Sommerinterview mit Landrat Grillmeier (3): „Die Gesundheitswirklichkeit der Nordoberpfalz“
Waldeck. Nicht jedes Haus kann alles, aber jeder Patient braucht Versorgung: Landrat Roland Grillmeier über Klinikverbund, Notaufnahmen, MVZ – und die Chance, Prävention zur regionalen Marke zu machen.
Wer einmal in der Leitstelle stand, spricht anders über Rettung. „Ich war Stunden in der ILS und der Notaufnahme“, sagt Roland Grillmeier. „Heute läuft vieles digital, Teams sind bereit, Daten kommen im Vorfeld. Das ist High End – aber es gehört Ehrlichkeit dazu.“
Die neue Arbeitsteilung
Wie sieht dein realistisches Bild der Kliniklandschaft aus?
Grillmeier: Die Kliniken Nordoberpfalz AG gibt’s seit 2005. Qualität kostet – nicht jedes Haus kann alles. In Tirschenreuth leisten wir Akutmedizin und Geriatrie, eine Notfallambulanz mit 5000 bis 6000 Fällen im Jahr – früher waren es 12.000 bis 13.000. Schwerere Fälle gehen nach Weiden oder Marktredwitz. Kemnath hält eine einfache Notaufnahme parat – wichtig fürs Umfeld.
Aber die Wege werden länger …
Grillmeier: Ja. Dafür stehen in den Zentren 10 bis 15 bestens ausgebildete Leute, wenn du ankommst. Das ist Qualität. Parallel verbessern wir die Rettung, bauen Standorte, ziehen die Kette straffer. Und wir warten immer noch auf klare Bundesreformen – die Unsicherheit nervt.
Prävention als Standortfaktor
Kann die Region in Prävention glänzen – statt im Reparaturbetrieb zu versinken?
Grillmeier: Wir haben einen Gesundheitsarbeitskreis mit drei Schwerpunkten: Rettung/ambulant/stationär, eine Pflegekonferenz – Pflege ist der Elefant im Raum –, und Nachwuchsprogramme für junge Ärztinnen und Ärzte. Die Prävention wächst: Geriatrie Erbendorf – seit etwa 30 Jahren mit 90 bis 95 Prozent Belegung, Bad Neualbenreuth/Sibyllenbad mit privaten Anbietern. Die großen Firmen ziehen mit. Das ist ein Pfad, den wir breiter anlegen werden.
Was hättest du rückblickend anders gemacht?
Grillmeier: Man wünscht sich immer den perfekten Weg. Aber ohne Schwerpunktversorger überleben kleine Häuser nicht – weder finanziell, personell noch qualitativ. Wer etwas anderes will, muss Finanzierung und Personal benennen. Wir stabilisieren jetzt – mit ehrlichem Blick, ohne Heilsversprechen.
Nächste Woche im Echo: Sommerinterview mit Landrat Grillmeier (4) – Wie Digitalisierung außerhalb der Metropolen gelingt
Versorgung, wie sie ist – und wie sie werden kann
- KNO AG: Schwerpunkte bündeln, Nähe sichern.
- Tirschenreuth: Akutmedizin & Geriatrie; Notfallambulanz 5000 bis 6000 Fälle/Jahr.
- Kemnath: einfache Notaufnahme als regionale Stütze.
- Prävention: Geriatrie Erbendorf (bald in Tirschenreuth) Sibyllenbad/Bad Neualbenreuth.
- Nachwuchs & MVZ: Hausarztschmiede, Kommunen helfen aktiv bei der Ärzteansiedlung.
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