Männer zwischen Männchen: Schleusung im Playmobil-Laster

Weiden. Ein Slowene ist am Dienstag am Amtsgericht Weiden verurteilt worden. Er schmuggelte 25 Menschen in einem Sattelzug über die Grenze. Versteckt zwischen drei Tonnen Playmobil.

Schleusung Bundespolizei
Zwischen Kisten mit Playmobilfiguren waren Geschleuste versteckt, die bei Waidhaus entdeckt wurden. Foto: Bundespolizei

24 Männer, eine Frau – und hunderttausend Plastikmännchen: Das hatte ein Slowene (49) auf der Ladefläche seines Lkw. Der ledige Kraftfahrer aus Maribor schleuste im Juli 2022 türkische Staatsangehörige inmitten von Playmobil-Kartons ein. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Hubert Windisch verhängte eine Haftstrafe von 2 Jahren und 3 Monaten ohne Bewährung wegen banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens.

Die Insassen waren in Bosnien für die letzte Etappe in den Lkw zugestiegen. Aus Sicht von Staatsanwalt Wolfgang Voit war die Fahrt sogar potenziell lebensgefährdend. Ein Teil einer Bremsscheibe war abgebrochen. Auf dem letzten Stück, auf der Bundesstraße B14 bei Kötschdorf, fuhr der 49-Jährige auch noch 25 km/h zu schnell.

Zudem waren die Geschleusten nicht gesichert. Sie konnten während der 15 Stunden Fahrt nur stehen oder hocken. Die Ladefläche zwischen den 33 Paletten maß acht mal 2,70 mal ein Meter. Die Playmobil-Kartons wogen über drei Tonnen und waren bis zu 2,20 Meter hoch gestapelt. In der Mitte war ein Freiraum für die menschliche „Fracht“ gelassen worden.

Angehörige kamen zum Abholen

Die Bundespolizei Waidhaus/Bärnau rekonstruierte anhand von Handydaten, dass der Schleuser-Lkw von einem Abdeckfahrzeug begleitet wurde. Der bosnische Pkw spähte die Situation an der Grenze aus. Am 4. Juli 2022 gegen 17.50 Uhr überquerte der Sattelzug den alten Autobahnübergang Waidhaus.

Der Fahrer fuhr nach der Anschlussstelle Leuchtenberg von der A6 ab. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Passagiere am Parkplatz Kötschdorf aussteigen sollten. Die Kontrolle kam dem zuvor. Bei den Geschleusten handelte es sich um 24 Männer und eine Frau kurdischer Abstammung. Die Schleusung ab Istanbul nach Deutschland kostete sie 2.000 bis 4.500 Euro pro Person. Die Polizei registrierte im Nachgang vier Abholer, die Angehörige auflesen wollten.

Verteidigung: Von Fracht nichts gewusst

Von echten Männern zwischen den Plastik-Männchen will der Slowene nichts geahnt haben. Er ließ über seinen Verteidiger Alois Kovac (Offenbach am Main) erklären, dass er von der Art seiner Fracht nichts gewusst habe. Das Ladepersonal habe bei der Beladung „geheimnisvoll“ getan und ihn weggeschickt. Die Rampe konnte er nicht einsehen. Er habe nur geahnt, dass es sich um Menschen handle und dies hingenommen. Eine Vergütung habe er nicht erhalten.

“War es zwingend, dass der Fahrer von den Personen wusste?”, fragt Verteidiger Kovac. Der Bundespolizist meint: Ja, doch. Nach den Ermittlungen war der Lkw bei einer Firma zunächst ordentlich beladen und verplombt worden. Der Zustieg der Menschen muss zwei Tage später erfolgt und die Zollschnur präpariert worden sein. “Das muss er gewusst haben.”

Plädoyers: lebensgefährdend oder nicht?

Staatsanwalt Wolfgang Voit plädierte auf zwei Jahre und neun Monate Haft, er ging von banden- und gewerbsmäßiger Einschleusung aus, erschwerend komme die lebensgefährdende Behandlung dazu.

Verteidiger Kovac sah die Sache anders. Das Bestehen einer Bande sei nicht belegt. Kovac sah sich auch dadurch bestätigt, dass gegen den Slowenen zunächst kein Haftbefehl erlassen wurde. Er wurde erst Ende Juli in Kroatien festgenommen. Er beantragte maximal zwei Jahre, sein Verteidigerkollege Rouven Colbatz ein Jahr und sechs Monate.

Nach Ansicht der Anwälte lag kein “banden- und gewerbsmäßiges Einschleusen” vor. Dem folgte das Gericht nicht, ließ aber am Ende die “lebensgefährdende Behandlung” weg. Dem Fahrer sei nicht mit letzter Sicherheit nachzuweisen, dass er von der defekten Bremsanlage wusste.

Schleusung Bundespolizei
Zwischen Kisten mit Playmobilfiguren waren Geschleuste versteckt, die bei Waidhaus entdeckt wurden. Foto: Bundespolizei

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