[Update] Ecstasy im Champagner: Toter und Verletzte nach Lokalbesuch in Weiden

Sieben Gäste außer Lebensgefahr

Weiden. Nachdem sie Champagner in einem Lokal in der Innenstadt von Weiden getrunken hatten, brechen acht Gäste zusammen. Ein Mann ist gestorben. Die Kripo ermittelt. Offenbar war die Ursache flüssiges Ecstasy.

Die Altstadt war während des Einsatzes abgesperrt. Screenshot: Redaktion

Einen ungewöhnlichen Großeinsatz gab es in der Nacht zum Sonntag in Weiden. Acht Personen haben kontaminierte Getränke konsumiert, die zu Vergiftungserscheinungen führten. Dem Champagner, den die Gruppe konsumierte, war Ecstasy beigefügt, teilt das Polizeipräsidium Oberpfalz auf Nachfrage mit. Ob noch andere rauschgiftähnliche Substanzen beigemischt waren, werde noch geprüft, teilt die Pressestelle mit.

Außer Lebensgefahr

Ein 52-Jähriger ist in der Folge verstorben, mehrere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Zwei Personen wurden aus dem Krankenhaus entlassen. Die restlichen liegen am Montag zwar noch im Krankenhaus, es besteht aber keine Lebensgefahr mehr, bestätigt das Polizeipräsidium. Ihr Zustand habe sich im Laufe des Montag nicht mehr verschlechtert.

Was war passiert: Am Sonntag gegen 00.30 Uhr, ging bei der Einsatzzentrale der Polizei in Regensburg telefonisch die Mitteilung ein, dass es bei fünf Männern und drei Frauen im Alter zwischen 33 und 52 Jahren während eines Restaurantbesuchs in der Weidener Innenstadt zu erheblichen gesundheitlichen Schwierigkeiten gekommen sei.

Medienteams aus der ganzen Republik berichten vor den geschlossenen Türen des betroffenen Lokals. Der Ermittlungen dauern an. Foto: Beate Luber

Verletzte lagen bei Eintreffen der Polizei am Boden

Bei Eintreffen von Polizei und Rettungsdienst in dem Restaurant am Unteren Markt wurden verletzte Personen teilweise auf dem Boden liegend angetroffen. Acht Personen wurden in verschiedene Krankenhäuser verbracht.

Eine der Personen, ein 52-jähriger Familienvater aus dem Landkreis Schwandorf, verstarb im Laufe der Nacht, bestätigt die Polizei.

Stammgäste brachen nach einem Schluck sofort zusammen

Ein Schwesterlokal des betroffenen Speiserestaurants postet auf Facebook Hintergründe zu dem Fall: Die Gruppe aus acht Stammgästen habe am späten Sonntagabend in dem Restaurant eine TV-Show verfolgt, an der ein Freund teilnahm. Dazu hätte die Gruppe eine Flasche Champagner bestellt. “Nach einem ersten Probeschluck wurde der Geschmack des Champagners sofort beanstandet. Innerhalb von wenigen Minuten brachen alle, die den Champagner gekostet haben zusammen”, heißt es in dem Facebook-Post.

Vieles deutet darauf hin, dass die Konzentration an Drogen in dem Getränk extrem hoch war. Offenbar war in dem Champagner eine sehr hohe Dosis flüssiges Ecstasy, auch als MDMA bekannt.

Viele Medienteams vor Ort

Bild: Beate Luber

Weiden hat es überregional zu trauriger Berühmtheit geschafft. Während bis zum Montagvormittag noch die Spurensicherung und Ermittlerteams, teils mit Spürhunden, vor Ort waren, stehen am Montagabend immer noch überregionale Medien wie Sat1 oder RTL vor dem Lokal und berichten vor geschlossenen Türen und Absperrband von den Ereignissen. Die Bild-Zeitung hat dem Fall in Weiden in gewohnt reißerischer Aufmachung eine ganze Seite mit dem Titel “Aus der Schampusflasche perlte der Tod” gewidmet.

Polizei ermittelt am Tatort

Die Polizei hat am Tatort mehrere Beweismittel sichergestellt, die zeitnah auch chemisch untersucht werden. Laut Untersuchungen eines Labors befand sich in der Champagnerflasche die chemische Substanz MDMA, welche oftmals als Ecstasy bezeichnet wird. Zur Unterstützung der Untersuchungen ist das Rechtsmedizinische Institut der Universität Erlangen eingebunden, darüber hinaus erfolgte die Kontaktaufnahme mit dem Bayerischen Landeskriminalamts.

