, sei er über die Ansichten seines Namensvetters entsetzt gewesen. „Ich kann mit so was überhaupt nichts anfangen, im Gegenteil.“ 

Er sei alles andere als ausländerfeindlich: „Ich gehe auf Zuwanderer zu, biete meine Hilfe an, ob im sprachlichen Bereich oder wenn es darum geht, dass sie sich bei Ämtern nicht zurechtfinden.“ Deshalb sei es ihm besonders wichtig, mit dem NPD-Funktionär nicht in einen Topf geworfen zu werden. „Mein Firmen-Auto ist auch beschriftet mit Patrick Schröder“, sagt er. Einmal sei er schon von der Straße abgedrängt worden und vermutet dahinter einen Racheakt. „Dummerweise sehen wir uns, nach dem Foto bei euch zu urteilen, auch noch entfernt ähnlich“, seufzt der 38-Jährige.

Polizei und Google können nicht helfen

Sein Name stehe unter der Klingel einer Nürnberger Wohnbaugesellschaft, wo auch bereits getuschelt werde. Vor allem aber will der alleinerziehende Vater unbedingt vermeiden, dass sein zehnjähriger Sohn Elias als Kind eines Neonazis in der Schule gedisst wird. Er habe deshalb bereits bei der Polizei vorgesprochen, die aber nachvollziehbarerweise wegen einer Verwechslung schwerlich ermitteln könne. „Und Google hat mich völlig falsch verstanden und mir erklärt, wie ich meine eigenen Daten löschen könne.“

Auf seinen wichtigsten Auftraggeber sei Schröder bereits zugegangen und habe ihm die Lage geschildert: „Er hat mir gesagt, mach’ dir keinen Kopf, ich hätte dir so was ohnehin nicht zugetraut.“ Schröder hofft, dass die Verwechslung mit dieser Veröffentlichung zumindest halbwegs eingefangen werden könne – ein Artikel über den fränkischen Unternehmer Patrick Schröder verlinkt mit den Publikationen über den Oberpfälzer Nationalisten.

180.000 Schröders in Deutschland

„Dann sehen Leute, die nach Patrick Schröder googeln, dass es mindestens zwei verschiedene Patrick Schröders gibt.“ Neben den etwa 180.000 gleichlautenden Namensträgern – der Nachname Schröder belegt Platz 17 der deutschen Häufigkeitsrangliste. Sobald das geklärt ist, will sich der gelernte Elektroniker mit Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik wieder voll und ganz auf seine Firma N-C-T (Netzwerk, Computer, Teletechnik) konzentrieren.

 „Derzeit installiere ich vor allem als Subunternehmer von Rahmenvertragsfirmen der Telekom Kommunikationsanlagen“, erzählt Schröder. „Ich möchte mich weiter entwickeln, und beispielsweise Mietobjekte mit Kommunikationsanlagen ausbauen, um die Attraktivität von Objekten zu steigern.“

Aussteigerprogramm für Patrick Schröder aus Mantel u.a.

Das bereits seit 2001 bestehende Bayerische Aussteigerprogramm ist bei der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) angesiedelt. Es unterstützt Menschen bei ihrer Deradikalisierung und ihrem Ausstieg aus einer extremistischen Szene.

Hilfe zur Selbsthilfe: Hier werden Einzelpersonen individuell betreut, die eine extremistische Szene verlassen wollen und bei denen eine Deradikalisierung möglich erscheint. Speziell ausgebildete Berater begleiten Ausstiegswillige in ihrem Ausstiegsprozess. Neben der Distanzierung von extremistischen Denkmustern und Weltbildern bietet das Bayerische Aussteigerprogramm Ausstiegswilligen „Hilfe zur Selbsthilfe“ an und unterstützt so eine Lebensgestaltung in eigener Verantwortung ohne die Einflüsse der extremistischen Szene. Zudem sollen neue Perspektiven innerhalb der demokratischen Gesellschaft aufgezeigt werden.

Wer kann am Aussteigerprogramm teilnehmen? Das Angebot richtet sich an all jene Personen, die in den Einflussbereich extremistischer Gruppierungen geraten sind, sich daraus lösen wollen und denen der Ausstieg aus eigener Kraft nicht gelingt. Von Ausstiegswilligen werden erwartet:

  • Ehrlichkeit
  • Eigenes Engagement
  • Zuverlässigkeit

Das Programm hilft auch Eltern, Familienangehörigen, Freunden und Partnern von Personen, die in extremistischen Zusammenhängen auffällig geworden sind.

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