SSV Jahn besiegt sich bei Hannover 96 selbst

Hannover/Regensburg. Vor dem Spiel war Jahn-Trainer Mersad Selimbegović „wunschlos glücklich“, mit der ersten Niederlage im Gepäck hat sich das Glücksgefühl wohl gelegt. Fünf Hochkaräter vorne vergeigt, den zweiten Schuss von Hannover 96 in Hälfte 2 zum Eigentor in die Maschen gestolpert. Regensburg ist reichlich bedient.

Jungtalent Antonio Foti von Hannover 96 hält drauf, Steve Breitkreuz hält den Schlappen hin: So wenig braucht es für die erste Saisonniederlage des SSV Jahn Regensburg. Bild: Jürgen Herda

Regensburg steckt in einem Spiel, in dem der SSV Jahn die weitaus besseren Chancen hatte, das erste Gegentor und die erste Niederlage der Saison ein. In Durchgang Eins kommt Jahn Regensburg von knapp 21.000 Zuschauern nach anfänglicher Überlegenheit von Hannover 96 immer besser ins Spiel. Prince Osei Owusu schafft es zweimal aus kürzester Distanz nicht, den besten Niedersachsen, Keeper Ron Robert Zieler zu überwinden.

So geht es mit einem 0:0 in die Pause. Die zweite Halbzeit hat der Jahn bis zum Eigentor durch Steve Breitkreuz vollständig im Griff. Vor allem die letzten Minuten haben es in sich, in denen der SSV beste Chancen nicht nutzen kann und Hannover schlussendlich als glücklicher Gewinner feststeht.

Mersad Selimbegović muss auf den stets umtriebigen Joshua Mees verzichten, für den an muskulären Problemen laborierenden Außenspieler rückt Charalambos Makridis in die Startelf. Die Hannoveraner treten mit der vom Jahn-Coach erwarteten Doppelspitze an, im Mittelfeld läuft Ex-Jahn-Spieler Max Besuschkow auf – ohne große Akzente zu setzen.

Hannover 96 in den Anfangsminuten besser

Nach etwas schläfrigen Anfangsminuten, deren Highlight ein Freistoß von Nicklas Shipnoski direkt in die Arme von 96-Keeper Ron-Robert Zieler ist (2.), übernehmen die Hausherren zusehends das Heft des Handelns. Zum ersten Mal muss Jahn-Schlussmann Dejan Stojanovic in der 10. Minute nach einem Kopfball von Havard Nielsen infolge einer Ecke richtig zugreifen. Ein weiterer Abschluss in derselben Minute der Hannoveraner kann der Jahn-Keeper dann getrost um den Pfosten schauen.

Der SSV kommt dann zwar ab und an in die Hälfte des Heimteams, kann das aber kaum in Abschlüsse ummünzen. Zieler muss effektiv nur bei einer laschen Ablage in die Mitte von Andreas Albers (14.) und einer missglückten Flanke von Shipnoski (17.) eingreifen. Stojanovic, sein Pendant auf der anderen Seite, muss da deutlich häufiger reagieren, wie unter anderem nach einer guten Kombination der 96er in den SSV-Strafraum (15.). Allgemein ist die Jahn-Elf mehr am Reagieren als in der Rolle des aktiven Spielgestalters.

Owusu hat Jahn-Führung zweimal auf dem Fuß

Es scheint so, als dass die kurze Trinkpause – die aufgrund der Hitze im Stadion mehr als nötig ist – einen unterschiedlichen Effekt auf beide Mannschaften hat. Hannover, bis dahin deutlich besser in der Partie, jetzt eher zurückgezogen, während Regensburg in Person von Bene Saller wie wachgeküsst loslegt. Nach dem Flankenlauf über rechts in der 25. Minute findet Sallers flache Hereingabe aber keinen Mitspieler. Saller ist es dann auch, der die erste große Chance des SSV in Halbzeit Eins auflegt. Doch seine Vorlage kann Owusu, der aus der Drehung versäumt, den Kopf zu heben und nur Zieler anschießt, nicht im Tor unterbringen (36.).

