Rassismus beim Fußball: Nachwuchskicker grölen ausländerfeindliche Parolen

Loderhof/Amberg. Der Missbrauch des Liedes „L’amour toujours“ breitet sich aus wie eine Seuche. Jetzt hat die ekelhafte Sitte auch den Oberpfälzer Nachwuchsfußball erfasst.

Vor der EM im eigenen Land startete der Deutsche Fußballbund (DFB) ein Anti-Rassismus-Projekt für alle Amateurvereine. Leider scheint das nicht überall angekommen zu sein. Foto: DFB

Es hätte ein ganz normales Jugendfußballspiel sein sollen, doch dann wurde daraus ein unappetitliches Beispiel für Fremdenfeindlichkeit. Nachwuchskicker der Spielgemeinschaft Loderhof/Sulzbach stimmten nach der B-Junioren-Partie gegen Inter Bergsteig Amberg in Kauerhof das zu fragwürdiger Berühmtheit gelangte Lied „L’amour toujours“ an. Und wie so oft in den vergangenen Wochen nicht mit dem Originaltext, sondern mit rassistischen Parolen.

Aus Spielbetrieb zurückgezogen

Wie OTV berichtet, haben beide Vereine umgehend reagiert. Achim Bender, Vorsitzender des SV Loderhof: „Wir haben sofort ein Gespräch mit Spielern, Eltern und Trainern durchgeführt. Als erste Maßnahme haben wir die Mannschaft von den letzten beiden Spielen abgemeldet, obwohl sie kurz vor der Meisterschaft stand.“ Matthias Stadelmann vom SV Kauerhof ergänzt: „Ich hatte bei dieser Sitzung den Eindruck, dass die Jugendlichen doch sehr erschüttert waren, welche Wellen ihr fehlerhaftes Verhalten nach sich zog. Sie waren sehr demütig und kleinlaut und ich denke, dass sie auf dieser Sitzung realisiert haben, was sie da angerichtet haben.“

Die Vorsitzende von Inter Bergsteig Amberg, Melanie Misral, erklärte im Gespräch mit Oberpfalz-Medien: „Ich hoffe und glaube, dass es sich dabei um Kinder handelt, die sich der Tragweite der ganzen Sache in dem Moment einfach nicht bewusst waren.“ Sie sei selbst nicht bei dem Spiel dabei gewesen, aber umgehend über die Ereignisse informiert worden. „Ich habe ein Video bekommen, auf dem zu sehen ist, wie das Fenster der Kabine geöffnet wird und daraufhin das Lied mit dem umgedichteten Text in Richtung Parkplatz gesungen wird.“ Dort hätten sich die Bergsteig-Spieler mit einigen Eltern befunden.

Null-Toleranz-Politik des BFV

Das Jugend-Sportgericht der Oberpfalz im Bayerischen Fußballverband hat beide Vereine zu Stellungnahmen aufgefordert. Diese würden nach Eingang geprüft und entsprechend erforderliche Ermittlungen geführt, heißt es. Zudem prüfe der Verbandsanwalt parallel einen möglichen Beitritt zum Verfahren. Parallel dazu gibt es auch in mediativer Hinsicht Hilfestellungen vom Verband für den betreffenden Verein.

Grundsätzlich fährt der BFV in Fällen mit Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung eine Null-Toleranz-Politik. Wie der BFV schreibt, geb es zwar nur vereinzelt solche Fälle, dennoch sei jeder einzelne einer zu viel. In der Saison 2022/23 seien im Amateurfußball bei 185.281 digital erfassten Spielen 196 Diskriminierungen in Bayern gemeldet worden.
Seit Anfang des Jahres kooperiert der Bayerische Fußball-Verband auch mit der Generalstaatsanwaltschaft München, sodass Vorfälle dieser Art auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können.

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1 Kommentare

Jochen - 04.07.2024

Super dass beide Vereine, sowohl der SV Loderhof als auch der SV Kauerhof das Thema nicht unter den Tisch kehren, sondern einerseits gleich Konsequenzen gezogen haben und andererseits das Thema im Verein soweit wie möglich aufarbeiten wollen und auch schnellstmöglich das Gespräch mit den Kids und deren Eltern gesucht haben. So schaut eine richtige Reaktion auf solche Vorfälle aus. Immer auch mit Rücksicht auf die Zukunft der Jugendlichen.