Bei Solar-Recycler Rinovasol gehen die Lichter aus

Weiden. Die Firma Rinovasol im Gewerbegebiet Am Forst hat dichtgemacht. „Wir haben alle Mitarbeiter entlassen“, bestätigt Geschäftsführer Josef Gmeiner auf Nachfrage von OberpfalzECHO.

Rinovasol Josef Gmeiner
Solar-Recycler Rinovasol hat sich aus Weiden verabschiedet. Gegen den Geschäftsführer laufen mehrere Ermittlungsverfahren. Foto: Christine Ascherl

Vor zwei Jahren feierte er sich noch als Marktführer auf dem Gebiet des Recycling von Solarmodulen. Alles Schall und Rauch. Die Halle in Weiden steht zum Verkauf, ebenso das Gewerbegrundstück, das Gmeiner für seinen „Expansionskurs“ in Kirchenthumbach erworben hatte. Auch am Arbeitsgericht ist man mit der Firma Rinovasol beschäftigt: Etliche Mitarbeiter klagen derzeit ausstehende Löhne ein.

Und Gmeiner selbst? Der Pressather hält sich mit Frau in Kind in Österreich auf. Er hat in Graz in der Steiermark wieder eine Firma angemeldet. Diesmal unter dem Namen „Re-tech PV“. Gegenstand ist wieder der gleiche: die Verwertung von defekten Solarmodulen. Auf der Homepage wird mit internationalen Standorten geworben, unter anderem in Italien, Spanien, den USA und Südafrika.

Verfahren wegen Insolvenzverschleppung

Es fällt mittlerweile schwer zu zählen, wie viele Firmen der 37-Jährige im Lauf der Jahre schon gegründet hat. Zunächst waren dies Rinovasol Services, JF Industries und Rinovasol Europa. 2019 stellte Gmeiner Insolvenzantrag für diese Firmen. Zu spät – meinte die Staatsanwaltschaft Regensburg. Das Strafverfahren wegen Insolvenzverschleppung ist noch immer anhängig, Anklage ist schon erhoben. Das Hauptverfahren wurde nach einem Prozesstag unterbrochen. Aktuell laufen Nachermittlungen der Kripo.

2020 gründete Gmeiner umgehend drei Nachfolgefirmen: Rinovasol Global, die Oberpfalz Investment GmbH und Rinovasol Recycling Services. Im Winter 2020/21 erfolgte der Einzug in die ehemalige ATU-Halle im Gewerbegebiet Am Forst in Weiden. Geschäftsführer Gmeiner präsentierte sich in medienwirksamen Presseerklärungen als Marktführer in Sachen Recycling von Solaranlagen.

Das Geschäftsmodell wird durch ein EU-Gesetz befeuert, das Modulhersteller zur Rücknahme verpflichtet. Gmeiner kaufte gebrauchte Solarmodule an, die Lkw-weise in Weiden angeliefert wurden. In der Halle wurden sie aufbereitet. Das beschränkte sich nach Aussagen von Mitarbeitern im Wesentlichen darauf, die Seriennummern zu entfernen. Dann kamen sie wieder auf den Markt und sollen vorzugsweise in die Türkei und nach Afrika transportiert worden sein.

Wernberg, Pfreimd, Kirchenthumbach: Alle Projekte gescheitert

Gmeiner hatte in der ganzen Nordoberpfalz große Projekte angekündigt. So kaufte er der Gemeinde Kirchenthumbach eine Fläche von 17.000 Quadratmetern Gewerbegebiet ab. Er kündigte an, dort eine weitere Recyclingfirma errichten zu wollen. In Pfreimd erwarb er das ehemalige Gasthaus „Goldener Löwe“, das er zum Apartmenthaus „Wohnlöwe“ ausbauen wollte. In Wernberg-Köblitz kündigte er an, den „Schwarzen Bären“ zu sanieren. Nichts davon hat geklappt.

Gmeiner selbst schiebt das Scheitern auf andere. „Der eigentliche Grund ist, dass sich der eigene Gesellschafter massiv gegen die Firma gewandt hat.“ Er meint damit das Zerwürfnis mit seinem Ex-CEO-Kollegen Toralf Nitsch. Der Niedersachse hatte die Homepage rinovasol.de im Sommer 2022 regelrecht „gekapert“. Der Firmensitz änderte sich von einem Tag auf den anderen von „Weiden in der Oberpfalz“ auf „Den Haag“ in den Niederlanden. Gmeiner hat viele weitere Schuldige ausgemacht: die Stadt Weiden, die Medien, die Mitarbeiter.

Mehrere Klagen am Arbeitsgericht

Am Arbeitsgericht Weiden werden derzeit einige Klagen von Mitarbeitern verhandelt, die ausstehende Löhne in teils fünfstelliger Höhe einfordern. Dabei wurde laut, dass in der Firma ein ziemliches Chaos geherrscht habe. Da Rechnungen für Maschinenteile nicht bezahlt worden seien, hätte beispielsweise eine geplante Produktionslinie nie aufgebaut werden können.

Nach Aussage von Gmeiners Anwältin aus München behalte sich der Geschäftsführer hohe Schadensersatzforderungen gegen sein einstiges Personal vor. Ein Mitarbeiter hätte „immense Extrakosten“ verursacht. „Das beziffert sich auf wahnsinnige Summen“, sagte die Juristin, die per Video zur Verhandlung zugeschaltet war.

Unrechtsbewusstsein bei Gmeiner? Fehlanzeige. Weiden sei für ihn Vergangenheit. „Diese Messe ist gelesen.“ Man habe ihn hier nicht gewollt. „Woanders wird mir der rote Teppich ausgerollt.“

Stellungnahme Josef Gmeiner:

Auf Nachfrage von OberpfalzECHO nimmt der Geschäftsführer wie folgt Stellung:

„Die Firma Rinovasol Global O and M GmbH hat weiterhin in Weiden Ihren Sitz, jedoch wird es auf absehbare Zeit keine Verarbeitung mehr in Weiden geben, da Weiden hierfür absolut ungeeignet ist.

Aktuell beschäftige ich, als GF und mittlerweile alleiniger Inhaber der Rinovasol Global O and M GmbH (Siehe Handelsregister), in Weiden noch ein paar wenige Mitarbeiter in der Verwaltung, da jegliche Produktion fremdvergeben wird.

Leider mussten wir Mitarbeiter der Produktion freisetzen, dass hieraus eine Klage am Arbeitsgericht resultieren kann, ist leider absolut normal und wird von unserer Rechtsabteilung korrekt abgewickelt.

Um eines jedoch ganz deutlich dazustellen: Rinovasol wird weder liquidiert noch pleitegehen, da hierfür viel zu viele Aufträge vorliegen, welche aktuell fremd vergeben werden.

Es wird in naher Zukunft einen neuen deutschen Produktionsstandort geben, aber definitiv nicht im Stadtbereich Weiden.

Sobald dieser Standort feststeht wird auch dahin der Sitz verlegt werden.

Die Immobilien der Oberpfalz Investment GmbH befinden sich im Verkauf.“

* Diese Felder sind erforderlich.