Bis zum Pausenpfiff entwickelt sich ein deutlich attraktiveres Spiel als bisher. Das vermeintliche Führungstor durch Andreas Albers (39.) wird aufgrund einer Abseitsstellung aberkannt, weil sich bei der verzögerten Ausführung des Freistoßes im Vorgang die Jahn-Elf selbst ausgetrickst hat. In der 44. Minute prüft dann Derrick Köhn SSV-Torwart Stojanovic mit einer Fackel aus 18 Metern, die der Keeper im Nachgreifen aber sichern kann. In der zweiten Minute der Nachspielzeit hat wiederum Owusu die Führung auf dem Fuß, doch abermals gerät sein Abschluss – nachdem der erste Schuss schon an einem Abwehrspieler hängenblieb – zu unplatziert und Zieler kann erneut halten. Dann geht es nach einer zweigeteilten ersten Halbzeit, in der jedoch keines der beiden Teams so wirklich dominieren kann, in die Pause.

Jahn Regensburg spielt Hannover an die Wand

Der umtriebige, aber glücklose, Owusu setzt auch nach Wiederanpfiff die erste Duftmarke. Nach einem brachialen Solo in den Sechzehner der Rothosen (53.) wird er schließlich von Sei Muroya am Abschluss gehindert. Ansonsten sind, wie schon im ersten Durchgang, zu Beginn von Halbzeit zwei klare Chancen eher Mangelware. Auffällig ist, dass der Jahn besonders nach Standards Gefahr entwickeln kann und auf der anderen Seite hinten sicher steht. Im weiteren Verlauf sehen die Zuschauer ein Spiel, dass bestenfalls für Taktik-Experten unterhaltsam sein dürfte.

Erst die 72. Minute bringt dann wieder Torgefahr. Nach einer feinen Flanke an den Fünfer spitzelt ein 96-Verteidiger vor Aygün Yildirim, aber auch vor dem eigenen Torwart, den Ball weg und legt dem heraneilendem Leon Guwara auf. Der kommt aber etwas zu spät gegen Luka Krajnc und kann somit nicht ins verwaiste Tor vollenden. Regensburg ist dann am Drücker und hat die bislang dickste Chance im zweiten Durchgang. Ein Chip-Freistoß in den 96-Strafraum sorgt für komplette Verwirrung bei den Hausherren und verhilft Jan Elvedi zum Abschluss (75.). Der umherirrende Zieler kann gerade noch so zur Ecke klären.

Jahn-Keeper Stojanovic muss das erste Mal hinter sich greifen

Die Jahn-Elf sollte ihre fahrlässige Chancenauswertung bald bereuen. Erst kann Stojanovic noch mit allem was er hat einen Kopfball von Nicolo Tresoldi aus dem Sechzehner befördern (79.), kurz darauf klingelt es aber zum ersten Mal in dieser Saison im Jahn-Kasten. Der am langen Eck sträflich alleingelassene António Fóti nimmt nach einer Flanke Maß und zielt aufs lange Eck. Schlussendlich ist es Steve Breitkreuz, der den Schlappen hinter dem schon geschlagenen Stojanovic in den Abschluss hält und die Kugel in die eigenen Maschen bugsiert (83.).

In den verbleibenden Minuten versucht der Jahn alles, um die Niederlage noch abzuwenden, kann aber kaum strukturiert in die gegnerische Hälft vordringen. Im Gegenteil kommt Hannover in Person Sebastian Kerk noch zu zwei gefährlichen Distanz-Abschlüssen (89./90.+2), die allerdings beide das Tor knapp verfehlen. Einzig eine Einzelaktion vom eingewechselten Kaan Caliskaner hat noch Potenzial Gefahr zu erzeugen (90.+2), dieser dribbelt sich aber an der Defensive von Hannover fest. Nach fünf Minuten Nachspielzeit ist die erste Saison-Niederlage des SSV Jahn Regensburg dann besiegelt.

Aufstellung und Tore

Aufstellung Hannover 96: Zieler – Köhn, Krajnc (77. Neumann), Börner, Muroya – Schaub (46. Kerk), Kunze, Teuchert (67. Tresoldi), Besuschkow (67. Fóti) – Beier (77. Stolze), Nielsen

Aufstellung Jahn Regensburg: Stojanovic – Guwara, Elvedi, Breitkreuz, Saller (46. Faber) – Makridis (82. Gouras), Thalhammer, Gimber, Shipnoski (82. Caliskaner) – Albers, Owusu (70. Yildirim)

Tore: Steve Breitkreuz (Eigentor/83.)

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