“Plan B” für das Freibad Pleystein: Umwandlung in Naturbad bei freiem Eintritt

Pleystein. Die Finanzen der Stadt Pleystein sind bekanntlich sehr begrenzt. Das derzeit geschlossene Terrassenbad in seinem bisherigen Umfang zu erhalten, ist finanziell nicht möglich. Der Freibadförderverein hat deshalb einen Plan „B“ im Auge.

Claus Schmitt, Wasserwerkstatt Bamberg, (links) begutachtet auf Einladung des Freibadfördervereins das Pleysteiner Freibad. Er wird eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie die Pleysteiner Freizeiteinrichtung zum Naturbad umgestaltet werden könnte. Foto: Walter Beyerlein 

Die Idee: Die Einrichtung könnte künftig als Naturbad ohne Einsatz von Chemie, ohne Aufsicht und bei freiem Eintritt betrieben werden. Damit verbunden sind nicht nur große Veränderungen im Freibad, sondern vor allem – und das ist dem Freibadförderverein besonders wichtig – erhebliche Einsparungen bei den Unterhaltskosten.

Am Mittwochnachmittag kam Landschaftsarchitekt Claus Schmitt von der “Wasserwerkstatt”, einem Büro für Badegewässer- und Freiraumplanung GmbH aus Bamberg, auf Einladung des Freibadfördervereins ins Pleysteiner Freibad. Er nahm die Einrichtung genauestens unter die Lupe. Er erörterte zudem mit dem Freibadförderverein, zweitem Vorsitzenden Karsten Haberkorn sowie Bürgermeister Rainer Rewitzer die alles überragende Frage der Kosten.

Das jetzige Bad war ohne Zweifel ein richtiger Geldfresser. Claus Schmitt, “Wasserwerkstatt” Bamberg

Zum einen geht es um Kosten für die Sanierung des Freibades, aber auch um andere technische Möglichkeiten für die Fortführung des Betriebes. Schmitt machte von Beginn an deutlich, dass eine Wasseraufbereitung ohne Chlor gänzlich etwas anderes sei als das, was jetzt 50 Jahre in Betrieb gewesen sei. “Das jetzige Bad war ohne Zweifel ein richtiger Geldfresser.”

Das ließ sich Schmitt von Bürgermeister Rewitzer aufgrund des bekannten Defizits von rund 250.000 Euro im Jahr auch gleich bestätigen. Das Pleysteiner Stadtoberhaupt listete auch den in den vergangenen Jahren vorhandenen Personalstand auf. „Je mehr Events in den Becken vorhanden sind, um so mehr Personal ist nötig“, sagte Schmitt dazu.

Viele Bäder suchen nach Alternativen zur Kostensenkung

Viele Betreiber der Bäder sind nach der Erfahrung Schmitts auf der Suche nach Alternativen zur Kostensenkung. Gerade bei der Verwendung von Chlor in seinen verschiedenen Variationen sei Personal mit der entsprechenden Ausbildung vonnöten.

Möglichkeiten zur Kostensenkung ergeben sich laut Schmitt auch mit der Reduzierung der Öffnungszeiten, was in anderen Freibädern praktiziert wird. “Es bedarf in jedem Fall einer Neuaufstellung, wenn das Freibad in zwei oder drei Jahren wieder öffnen soll.”

Die Naturbäder, die sein Unternehmen plane und errichte, funktionieren mit zirkulierendem Wasser ohne Abhängigkeit von einem Bach. Die Reinigung des Wassers erfolge über Schilfbeete und Wasserpflanzen. Dafür bedürfe es einer Technik, die das Wasser zum Zirkulieren bringe, erklärte Claus Schmitt.

Experte meint: Viel zu groß dimensioniert

Nach diesen ersten Informationen noch vor dem Freibad startete der Rundgang. Bürgermeister Rewitzer verwies auf die Besichtigung des Freibades in Weißenbrunn. “Dort werden auch per Box Spenden gesammelt”, ergänzte Schmitt und das nicht unbedingt schlecht. Die Einrichtung in Weißenbrunn werde von den dortigen Menschen gepflegt und vor allem gut besucht, auch wenn “kein 10-Meter-Turm vorhanden” sei, berichtete Schmitt.

Allein die Umkleiden in Pleystein brachten den Bamberger zum Staunen, dazu die großen Wasserflächen und Liegewiesen sowie der hohe Sprungturm, für den die Wassertiefe des Beckens nicht ausreichend sei. Schmitt wollte wissen, wer seinerzeit das Freibad in der jetzigen Größe wollte. Stadtrat Christoph Müllhofer verwies auf den Tourismus, der seinerzeit hoch im Kurs stand.

Auch Barrierefreiheit war ein Thema. Das Freibad sei problemlos über einen Seitenweg erreichbar, meinte dazu Schwimmmmeister Hubert Rewitzer. Bürgermeister Rewitzer wies daraufhin, wie viele Behinderte in der Anfangszeit ins Freibad gekommen seien, ohne dass es jemals ein Problem gegeben habe. “Das hat früher alles funktioniert – und heute gibt´s Probleme.” Schwimmmeister Rewitzer nannte die Besucherzahlen: pro Saison 30.000 bis 35.000 und an Spitzentagen bis zu 1.500.

Auftrag für Machbarkeitsstudie erteilt

Am Ende war sich die Runde einig: Der Freibadförderverein erteilt der “Wasserwerkstatt” von Claus Schmitt den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie. Dabei soll zugrunde gelegt werden, dass das jetzige Schwimmerbecken erhalten bleibt, das Becken beim Sprungturm zur Reinigung des Wassers mit Schilf bepflanzt wird. Das Nichtschwimmerbecken wird verkleinert, sodass ein Teil davon ebenfalls mit Schilf bepflanzt wird, um das Wasser zu reinigen. Das kleine Planschbecken wird erhalten.

Die Kosten für die Machbarkeitsstudie in Höhe von 8.000 bis 10.000 Euro übernimmt der Freibadförderverein. Für die Erstellung der Machbarkeitsstudie benötigt die “Wasserwerkstatt” rund zwei Monate. Die Stadt Pleystein wird dafür das VGV-Verfahren beenden.

Freibad Pleystein
Claus Schmitt, Wasserwerkstatt Bamberg, (links) begutachtet auf Einladung des Freibadfördervereins das Pleysteiner Freibad. Er wird eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie die Pleysteiner Freizeiteinrichtung zum Naturbad umgestaltet werden könnte. Foto: Walter Beyerlein 

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