Schwandorfer Brandanschlag aus Ausländerhass: OVIGO bringt „SAD-88“ auf die Bühne

Schwandorf/Weiden. Nach der Uraufführung im Felsenkeller kommt das neue, OVIGO-Stück auch in die Weidener Sünde. „SAD-88“ arbeitet in einer multimedialen Szenen-Collage mit Anna Maria Sturm den rechtsradikalen Schwandorfer Brandanschlag von 1988 auf.

Proben zu „SAD-88“ mit Daniel Adler, Lisamarie Berger und Michael Zanner. Foto: Florian Wein

Die letzten, sehr intensiven Proben sind absolviert, nun steht die Uraufführung bevor. Das Stück „SAD-88“ – Ort, Datum und die nazistische Zahlenkombi für den achten Buchstaben im Alphabet, also HH für „Heil Hitler“ sprechen für sich – erinnert in einer politischen Atmosphäre, in der rechtsradikale Positionen zunehmend enttabuisiert werden, den rechtsterroristischen Brandanschlag auf das Schwandorfer Habermeier-Haus am 17. Dezember 1988 in den Fokus.

Der stadtbekannte Neonazi und Berufsschüler Josef S. steckte damals das Haus in Brand und verschuldete damit den Tod von vier Menschen: Osman Can (50), Fatma Can (43), Mehmet Can (12), Jürgen Hübener (47). Vor Gericht lieferte er den Grund: Er hasste Ausländer.

„Nie wieder ist jetzt“

Lange Zeit tat man sich in der Stadt und der Region schwer, mit dem entsetzlichen Mordanschlag adäquat umzugehen und ihn aufzuarbeiten. „,SAD-88‘ soll dazu einen Beitrag leisten“, erklärt Autor und Regisseur Florian Wein, der die verschiedenen Szenen zusammengesetzt hat. „So etwas darf nicht wieder passieren. Wir möchten gedenken, erinnern und mahnen. In unserem derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist dies wichtiger denn je.“

Das Stück wird zunächst am Jahrestag des Anschlags – 17. Dezember – und am 21. Dezember im Felsenkeller Schwandorf zu sehen sein. „Es wird kein klassisches Bühnentheater. Das Stück soll überraschen, aufrütteln und auch unangenehm werden. Es ist ein schweres Thema. Das Publikum darf nicht gleichgültig wieder nach Hause geschickt werden.“

Hinterbliebene der Opfer Teil des Stücks

Besonders wichtig ist dem Regisseur die Rücksicht auf die Hinterbliebenen der Opfer, mit denen das OVIGO Theater nicht nur in Kontakt steht, sondern sie auch interviewt hat und direkt in das Stück integriert – allen voran Leyla Kellecioglu, die beim Anschlag ihre Eltern und ihren Bruder verlor und Markus Hübener, dessen Vater in den Flammen den Tod fand.

In „SAD-88“ kommen zahlreiche Stimmen aus Politik und Gesellschaft zu Wort. Dazu zählen neben den Hinterbliebenen und Überlebenden auch Politiker wie Franz Schindler, Michael Kaplitz oder Irene Maria Sturm, die jahrelang für ein angemessenes Gedenken gekämpft hat – genauso wie Feuerwehrleute, Ersthelfer oder der damalige Berufsschullehrer des Täters, Günter Kohl.

Schauspielerin Anna Maria Sturm hat als Tochter von Irene Maria Sturm einen besonderen Bezug zur Thematik von „SAD-88“. Foto: Jeanne Degraa/OVIGO Theater

Anna Maria Sturm hat Bezug zur Thematik

Als besonderen Coup hat das OVIGO Theater die bekannte Film- und TV-Schauspielerin Anna Maria Sturm für die Produktion gewonnen, die als Tochter von Irene Maria Sturm eh schon einen besonderen Bezug zur Thematik hat. „Ähnlich war es für sie auch schon im Film ‚Wackersdorf‘“, erzählt Florian Wein.

Die 42-Jährige hatte ihren Durchbruch mit den erfolgreichen Kinofilmen „Beste Zeit“ (2007), „Beste Gegend“ (2008) und „Beste Chance“ (2014) von Marcus H. Rosenmüller. Sturm spielte außerdem an der Seite von Matthias Brandt in der Krimireihe „Polizeiruf 110“ oder eine Hauptrolle in der „Tatort“-Folge „Nieder wieder frei sein“. Als weitere Schauspieler sind in „SAD-88“ Michael Zanner, Lisamarie Berger und Daniel Adler zu sehen.

„SAD-88“ arbeitet beschäftigt in einer multimedialen Szenen-Collage mit Anna Maria Sturm den rechtsradikalen Schwandorfer Brandanschlag von 1988 auf.

Tickets für die Sünde am 3. und 4. Januar

Die beiden anstehenden Termine im Felsenkeller Schwandorf waren schnell ausverkauft – genauso wie Zusatztermine im März. Für die Aufführungen am 3./4. Januar in der Sünde Weiden und am 17. Januar im W1 Regensburg gibt es noch Tickets, die für 17,50 Euro (ermäßigt 12 Euro) über ovigo-theater.de zu bekommen sind.

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