Die Polizei sichert in der Altstadt von Weiden Spuren vor Ort. Eine Sonderkommission “Markt” wurde gegründet. Bild: NEWS5/Bauernfeind

ABC-Einsatz in Regensburg wegen einer Patientin

Eine Verletzte aus der achtköpfigen Gruppe wurde auch ins Klinikum Regensburg verbracht. Da der Verdacht bestand, dass die Frau Blausäure konsumiert hatte, war die Regensburger Notaufnahme wegen eines ABC-(atomar, biologisch, chemisch)-Einsatzes gesperrt, heißt es nach Informationen der Mittelbayerischen. Ein Sicherheitstrupp in Schutzkleidung zog “die Patientin, die beatmet wurde, komplett aus, wuschen sie ab und pumpten ihren Mageninhalt ab”, meldet die Mittelbayerische. Eine Untersuchung im Labor habe jedoch ergeben, dass es sich nicht im Blausäure handelte.

Nach Informationen von Oberpfalzmedien befindet sich unter dem Verletzten auch die Wirtin des Speiselokals. Bereits nach den ersten Schlucken sei den acht Gästen sofort übel geworden sein, auch die Farbe des Champagners solle “nicht transparent, sondern blässlich lila gewesen sein”, teilt die Nachrichtenseite mit.

Bürgermeister: Keine Gefahr für Bevölkerung

“Heute ist ein tieftrauriger Tag für Weiden”, meldet Oberbürgermeister Jens Meyer am Montag. Noch am Sonntagvormittag habe er sich ein Bild von der Lage gemacht. Es bestünde keine weitere Gefahr für die Bevölkerung, die Sicherheitskräfte hätten die Lage im Griff. Das sei ihm in Gesprächen mit Feuerwehr und Kriminalpolizei bestätigt worden.

Soko “Markt”

Die Ermittlungen wurden von der Kriminalpolizeiinspektion Weiden übernommen und laufen auf Hochtouren. Zur Aufklärung des Sachverhalts wurde die Sonderkommission „Markt“ gegründet.

Polizei sucht nach Zeugen

Personen, die das Geschehen heute Nacht beobachtet haben und sich noch nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt haben, werden gebeten, sich bitte unter der Telefonnummer 0961/ 401 2222 mit der Kriminalpolizeiinspektion Weiden in Verbindung zu setzen. Der Zeugenaufruf richtet sich auch an Personen, die sonst sachdienliche Angaben zu diesem Sachverhalt machen können.

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2 Kommentare

Frank Bradl - 14.02.2022

Ich hoffe das die restlichen Opfer keine bleibende schäden davon tragen. Drogen im Champagne ist das aller letzte. Drogen machen Menschen kaputt. Fahrlässigkeit zählt hier nicht ! Mit so etwas muss man immer rechnen wenn man eine solche flasche mit Ecstasie füllt. Die hintermänner müssen dringend gefasst werden sonst haben wir hier noch mehr geschädigte. Wer Drogen in den umlauf bringt und sich dadurch Finanziel bereichert, gehört so hart bestraft das es endlich abschreckt. Konsumente brauchen sofort vernünftige hilfe und auflagen. Die Weidener Polizei ist sehr gut aufgestellt und wird das aufklären. Kein Dealer wird in der Oberpfalz mehr sicher sein. Wer sich jetzt stellt und auspackt kann damit rechnen das eine bestrafung eher gering bleibt. Keiner ist mehr sicher vor den Ermittlern.

Janda Michael - 14.02.2022

Wie man weiß lassen sich Drogenschmuggler/Händler immer wieder etwas neues einfallen um ihr Drogengeschäft am Laufen zu halten. Es gibt mit Sicherheit Möglichkeiten verflüssigte Drogen auf chemische Weg zurück zu gewinnen. Für mich hat es den Anschein als sei diese Flasche eine dieser Transportmittel gewesen und es lässt den Schluss zu daß es davon noch mehr gibt aus dieser Lieferung und man noch mehr finden wird wenn man die gesamte Lieferung dieses Champagners untersucht.