Pflege kann wieder menschlicher werden

Weiden. Der Weidener AOK-Direktionsbeirat informiert sich über Neuregelungen zur Krankenhausfinanzierung. Diskutiert wurden auch notwendige Reformen, um die Pflegekassen zu finanzieren.

medbo Krankenpflegeschule
Das neue Skills Lab, das die Situation im Patientenzimmer simuliert. Bild: Frank Hübler

Der Vorsitzende des Weidener AOK-Direktionsbeirats Lothar Höher freute sich nach langer Zeit endlich wieder in Präsenz tagen zu können. Für die Beratung hatte man sich gleich ein wichtiges Thema vorgenommen – die Regelungen des neuen Pflegebudgets zur Finanzierung der Krankenhäuser. AOK-Direktor Jürgen Spickenreuther berichtete, dass die Kosten für die „Pflege am Bett“ durch die gesonderte Betrachtung nicht mehr in Konkurrenz zu Geräteinvestitionen stehen sollen.

„Die Ausgliederung der Pflege aus dem DRG-Budget macht die Verhandlungen mit den Krankenhäusern letztendlich nicht leichter und die Finanzierung nicht nachhaltiger oder gar günstiger“, sagte Spickenreuther.

Pflegepersonalkosten als Pflegebudget gesondert verhandeln

„Für Pflegekräfte kann diese Neuausrichtung jedoch von Vorteil sein, wenn die Pflegepersonalkosten als Pflegebudget gesondert verhandelt werden. Es muss aber weiter sichergestellt sein, dass examinierte Fachkräfte dort eingesetzt werden, wo sie auch pflegend gebraucht werden“. Kritisch bewertete der AOK-Chef das Buchen von pflegefernen Krankenhaus- oder Servicekräften einiger privater Klinikbetreiber als Pflegekräfte, mit dem Ziel die Ausgangsbasis bei den Pflegebudgetverhandlungen zu erhöhen.

Die neue Gesetzgebung kann nach seiner Einschätzung dazu führen, dass die Pflege wieder menschlicher wird. Dies sei notwendig, um den Pflegeberuf attraktiv zu gestalten. Das Gehalt sei nur ein Teilaspekt, um Pflegeberufe attraktiv zu machen. Ohnehin verzeichnet die Pflege seit 2011 über 30 Prozent Lohnanstieg und liegt damit deutlich über anderen Branchen. Als nachhaltige Finanzierung bewertete Jürgen Spickenreuther das ausgegliederte Pflegebudget im Selbstkostendeckungsprinzip nicht.

Notwendige Reformen zur Finanzierung der Pflegekassen

Unter der Überschrift „Was ist uns die Pflege wert?“ beriet der Direktionsbeirat außerdem über notwendige Reformen zur Finanzierung der Pflegekassen. „Es kann nicht Aufgabe sein, den Bau und die Sanierungen von Pflegeeinrichtungen zu bezahlen“, so Gaby Hübner. Die Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen müssen nach Ansicht der versichertenseitigen Beiratsvorsitzenden künftig die Länder übernehmen.

Lothar Höher forderte dass Rentenbeiträge für pflegende Angehörige nicht aus Mitteln der Beitragszahler sondern aus Steuermitteln finanziert werden müssten. Zudem bezeichnete Jürgen Spickenreuther die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflege als völlig lebensfremd und äußerst anpassungswürdig.

* Diese Felder sind erforderlich.