Rainer Fischer, einer der profiliertesten Kreispolitiker der SPD, ist tot

Waldsassen. Rainer Fischer ist tot. Der langjährige SPD-Kreisvorsitzende, Kreis- und Stadtrat verstarb in der Nacht zum Samstag im Alter von 75 Jahren völlig überraschend im Klinikum Fichtelgebirge Marktredwitz.

Völlig überraschend ist in der Nacht zum Samstag der langjährige SPD-Kreisvorsitzende Rainer Fischer gestorben. Foto: SPD-Kreisverband

Mit Rainer Fischer verliert der SPD-Kreisverband Tirschenreuth einen seiner profiliertesten Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Der ehemalige Diplom-Finanzwirt am Finanzamt war ein wegen seiner enormen Fachkompetenz über die Parteigrenzen hinaus geachteter und ob seiner Schlagfertigkeit manchmal auch gefürchteter Kommunalpolitiker. Dabei hatte der Waldsassener, der seine Frau Elisabeth und zwei erwachsene Kinder hinterlässt, mit der Kommunalpolitik zunächst gar nichts am Hut, als er 1969 als JUSO in die SPD eintrat. „Mir war damals die Friedenspolitik wichtiger“, sagte er einmal.

Vor einem Jahr ernannte der SPD-Kreisverband Rainer Fischer (sitzend, rechts) zum Ehrenvorsitzenden. Die kurz nach der Ehrung verstorbene Hannelore Bienlein-Holl und Sybille Bayer (sitzend, von rechts) wurden Ehrenmitglieder. Darüber freuten sich MdB Uli Grötsch, Kreisvorsitzender Uli Roth, seine Vorgängerin und Stellvertreterin Brigitte Scharf und MdEP Ismail Ertuk (stehend, von links). Foto: OberpfalzECHO

36 Jahre im Kreistag

Erst als er mehr zufällig in Waldsassen SPD-Ortsvorsitzender wurde und in den Stadtrat einzog, sollte sich sein Horizont auf das kommunale Geschehen erweitern. Es folgten 36 Jahre als Kreisrat, davon zwölf Jahre als Fraktionsvorsitzender, und 28 Jahre als Stadtrat. Eine sicher nicht immer „vergnügungssteuerpflichtige Zeit“, um ein von ihm gerne genutztes, geflügeltes Wort zu zitieren. Allerdings habe ihm die politische Arbeit mehr Freude als Ärger beschert. „Und ich habe Freunde gewonnen“, sagte Fischer. Ludwig Stiegler, den langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten aus Weiden, zählte er ebenso dazu wie die im vergangenen Jahr verstorbene Hannelore Bienlein-Holl. Für ihn sei es ein großes Glück, selbstbestimmt und ganz ohne Feindschaften aufhören zu können, sagte er bei seinem Abschied aus dem Kreistag vor drei Jahren.

Von 2002 bis 2019 war Fischer SPD-Kreisvorsitzender. Er war in vielen Gremien dank seines profunden Wissens ein gefragter Fachmann. So zum Beispiel bei der Kliniken Nordoberpfalz AG, wo er seit deren Gründung als Aufsichtsrat mit großer Expertise und enormer Fachkenntnis wirkte. Ebenso war er bei der Kewog als Aufsichtsrat tätig. Erst vor circa zwei Wochen hat er diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt.

Fischers „besonderer Charme“

Eine langjährige politische Begleiterin von Rainer Fischer war Brigitte Scharf, seine Nachfolgerin als SPD-Kreisvorsitzende. Als ihr Vorgänger vor zwei Jahren mit der Georg-von-Vollmar-Medaille ausgezeichnet wurde, sagte die Bezirksrätin: „Als Fraktionsvorsitzender hat Rainer Fischer auch dafür gesorgt, dass sämtliche Mitglieder der Fraktion gut vorbereitet in die Sitzungen gehen konnten. Deine Haushaltsreden wurden aufmerksam verfolgt, selbst Zwischenrufe der CSU gab es kaum“, sagte Scharf. Gewöhnen müssen habe sie sich freilich an den ganz besonderen „Charme“ von Rainer Fischer. „Mir wurde dann aber aus berufenem Munde erklärt, dass Rainer auf diese Art indirekt Komplimente machte.“

Unvergessen bleiben werden Rainer Fischers trockener Humor, seine geradlinige Art, seine Redegewandtheit und seine Hartnäckigkeit, wenn es um die gerechte Sache ging.

Viele Auszeichnungen

Bis zuletzt war Rainer Fischer im Sprecherrat „Aktiv gegen rechts“ tätig, war Mitglied des Kuratoriums KuBZ Abtei Waldsassen und Vorstandsmitglied im Förderverein „Kapplfreunde“ sowie bei den Sportfreunden Kondrau. Er war Ehren-Kreisvorsitzender der SPD und Träger der Georg-von-Vollmar-Medaille, der kommunalen Verdienstmedaille, der Bürgermedaille der Stadt Waldsassen sowie der Bürgermedaille in Gold des Landkreises Tirschenreuth.

Geschockte Genossen

Mit Bestürzung haben die Genossinnen und Genossen bei der SPD-Kreiskonferenz am Samstag in Bärnau reagiert, als sie unmittelbar nach dem Ende der Veranstaltung vom Tod Rainer Fischers erfuhren. Die sichtlich geschockten Delegierten gedachten ihres langjährigen Vorsitzenden mit einer spontanen Gedenkminute. „Wir verlieren mit Rainer einen der profiliertesten Sozialdemokraten und aufrechtesten Politiker, den man haben kann“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Uli Roth. Man könne seine großartige Lebensleistung nur sehr schwer in wenigen Sätzen zusammenfassen, betonte Roth vor einem Jahr bei der Ernennung von Rainer Fischer zum Ehren-Kreisvorsitzenden der SPD.

„Rainer Fischer war ein Vorbild“

Der SPD-Unterbezirksvorsitzende Uli Grötsch (MdB) sagte in einer ersten Stellungnahme: „Rainer Fischer stand mit seiner ganzen Persönlichkeit für die sozialdemokratischen Grundwerte Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Er hatte stets eine starke und klare Meinung. An dieser Meinung konnten wir alle uns orientieren. Nicht ohne Grund trug er mit der Georg-von-Vollmar-Medaille die höchsten Auszeichnung, die die SPD zu vergeben hat. Rainer war uns in vielen Dingen ein Vorbild.”

Kurz vor seinem 75. Geburtstag am 22. Februar wurde bei Rainer Frischer eine schwere Krankheit diagnostiziert. Dennoch kam sein plötzlicher Tod völlig überraschend. Der Termin der Trauerfeier steht noch nicht fest. Wir berichten, wenn Näheres bekannt ist.

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